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Interview vor seinem Auftritt in Wasserburg

„Schlechte Laune bringt uns nicht weiter“: So tickt der Kabarettist Tobias Mann privat

Tobias Mann hat eine starke Bühnenpräsenz. Doch wie tickt er privat? Der preisgekrönte Kabarettist verrät es im Interview.
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Tobias Mann hat eine starke Bühnenpräsenz. Doch wie tickt er privat? Der preisgekrönte Kabarettist verrät es im Interview.

Er sagt von sich, er sei eine „analoge Rampensau“. Fest steht: Kabarettist Tobias Mann wirkt auf der Bühne stets gut drauf. Satire und Spaß verspricht auch sein Auftritt beim „Montagsbrettl“ von Michi Altinger In Wasserburg. Ein Gespräch über den privaten Mann, gute und schlechte Laune, Fastnacht und Karneval.

Wasserburg – 2024 war Michael Altingers Brettl ein so großer Erfolg, dass er heuer mit einem Doppel-Pakt startet: Diesmal gibt es nicht nur am Montag, 10. März, die Kabarettveranstaltung im Rathaus von Wasserburg, sondern auch am Sonntag, 9, März. Auf der Bühne steht auch der mit fast allen Preisen dekorierte Tobias Mann aus Mainz. Im Interview mit der Wasserburger Zeitung, ovb-online.de und wasserburg24.de verrät er unter anderem, warum immer so gut gelaunt rüberkommt.

„Grundlos gute Laune“, haben Sie Ihren Podcast mit Philip Simon betitelt. In der Tat wirken Sie auf der Bühne stets, als seien sie von Natur aus sehr gut drauf. Vergeht Ihnen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland wirklich nie die gute Laune?

Tobias Mann: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust – der zynische Kabarettist in mir sieht die aktuelle Lage und denkt: „Gutes Material!“, aber der Mensch Tobias Mann schlägt natürlich regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. Und doch ist meine Lebensphilosophie, dass schlechte Laune uns nicht weiterbringt. Gerade Humor ist oft das einzig probate Mittel, um mit all den Herausforderungen der Zeit klarzukommen. Ich habe sicherlich ein sonniges Gemüt, aber ich nehme Schlechtwetterfronten durchaus wahr – und bin froh, dass ich sie in meinem Programm quasi kathartisch verarbeiten kann.

Viele Kabarettisten, auch Ihr Gastgeber in Wasserburg, Michi Altinger, produzieren jetzt auch Podcasts. Bereitet Ihnen dieses neue Medium ebenfalls gute Laune? Oder springen Sie nur auf, weil ein Podcast-Angebot heutzutage genauso dazu gehört wie der Insta- und Facebook-Auftritt?

Mann: Es ist ja nicht mein erster Ausflug in die Podcast-Welt. Ich habe vor einigen Jahren die Interview-Reihe „German Funny Bones“ produziert und lange Zeit einen Film-Podcast mitgestaltet. Außerdem bin ich selbst leidenschaftlicher Hörer. Da war es natürlich naheliegend, dass ich irgendwann auch mal einen Kabarett-Podcast starte. Es hat mir nur der richtige Partner gefehlt – den habe ich dann mit Philip Simon gefunden. Wir kennen, mögen und schätzen uns schon ewig. Als Philip mal in einem Nebensatz erwähnte, dass er über einen Podcast nachdenkt, war ich sofort Feuer und Flamme. Insofern ist auch dieser Podcast – so wie eigentlich alles, was ich mache – ein echtes Herzensprojekt.

Ein Hauptthema Ihres Programms ist die Frage „Real oder Fake?“ Haben Sie eigentlich selbst Angst, eines Tages durch einen Avatar ersetzt zu werden?

