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Anklage zugelassen – Prozesstermine stehen fest

Horrorstall von Rimsting: Landwirt muss in Rosenheim vor Gericht

96 Kühe konnten aus dem verwahrlosten Stall in Rimsting gerettet werden. Die meisten wurden in einem Notstall untergebracht.
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96 Kühe konnten aus dem verwahrlosten Stall gerettet werden. Die meisten wurden in einem Notstall untergebracht.

Verwesung, Schmutz und tote Tiere: Die Zustände im „Horrorstall von Rimsting“ entsetzten die Region. Nun steht fest: Das Drama erhält ein gerichtliches Nachspiel.

Rimsting – Ohne Atemschutzgeräte konnten sich die ersten Helfer nicht in den Stall wagen, „so etwas Schlimmes habe ich selten gesehen“, sagte ein Mitarbeiter vom Technischen Hilfswerk. Zusammen mit Helfern des Veterinäramts Rosenheim hatten er und andere THW-Leute Mitte Mai 2023 einen Stall am Ortsrand von Rimsting aufgesucht.

Bis über die Knöchel durch Gülle gewatet

Die Retter mussten wadentief durch Gülle und Dreck waten, der Gestank von Verwesung war nach Berichten von Zeugen unerträglich. 96 Tiere lebten noch, allerdings in einem erbärmlichen Zustand. Weitere 33 fanden die Rettungskräfte nach und nach tot im Schmutz – in allen Stadien der Verwesung. Der Besitzer, ein damals 48-jähriger Landwirt, hatte sich möglicherweise seit Monaten nicht mehr um die Rinder gekümmert.

Offenbar war eine tiefe Lebenskrise der Auslöser für die Tragödie gewesen. Schon länger hatten ihn die Behörden auf dem Radar. Seit Anfang 2018 war er gut zehn Mal von Kontrolleuren aufgesucht worden. Nach Angaben des Landratsamtes Rosenheim war der Hof vor der Tragödie zuletzt im Juli 2022 kontrolliert worden. Und auch Missstände waren registriert worden, die der Landwirt offenbar behob. Eine Kontrolle im Mai 2023 machte dann aber unfassbare Zustände offenbar – und rief die Retter auf den Plan.

War der Bauer überfordert, ausgebrannt, in finanziellen Schwierigkeiten? Er muss sich nun auf jeden Fall verantworten. Laut eigener Pressemitteilung hat das Amtsgericht Rosenheim die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen und das Verfahren eröffnet. Als Termine wurden anberaumt Montag, 18. März 2024, und Dienstag, 2. April, 2024. Vorgeladen sind sechs Zeugen, „wobei sich diesbezüglich noch Änderungen ergeben können“, wie Stefan Tillmann als Sprecher des Amtsgerichts mitteilte.

Ekel-Stall: Dem Landwirt droht Haft

Zur Last legt ihm die Staatsanwaltschaft Traunstein die Tötung und die quälerische Misshandlung von 89 Tieren, jeweils durch Unterlassen. Das teilte die Staatsanwaltschaft auf Anfragen des OVB mit. Nach Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes drohen dem Landwirt sogar Haft: bis zu drei Jahre Haft. Außerdem will der Staatsanwalt ein langjähriges Tierhalteverbot erreichen.

Die Behörden hatten monatelang ermittelt und auch die Wohnung des Beschuldigten durchsucht. Dabei stellten sie auch Unterlagen sicher. Fest steht nach Ansicht der Staatsanwaltschaft, dass die Tiere des Ekel-Stalls Unvorstellbares erdulden mussten. 33 Tiere verreckten demnach an einer Mischung aus Hunger, Krankheiten, Fäulnis und Stress.

Tiere litten fürchterlich

Auch die überlebenden Rinder waren schwer gezeichnet von langen Wochen der Vernachlässigung. Das Fell war durch Mist und Gülle verklebt und verkrustet, die Haut durch die toxischen Einwirkungen gereizt. Sie wurden zu einem Notstall im Landkreis Landsberg gebracht, wo sie aufgepäppelt wurden.

Unsagbar muss der Stress gewesen sein. Die Kühe müssen unter der Nähe ihrer toten Artgenossen gelitten haben, zudem haben die Tiere einen besseren Geruchssinn als Menschen. Der Gestank nach Zersetzung und Gülle quälte sie über lange Wochen. Auch dieses Leiden, so sieht es der Staatsanwalt, habe der Bauer voraussehen können.

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