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„Bahnfahren aus dem Mangfalltal Richtung München eher russisches Roulette!“

Leser beklagt BRB-Betrieb zwischen Holzkirchen und Rosenheim: Das sagt die Bahn

Bayern investiert in die Bahn im Oberland
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Ein Zug der Bayerischen Regionalbahn (BRB).

Einer unserer Leser wendete sich mit ausführlichen Schilderungen über Missstände beim Bahnbetrieb der BRB zwischen Holzkirchen und Rosenheim an unsere Redaktion, welche seiner Angabe nach seit Juni bestehen würden. Wir haben uns bei dem Bahnbetreiber und dem Fahrgastverband Pro Bahn erkundigt, was es damit auf sich hat.

Update, Freitag, 08. September: Statement der Deutschen Bahn

„Die Anzahl der Langsamfahrstellen auf dem Streckennetz der DB verändert sich täglich. Es gibt zum einen solche, die aufgrund von Modernisierung oder Instandhaltung der Infrastruktur entstehen und die wir in der Regel mit längerem Vorlauf einrichten. Zusätzlich gibt es solche, die kurzfristig entstehen können, beispielsweise durch Mäharbeiten, Grünrückschnitt, Sicherungen bei Inspektionen oder Personen im Gleis“, erklärt ein Sprecher der Deutsche Bahn AG gegenüber unserer Redaktion, „So kurzfristig sie entstehen, so schnell können sie auch enden: nach wenigen Minuten oder Stunden können sie bereits wieder aufgehoben sein. Die Daten zu Langsamfahrstellen werden daher permanent aktualisiert und in der Regel digital auf den Führerstand der Züge eingespielt.“

Der Artikel vom Montag, den 04. September:

Holzkirchen/Rosenheim - „Aktuell gleicht Bahnfahren aus dem Mangfalltal in Richtung München eher russischem Roulette!“, klagt ein Leser gegenüber unserer Redaktion, „Aktuell sollten auf der Mangfalltalbahn laut BRB-Webseite eigentlich keine Baustellen bestehen. Doch die Realität sieht ganz anders aus: Zahlreiche Langsamfahrstellen. Zwischen Kreuzstraße und Feldkirchen-Westerham bestehen mindestens zwei davon, zwischen Bad Aibling und Kolbermoor zwei weitere. Ich habe zweimal bei der BRB angerufen und um Auskunft gebeten, bis wann die Langsamfahrstellen bestehen bleiben und keine Reaktion erhalten. Auch wurde versprochen, eine Information hierzu auf der Webseite zu veröffentlichen, was ebenfalls nicht passierte. Unterdessen sind Verspätungen von etwa zehn Minuten jeden Tag bei der Ankunft in Rosenheim derzeit Alltag. Die beiden Züge RE5 und RE54 in Richtung München warten nicht, sodass ich in Rosenheim über eine halbe Stunde verliere.“

„Mein Arbeitsweg kann dann gut und gerne zwei Stunden dauern, dann habe ich aber noch einen vollen Arbeitstag vor mir! Bei der Rückfahrt sieht es nicht viel besser aus: Die Züge nach Rosenheim fahren oft genug bereits mit Verspätung von München Hauptbahnhof los. Zwischen Großkarolinenfeld und Rosenheim steht der Zug meistens, sodass ich in Rosenheim den Anschluss verpasse“, fährt der Leser fort, „Die Umsteigezeit in Rosenheim in Richtung Holzkirchen ist knapp bemessen, die Fahrdienstleiter der BRB weigern sich beharrlich den Anschlusszug nach Bad Aibling warten zu lassen, wenn der Regionalexpress aus München Verspätung hat. Nicht selten sehe ich bei der Einfahrt aus München die Regionalbahn in Richtung Holzkirchen auf der anderen Seite ausfahren. Und so stehe ich auch bei der Rückfahrt nach Hause nicht selten 30 Minuten wieder in Rosenheim. Die Argumentation der BRB: ‚Es fährt doch ein Zwischenzug‘ - was auch immer das sein soll. Bei einer Wartezeit von 30 Minuten handelt es sich mitnichten um einen Zwischenzug.“

Leser beklagt BRB-Betrieb zwischen Holzkirchen und Rosenheim

„Es ist uns vom Fahrgastverband bekannt, dass es aktuell zu starken Beeinträchtigungen kommt. Die Gründe liegen hier aber nicht nur bei der BRB. Die vom Leser angesprochen Langsamfahrstellen werden von der DB Netz aufgestellt und dies geschieht zur Sicherheit im Bahnverkehr. Es ist leider kein neues Problem, dass nach den regelmäßig stattfindenden Messfahrten neue Langsamfahrstellen hinzukommen“, berichtet Marco Kragulji vom Fahrgastverband PRO BAHN e.V., „Der Fahrplan wird zwar mit Zuschlägen berechnet, aber ab einer bestimmten Anzahl von Langsamfahrstellen (LAs) ist auch der Puffer ausgereizt. Die aktuelle Situation des Eisenbahnnetzes in Deutschland ist sehr angespannt, da es durch den Branchenweiten Personalmangel nicht mehr gelingt solche LAs zeitig zu beseitigen. Auch führen Langsamfahrstellen zu kurzfristigen Baustellen, was wieder zu Verspätungen oder gar Ausfällen führt.“

