Bahnbrechende Kooperation
Klimaticket zwischen Tirol und Oberaudorf: Ein Meilenstein mit Symbolkraft
Das grenzüberschreitende Klimaticket soll nicht nur Pendlern den Alltag erleichtern. Was bringt es für die Region wirklich?
Kiefersfelden/Oberaudorf Seit 1. Juli gelten die Klimatickets des VVT (Verkehrsverbund Tirol) auch in den Zügen des BRB (Bayerische Regionalbahn) auf der Strecke zwischen Kufstein und Oberaudorf. Ganzjährig und ohne Aufpreis (wir berichteten). Mit spürbar großem Stolz präsentierten bayerische wie Tiroler Repräsentanten am Dienstag diese neue grenzüberschreitende Errungenschaft und testeten gleich die Strecke zwischen Kufstein und Kiefersfelden.
Neuerung für Tiroler Jahrestickets
„Was bringt diese Neuerung wirklich in der Praxis?“ fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger der Region, zumal sich diese Neuerung nur auf Tiroler Jahrestickets bezieht und jährlich dem Landkreis 40.000 Euro und den beiden Gemeinden Kiefersfelden und Oberaudorf je 5000 Euro kostet. Erworben werden kann das Jahresticket online auf tickets.vvt.at und an allen Tiroler Verkaufstellen, zum Beispiel im Bahnhof Kufstein.
Ein konkretes praktisches Beispiel fuhr bei der Präsentationsfahrt zufälligerweise gleich mit. Eine Schulklasse aus Wörgl, die alle über ein Schülerjahresticket des VVT verfügten, nutzte die neue Möglichkeit und fuhr über die Grenze nach Kiefersfelden, um am Hödenauersee ihren Sporttag am Wasserskilift zu verbringen.
Ein Schüler-Klimaticket für 99 Euro im Jahr
Der Kieferer Bürgermeister Hajo Gruber (UW) freute sich über dieses „wunderbare Beispiel grenzüberschreitender Nutzung“. Er wartete gleich mit einem weiteren Beispiel aus eigener Familie auf: „Meine Töchter sind in Kufstein ins Gymnasium gegangen und studierten anschließend in Innsbruck. Mit den heutigen Klimatickets hätten sie das nun mit einer einzigen Fahrkarte und extrem kostengünstig gekonnt.“
Dem stimmte der Rosenheimer Landrat Otto Lederer gerne zu: „Aus Kiefersfelden und Oberaudorf fahren aktuell 50 bis 70 Schüler ins Kufsteiner Gymnasium. Dazu brauchen sie ab sofort nur noch ein Klimaticket für 99 Euro im Jahr und können zusätzlich alle Zugverbindungen bis Innsbruck nutzen.“ Was sich zeitlich gut trifft, da ab nächstem Schuljahr kein kostenloser Busverkehr mehr besteht. Der Landkreis stellt diese freiwillige Leistung ein.
Individualverkehr mit dem Pkw entbehrlich
Rundum positiv sieht es auch der Oberaudorfer Bürgermeister Dr. Matthias Bernhard: „Diese Möglichkeit spiegelt die Lebenswirklichkeit der hier lebenden Menschen wieder. Für sie gibt es seit Langem keine Grenzen in ihrem gesellschaftlichen und beruflichen Leben mehr. Ich denke da zum Beispiel an die Berufspendler aus meinem Ort Richtung Tirol .“ Auch für das örtliche Tourismusangebot sieht er große Vorteile, da nun die Tiroler unter anderem das große Freizeitangebot der Hockeckbahn ohne zusätzliche Ticketkosten nutzen können. „Damit wird viel Individualverkehr mit dem Pkw entbehrlich.“
Landrat Otto Lederer sprach mit seiner Zusammenfassung allen Beteiligten an dem in Rekordzeit von zwei Jahren umgesetzten Projektes aus der Seele: „Die Erweiterung des Tiroler Klimatickets auf die bayerischen Grenzgemeinden.
Zeichen für gute Nachbarschaft
Kiefersfelden und Oberaudorf ist ein Meilenstein mit Symbolkraft. Die Ländergrenzen verschwimmen einmal mehr, und es ist ein weiteres wichtiges Zeichen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die gute Nachbarschaft und die langjährige Freundschaft zwischen Bayern und Tirol. Die neue Verbindung zwischen den Verbundpartnern beider Seiten bietet vielfältige Möglichkeiten für die Menschen in Tirol und Bayern und ist ein Anreiz, das eigene Auto gegen die Bahn zu tauschen und so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“ Euregio Inntal Präsident Christoph Schneider wagte zudem einen Blick voraus: „In naher Zukunft wünsche ich mir eine Erweiterung auch auf der anderen Seite des Inns und bis in die Stadt Rosenheim.“