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Nach bitteren Zerwürfnissen

Letzte Gemeinderats-Sitzung mit Bürgermeister Anton Wallner: Streitereien jetzt beigelegt?

Bürgermeister Anton Wallner bei seinem Abschied aus dem Gemeinderat von Bad Feilnbach.
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Bürgermeister Anton Wallner bei seinem Abschied aus dem Gemeinderat von Bad Feilnbach.

Es lag durchaus Spannung in der Luft vor der letzten Sitzung des Feilnbacher Gemeinderates unter der Leitung von Anton Wallner als Bürgermeister. Würde es aufgrund der öffentlich gewordenen Zerwürfnisse zur offenen Abrechnung kommen? Oder sich ein Ende der Auseinandersetzungen abzeichnen?

Bad Feilnbach – Wie schon bei der ersten Gemeinderatssitzung nach der Bürgermeisterwahl war auch am Donnerstag (29. Februar) der Saal im Rathaus Bad Feilnbach brechend voll. Allein schon mit der Zukunft des Auer Schützenstandes, den Bauplänen für ein großes Areal am Kreuthweg und der neu zu gründenden Musikschule standen Themen auf der Tagesordnung, die von gesteigertem öffentlichen Interesse waren.

Doch auch der letzte Tagesordnungspunkt mit dem Titel „Abschied Erster Bürgermeister Anton Wallner“ hatte für viele, die die Ereignisse rund um die Bürgermeisterwahl vom 15. Januar 2024 sowie die erste Sitzung nach diesem Ereignis am 25. Januar 2024 verfolgt hatten, große Zugkraft.

Zum einen stand an diesem Abend noch die Stellungnahme von Stephan Oberprieler (Grüne) zu der persönlichen Erklärung Wallners in der Sitzung am 25. Januar aus. Wallner hatte darin die in seinen Augen unwürdige und schmutzige Wahlkampf-Kampagne gegen seine Person aus dem Lager der Unterstützer des Wahlsiegers Max Singer (ÜW) angeprangert.

Am Ende jener Sitzung hatten die Vertreter der Fraktionen von CSU, ÜW und SPD/PF sowie Grünen-Rat Thomas Forster (ausdrücklich nicht für seine Fraktion) auf die Erklärung reagiert, während Oberprieler ankündigte, das Gehörte erst einmal sacken zu lassen und in der darauffolgenden Sitzung eine Stellungnahme abzugeben.

Dazu kam es nun aber nicht: Wallner hatte eingangs der Sitzung, die er mit ungewohnt leiser und verhaltener Stimme führte, darum gebeten, die Bürgermeisterwahl und die erste Sitzung nach der Wahl an diesem Abend – es war die 74. und letzte Sitzung unter seiner Führung – nicht mehr zu thematisieren und die aktuelle Sitzung sachlich über die Bühne zu bringen. Dieser Bitte kam Oberprieler, wie er sagte, gerne nach, und steckte sein Manuskript wieder weg.

Wallner zieht Bilanz seiner Amtszeit

Es war schon kurz vor 22 Uhr, als Wallner dann Abschied aus dem Gremium nahm. In den sechs Jahren seiner Amtszeit habe er in rund 180 Sitzungen „zwei ganz unterschiedliche Gemeinderäte erlebt“. Vom ersten sei 2018 er als neuer Bürgermeister als „sehr gut funktionierenden und arbeitenden Gemeinderat sehr gut, wohlwollend und voller Vertrauen“ aufgenommen worden. Der „neue“ Gemeinderat hingegen sei „von Anfang sehr misstrauisch gewesen“.

Gemeinsam habe man in den sechs Jahren auch schwierige Zeiten und Krisen durchlebt. Diese habe die Gemeinde jedoch gut gemeistert. Auch seien sie durchaus lehrreich gewesen, erinnerte Wallner an die Corona-Pandemie, die Diskussionen um G5 oder an die Pläne für den Brenner-Nordzulauf, die auch Bad Feinbach betroffen hätten. Stolz sei er auf das enorme bürgerschaftliche Engagement, das bei der Aufnahme von Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet seien, an den Tag gelegt werde.

Stolz auf Bürgerbeteiligungsprozesse

„Meine Aufgabe, die Gemeinde weiterzuentwickeln, habe ich sehr, sehr gerne gemacht“, bekräftige der scheidende Bürgermeister und hob die gemeinsam erreichten Ziele hervor. Darunter die gute Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen, „top aufgestellte und ausgestattete Schulen“, die Dorfgemeinschaftshäuser, die Nahwärme Bad Feilnbach, Schwimmbadsanierung, Digitalisierung der Gemeinde und vor allem die neue Ortsmitte.

Stolz sei er nicht nur auf die diversen Bürgerbeteiligungsprozesse wie bei der Entwicklung des Tannenhofs, beim Baukulturprojekt oder nun beim Trogerhaus, sondern auch auf die Vorreiter- und Vorzeigerolle, die Bad Feilnbach vielfach einnehme. Hier nannte er den innovativen Gedenkwald-Friedhof sowie die führende Mitwirkung der Kommune in der Ökomodell-Region, im Chiemsee-Alpenland-Tourismus oder auch im Leader-Projekt.

