25 Jahre Kabarett vor der Haustür
Olaf Schubert, Pufpaff und Co.: Wie Michi Altinger Stars aufs Montagsbrettl in Wasserburg lockt
170 Künstler standen schon auf den berühmtesten „Brettln“ in Wasserburg: darunter Stars wie der bekannteste Pullunder-Träger Deutschlands, Olaf Schubert, und „Mama Bavaria“ Luise Kinseher. Zum 25-jährigen Jubiläum des „Montagsbrettls“ erinnert sich Gastgeber Michael Altinger an tolle Auftritte, kuriose Momente und kleine Pannen.
Wasserburg – 25 Jahre lang immer ausverkauft: Ein solcher Erfolg ist etwas Besonderes, findet Michael („Michi“) Altinger. 1999 hat er das „Montagsbrettl“ gemeinsam mit Rainer Mayerhofer, damals Kulturreferent im Bezirkskrankenhaus Gaberseee (das heutige kbo-Inn-Salzach-Klinikum), aus der Taufe gehoben. Kabarett vor der Haustür sollte es bieten. Quasi vor Altingers Haustür, denn er wohnt in Eiselfing. Von Anfang an bot er nicht nur den Stars der Szene, sondern auch Newcomern eine Bühne. Martin Frank beispielsweise, mittlerweile ein bekanntes Gesicht im deutschen Kabarett, startete mit 19 Jahren auf dem „Montagsbrettl“ in Wasserburg durch, damals steckte der Kabarettist noch mitten in seiner Ausbildung zum Standesbeamten, erinnert sich Altinger.
Er hatte sie alle: Luise Kinseher („Schlachthof“), Olaf Schubert („Last One Laughing“), Hannes Ringlstetter (BR-Late-Night-Show Ringlstetter), Sebastian Pufpaff („TV total“), Klaus von Wagner („Die Anstalt“), Günther Grünwald („Grünwald Freitagscomedy“). „Viele Große, als sie noch klein waren“, sagt Gastgeber Altinger schmunzelnd
Viele Gäste bekannt aus dem Fernsehen
Heute kennen die Fans der Veranstaltungsreihe, die seit 25 Jahren in Wasserburg stattfindet, viele aus dieser Gästeliste aus dem Fernsehen. Die dortige Präsenz ist für die meisten Kabarettisten und Comedians nach wie vor der Garant für Bekanntheit und Erfolg, sagt Altinger. Wer nicht regelmäßig vor der Kamera stehe, tue sich in der Generation der Stammgäste im Alter 50 plus nach wie vor schwer. Altinger tritt selber regelmäßig im Fernsehen auf: als Gastgeber im „Schlachthof“ oder bei „Nuhr im Ersten“ sowie in anderen TV-Formaten.
„Schrecklich schlecht gesungen“ bei „Abenteuerland“
Sein „Montagsbrettl“ ist da direkter, live, vor Publikum. Das funktioniert seit 25 Jahren hervorragend, freut sich Altinger. Auch wenn er zugibt, dass nicht immer jeder Gast auf der Bühne so performt, wie er dies vermutet. Und es kann auch zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, berichtet er: Rainald Grebe, Kabarettist und Musiker aus Berlin, beispielsweise lud seinen Gastgeber einmal spontan zu einem kleinen Konzertauftritt ein: Altinger erinnere ihn an Pur-Sänger Hartmut Engler, deshalb stimmte Grebe mit ihm den Evergreen „Abenteuerland“ an. „Ich habe schrecklich schlecht gesungen“, sagt Altinger seufzend, „da hat mich der Kollege auf dem falschen Fuß erwischt“. Diese Panne war eigentlich keine, denn das Publikum lachte sich schlapp. Doch in Wasserburg trat auch schon einmal eine vierköpfige Gruppe auf, die das Engagement von ihrer Agentur aufs Auge gedrückt bekommen hatte. „Die haben ihr Programm eher abgearbeitet“, erinnert sich Altinger.
„Es ist ein wenig ein Lotteriespiel“
Dass Künstler lustlos auftreten, ist ihm allerdings nur einmal passiert in 25 Jahren. Ansonsten sprang immer der Funke über, berichtet der Gastgeber, obwohl er auch zugibt: „Es ist ein wenig ein Lotteriespiel. Ich lade immer Leute ein, die mir gefallen, meistens geht es meinem Publikum genauso. Doch manchmal kommt ein Künstler nicht so gut an, wie ich gedacht habe, ein anderer wiederum sehr gut, obwohl ich eher etwas skeptisch war.“
Das Erfolgsgeheimnis in seinen Augen: Zu 90 Prozent stehen auf dem „Montagsbrettl“ Kabarettisten oder Comedians, die Altinger gut kennt. Sein Netzwerk ist eng, er hat nach eigenen Angaben viele Kolleginnen und Kollegen, mit denen er privat befreundet ist. Doch es gibt noch einige wenige Künstler, die er noch nicht begrüßen durfte: Tobias Mann beispielsweise steht ganz oben auf Altingers Wunschliste, „an ihm bin ich seit Jahren dran“. Im 25. Jahr klappt es nun endlich: Heuer wird der bekannte Satiriker in Wasserburg auftreten, berichtet der Gastgeber.