Mann: So weit hergeholt ist die Utopie – oder Dystopie, je nachdem wie man das sieht – gar nicht. Ich mache in jeder Show den Test mit dem Publikum, wie gut die KI schon als Kabarettist funktioniert. Dazu lasse ich live und in Echtzeit von einem KI-Programm mit Anregungen der Zuschauer einen Comedytext erstellen und trage das dann vor. So viel sei verraten: Da ist noch ordentlich Luft nach oben – zum Glück. Allerdings wird die KI tagtäglich besser. Und dennoch: Der menschliche Faktor wird niemals zu ersetzen sein. Letztlich ist alles, was die KI ausgibt, lediglich die Reproduktion von bestehenden Inhalten. Gerade Gefühle und den „echten“ Kreativprozess mit im besten Fall nie dagewesenem Ergebnis wird die KI vermutlich nicht bieten können. Und zu guter Letzt bin ich davon überzeugt, dass ein digitales Hologramm auf der Bühne niemals die gleiche Verbindung zum Publikum aufbauen können wird, wie die gute, alte, analoge Rampensau.

Sie haben eine starke Bühnenpräsenz, agieren mit vollem Körpereinsatz. Wie halten Sie sich fit?

Mann: Ich bin eigentlich kein besonders sportlicher Mensch und war in meiner Jugend stets der Letzte auf der Bank im Sportunterricht, wenn Mannschaften gewählt wurden. Man hat mich dann oft als fleischgewordenes „Manko“ der stärkeren Mannschaft zugeteilt, um die Chancen zu nivellieren. Ich habe aber in den letzten Jahren meine Liebe zum klassischen Waldlauf entdeckt – will sagen: Ich jogge zwei bis drei Mal die Woche kreuz und quer durch alle Wälder, die mir vor die Füße kommen. Ich musste also erst fast 50 werden, um fitter zu sein als mit 20.

Was tun Sie, wenn ein Auftritt ansteht - und Sie haben ausnahmsweise mal wirklich keine gute Laune, das soll ja vorkommen.

Mann: Ich nenne das immer „Das Wunder des Bühnenlichts“. Ich habe, seit ich auf der Bühne stehe, sehr mit Lampenfieber zu kämpfen und natürlich kann ein Touralltag auch mal für Verdruss sorgen, vor allem wenn man mit der Deutschen Bahn unterwegs ist. Will heißen: Fünf Minuten vor dem Auftritt ist man nicht immer bester Laune. Das Kuriose bei mir ist, dass alles Schlechte sofort wie weggeblasen beziehungsweise „weggeleuchtet“ ist, wenn ich die Bühnenscheinwerfer spüre. Danach setzt unmittelbar die Spielfreude ein und alles ist gut. Darauf kann ich mich glücklicherweise immer verlassen.

Ihre ersten großen Erfolge hatten Sie im Mainzer Karneval. Sorry, aber mit der klassischen Büttenrede vor einem angegrauten Elferrat verbinden wir Sie so gar nicht. Ist der Karneval, bei uns in Oberbayern der Fasching, noch Ihr Ding?

Mann: Ich stand mit elf oder zwölf Jahren das erste Mal auf der Fastnachtsbühne – unter anderem auch klassisch im „Eulenfass“ mit gereimten Reden. Aber irgendwann habe ich mich bewusst für die freie Form entschieden, sowohl beim Text als auch bei der Bewegungsfreiheit auf der Bühne. Kein Reim, keine Bütt – aber trotzdem Spaß! Mein Motto war immer: Erst der Bruch mit Traditionen führt zum Fortbestand ebendieser. Das Publikum ist diesen Weg mitgegangen, und dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe der Fastnacht viel zu verdanken: Dort konnte ich mich ausprobieren und habe viel über Timing, den Umgang mit Publikum und die Techniken des Bühnenhumors gelernt. Als ich mich dann entschieden habe, Kabarettist zu werden, musste ich mich von der Fastnachtsbühne verabschieden – beides parallel wäre nicht machbar gewesen. Aber ich bin nach wie vor begeisterter Fastnachter, nur eben als Zuschauer im Saal. Jedes Jahr besuche ich mindestens eine Veranstaltung meines Heimatvereins. In diesem Sinne: Ein dreifach donnerndes HELAU!

Hier gibt es noch Rest-Karten

Tickets für „Altingers Brettl“ im Rathaus von Wasserburg, 9. und 10. März, gibt es beim Wasserburger Bohnenröster und online unter www.michael-altinger.de. Einlass: 19 Uhr, Begin: 20 Uhr.

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