„Die Situation mit den verpassten Umsteigeverbindung ist leider auch bekannt. Ein Disponent, wie hier von der BRB, kann leider nicht alleine entscheiden ob ein Zug wartet oder nicht. Hier gibt es von der DB Netz bestimmte Regeln, um die Stabilität des Fahrplans zu halten. Zu einer Überprüfung, ob ein Zug warten kann oder nicht, muss jedoch der Disponent wissen, dass es Umsteiger gibt“, fährt Kragulji fort, „Dies geschieht für den Fahrgast, indem er den Fahrgastbegleiter seinen Umsteigewunsch mitteilt. Nur so kann der Disponent erfahren wie viele Umsteiger es gibt und kann dann die Überprüfung starten. Auf meine Anfrage, wie dies bei der BRB geht wenn kein Fahrgastbegleiter an Board ist, bekam ich als Antwort, dass in diesem Fall die Sprechstellen an den Türen verwendet werden können.“ Dies bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion auch Annette Luckner, Pressereferentin der BRB. „Im Fall von Baustellen wissen wir immer schon lange im Voraus bescheid. Langsamfahrstellen werden jedoch teils enorm kurzfristig entschieden, was es schwierig bis unmöglich macht, entstehende Verspätungen schnell genug zu kommunizieren.“

Fahrgastverband mit Kommunikation der BRB nicht zufrieden

„Mit der Kommunikation der BRB sind wir aus Sicht des Fahrgastes nicht zufrieden. In den letzten Wochen häuften sich mehrere Ereignisse, wie der Lok-Brand in Traunstein oder das Unwetter am Samstag, den 26. August, bei denen die Fahrgäste auf Informationen angewiesen sind. Hier mussten wir leider feststellen, dass es teilweise lange dauert, bis brauchbare Informationen über APP, Homepage oder im Zug zur Verfügung stehen“, kritisiert der Fahrgastvertreter, „Leider mussten wir feststellen, dass es von den fünf Netzen nur bei einem, Oberland, einen X-(Vormals Twitter-)Account gibt, der teilweise sehr schnell Informationen liefert. X soll keinesfalls die Universalquelle für Verspätungs- und Störungsinformationen sein, aber es ist für den Fahrgast nicht zu verstehen, warum man in einem Netz Infos schnell kriegen kann und in den anderen nicht. Und vor allem nicht, dass Informationen über Drittanbieter kommuniziert werden als über die eigenen Plattformen.“

„Leider sind diese Probleme nicht neu, sie sind nur angesichts der höheren Fahrgastzahlen durch das Deutschlandticket und den aktuellen schlechten Zustand des Schienennetzes deutlicher zu spüren als sonst. Auch anderer Bahnbetreiber wie die SOB haben diese Probleme. Aktuell ist es im Werdenfelsnetz durch Baustellenverlängerung und kurzfristig neuen Baustellen für die Fahrgäste eine wahre Herkulesaufgabe an die passenden Informationen zu kommen“, schließt Kragulji, „Wir haben beim Fahrgastverband PRO BAHN den Lok-Brand bei Traunstein auch als Anlass genommen, uns die Informationsqualität in den kommenden Wochen genauer anzuschauen und werden sehr wahrscheinlich bei Bedarf eine Aktion starten.“

BRB betont: Fahrgastinformation wichtiges Thema

„Die Fahrgastinformation ist für uns eines der wichtigsten Themen. Leider empfindet sie der Fahrgast bei unvorhersehbaren Ereignissen manchmal als unzureichend. Doch es ist bei kurzfristig eintretenden, großen Ereignissen nicht immer möglich, zeitnah zu informieren, weil schlichtweg die Informationen fehlen, die dem Fahrgast weiterhelfen. Die Informationen kommen über unsere Triebfahrzeugführenden, unsere Kundenbetreuenden, die DB Netz AG, Fahrdienstleiter und so weiter in unserer Betriebsleitzentrale an, werden dort zusammengeführt und verarbeitet und es wird entschieden, was zu tun ist“, erklärt wiederum BRB-Vertreterin Annette Luckner, „Die Faktenlage ist nicht immer von Anfang an klar, deshalb kann nicht sofort eine Information über Länge der Störung, Umfang, mögliche Zugausfälle, Schienenersatzverkehr etc. an die Fahrgäste herausgehen. Beim Schienenersatzverkehr tun wir uns seit geraumer Zeit sehr schwer, Busunternehmen zu finden, die diesen kurzfristig übernehmen können, denn in der gesamten Mobilitätsbranche herrscht Arbeitskräftemangel. Unsere Mitarbeitenden telefonieren alle infrage kommenden Unternehmen durch, auch das kostet Zeit.“

„Wir haben nicht auf alle Informationskanäle direkten Einfluss, das System ist über die Jahre gewachsen (und die Schnittstellen sind störanfällig. Leider haben wir in letzter Zeit immer wieder mit Cyberangriffen zu kämpfen, weshalb unsere Sicherheitsstandards je nach Sicherheitslage erhöht werden und ein mehrmaliges Aufrufen unserer Webseite kurz hintereinander dann einige Zeit nicht mehr möglich ist. Das ist nicht im Sinne der Fahrgäste, aber der Schutz unserer Daten macht diese Vorkehrung leider in bestimmten Situationen nötig. Bei der App sind wir in engem Austausch mit unserem Dienstleister, um künftig zuverlässiger informieren zu können. X, vormals Twitter, ist für uns deshalb nachrangig, weil wir kaum Fahrgäste haben, die diesen Kanal nutzen. Damit würde sich auch der Zeitaufwand für unsere Mitarbeitenden weiter erhöhen“, schließt Luckner, „In der neuen MoBY-App können Fahrgäste ihre Anschlusswünsche eingeben und erhalten dann eine Rückmeldung auf ihr Handy. Das ist der einfachste Weg, um Anschlusswünsche mitzuteilen. Allerdings ist es, wie schon telefonisch besprochen, nicht immer möglich, diese auch zu erfüllen.

hs

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