Er gibt auch offen zu, dass es Künstler gibt, die er nicht einladen würde. Namen mag er nicht nennen, doch Tatsache ist, dass derzeit durch die Kabarettszene ein Riss geht. Stars wie Monika Gruber wird Populismus vorgeworfen. Auch sie stand schon auf dem „Montagsbrettl“. Altinger sagt zu den Spannungen in der Kollegenschaft nur so viel: „Es sind aufgeladene Zeiten.“
Wer zu ihm auf die Bühne tritt, soll „gut unterhalten auf einem gewissen Niveau“. Und: „Sobald es populistisch wird, mag ich nicht mehr.“ Er ist außerdem durchaus bereit, sich klar zu positionieren: Nachdem das „Montagsbrettl“ im Festsaal des kbo-Inn-Salzach-Klinikums, 20 Jahre die Bühnenheimat, abgebaut worden war, trat Altinger in der Landwirtschaft in Staudham auf. Hier tagt regelmäßig auch die AfD, fanden Wahlveranstaltungen der Partei statt. Altinger zog die Konsequenzen und schlug seine Zelte im Saal der „Osteria da Christian“ in Alteiselfing auf. Hier wird derzeit der Veranstaltungsraum renoviert, weshalb der Gastgeber erneut auf Bühnen-Suche ist.
Rathaus als Brettl-Standort ein „Experiment“
Zum Jubiläum am 11. März hat er das „Montagsbrettl“ in den historischen Rathaussaal verlegt, Mit-Veranstalter ist diesmal nicht der Kulturkreis Wasserburg, unter dessen Dach die Veranstaltungsreihe seit dem Weggang aus Gabersee stattfand, sondern Christian Wimmer von Fichters Kulturladen aus Ramsau. Als Gäste kommen Christl Sittenauer (Münchner Lach- und Schießgesellschaft), Stefan Noelle (Liedermacher) und C. Heiland (der Comedian mit dem „Omnichord“, ein seltenes japanisches Instrument). Die Karten sind laut Altinger bereits zur Hälfte ausverkauft. Ob sich das historische Ambiente im Rathaus für modernes Kabarett eignet, kann er noch nicht abschätzen. „Es ist ein Experiment“, sagt Altinger. Er wird zum ersten Mal auch selber Musik machen: gemeinsam mit Andreas Rother.
Suche nach einer Spielstätte
Dauerhaft sucht der Gastgeber jedoch nach einem neuen festen Haus. In Wasserburg fehle ein passender Saal, findet Altinger. Sein Wunsch: ein Raum mit bis zu 300 Plätzen. Diesen Traum teilt er mit Kulturreferentin Edith Stürmlinger. Die Dritte Bürgermeisterin kämpft seit Jahren für ein Kulturzentrum. Es soll im Salzstadel (ehemalige Polizeiinspektion) entstehen. Doch die Verwirklichung ist in weite Ferne gerückt, bedauert auch Altinger angesichts der vielen Millionenprojekte in Wasserburg, die im Stadtrat Vorrang haben.
Dabei benötige die Kleinkunst-Szene dringend eine Präsentationsbühne, findet Altinger. Viele Kollegen würden sich, wenn sie noch nicht so bekannt seien, schwertun. Nach der Pandemie mit Auftrittsverboten kam die Kleinkunst nach seinen Erfahrungen nur langsam wieder in Fahrt. Die Menschen seien es gewohnt, zu streamen, vom heimischen Sofa aus zu konsumieren. Die Entscheidungen, eine Karte zu kaufen und auszugehen, falle viel kurzfristiger und spontaner als früher. Veranstalter tun sich laut Altinger schwer, die Resonanz einzuschätzen, würden immer häufiger das Risiko scheuen. Auch deshalb sei das „Montagsbrettl“ ein wichtiges Veranstaltungsformat.
Hier gibt es Karten für das Jubiläums-Montagsbrettl
Das nächste Montagsbrettl findet am 11. März im Wasserburger Rathaussaal statt. Der Vorverkauf läuft ab beim Wasserburger Bohnenröster (Rechenauer) und online, über Altingers Terminseite auf www.michael-altinger.de. Zu Gast sind Christl Sittenauer, Stefan Noelle und C Heiland.
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