Sein Dank galt „allen Gemeinderäten, die mich als Bürgermeister gut begleitet und unterstützt haben“, der CSU-Fraktion mit ihrem Vorsitzenden Martin Kolb und vor allem seinem langjährigen Weggefährten und Zweiten Bürgermeister Josef Rauscher (CSU) für dessen Unterstützung und Loyalität: „Zwischen uns hat kein Blatt Papier gepasst.“ Sichtlich schwer fiel ihm auch der öffentliche Abschied von Geschäftsführer Helge Dethof und „allen Mitarbeitern der Gemeinde, zu denen ich allen ein gutes Verhältnis hatte. Ihr seid mir wie eine Familie gewesen und ich bin hier wahnsinnig gerne reingegangen.“

Wallner: Habt Mut zur Entscheidung

Mit Blick auf die Zukunft wünschte er dem Gemeinderat viel Mut, die Dinge anzugehen: „Verharrt‘s nicht. Schaut‘s nach vorn. Habt‘s Mut zu Euren Entscheidungen!“ Denn Mut sei etwas, das er manchmal vermisst habe im Gemeinderat. Vor allem wünsche er dem Gremium ein gutes Arbeitsklima, denn das brauche es jetzt unbedingt in Bad Feilnbach. „Es ist ein großer Riss im Gemeinderat. Aber, was wir brauchen, ist doch eine ,Fraktion für Bad Feilnbach‘, ein Zusammenhalten, eine Allianz. Wir haben eine Aufgabe, wir haben einen Bürgerauftrag, wir sollen die Gemeinde nach vorne bringen. Da haben Ideologie und Parteienherkunft keinen Platz!“

Es war mir eine Freude, es war mir eine Ehre, Bürgermeister der Gemeinde Bad Feilnbach zu sein. Vielen Dank!

Bürgermeister Anton Wallner

Seinem Nachfolger Max Singer wünschte Wallner „alles Gute, dass Du einen Spaß an Deiner Aufgabe findest. Es ist viel da, viele offene Projekte, die ich gerne fertiggebracht hätte. Wenn ich gewusst hätte, dass ich aufhöre, hätte ich das ein oder andere vielleicht nicht mehr gemacht. Doch: Die Gemeinde ist gut aufgestellt und bereit für eine gute Zukunft.“

Wallners Schlusssatz „Es war mir eine Freude, es war mir eine Ehre, Bürgermeister der Gemeinde Bad Feilnbach zu sein. Vielen Dank“ folgte dann eine offene und deutlich demonstrierte Bekundung der Wertschätzung seiner Arbeit: Nicht nur alle Zuhörer, sondern auch ausnahmslos alle Gemeinderäte erhoben sich. Rund eine Minute hielten die stehenden Ovationen für Anton Wallner an.

Das sind die Stellungnahmen der Fraktionen

Das letzte Wort hatten die Fraktionen. Der künftige Bürgermeister Max Singer konstatierte im Namen der ÜW-Fraktion, dass Wallner „sehr viele und sehr gute Dinge auf den Weg gebracht und gemeinsam mit Verwaltung und Gemeinderat wichtige Weichen für die Zukunft gestellt“ habe. Die Sitzung am 25. Januar „mit den persönlichen Anfeindungen hätte es jetzt so nicht gebraucht“, doch die gesamte Fraktion wünsche ihm und seiner Familie „ganz ehrlich gemeint alles Gute, viel Glück und Gesundheit“ und bedanke sich für sein Engagement, das weit über den normalen Einsatz hinausgegangen sei.

„Ich hoffe, Du kannst mit dem nötigen zeitlichen Abstand einen inneren Frieden finden.“

Dritter Bürgermeister Christian Bergener (ÜW)

Dritter Bürgermeister Christian Bergener (ÜW) erklärte, nach einem langen und guten persönlichen Gespräch mit Wallner einen großen Teil seiner vorbereiteten Rede gestrichen zu haben. Es habe auf beiden Seiten emotionale Phasen gegeben. „Aber verhärtete Fronten bringen nichts, sie kosten nur Energie und Kraft. Es kann nur Verlierer geben, darum lasse ich das heute.“ Er bescheinigte Wallner, auf vieles, was er in seiner Amtszeit erreicht habe, stolz sein zu können und endete mit dem Wunsch: „Ich hoffe, Du kannst mit dem nötigen zeitlichen Abstand einen inneren Frieden finden.“

Inge Gasteiger bedankte sich im Namen der SPD/PF-Fraktion für Wallners Einsatz und Arbeit in den vergangene sechs Jahren. „Sie sind ein fleißiger und unermüdlicher Arbeiter, das ist nicht zu verleugnen. Sie haben sehr viele und neue Dinge für unsere Gemeinde auf den Weg gebracht. Vielen Dank.“

Stellvertretend für die an diesem Abend nicht anwesende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sieglinde Angermaier, schloss auch Stephan Oberprieler mit der Würdigung Wallners für dessen Einsatz für die Gemeinde. Dieser sei vorbildlich gewesen „und ist über das Normale mit Sicherheit hinausgegangen“.

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