Zahlreiche verendete Rinder entdeckt
Vier Wochen nach Tiertragödie in Rimsting: Noch viele Ungereimtheiten und offene Fragen
Wie konnte es zu der Tiertragödie auf einem Bauernhof in Rimsting kommen? Nach dem schrecklichen Fund von mehreren verendeten und verwahrlosten Rindern gab es Ungereimtheiten seitens der Behörden und ungeklärte Fragen. So ist der aktuelle Stand.
Rimsting – Vier Wochen ist es her, als das Veterinäramt Rosenheim, 96 verkommene Rinder in einem Stall im Gemeindebereich Rimsting entdeckt hatte und zudem noch 33 tote auffand, die bereits in unterschiedlichen Stadien verwest waren. Obwohl mit der Zeit weitere Details bekannt geworden sind, bleiben trotzdem noch einige Fragen offen. Unter anderem, wie es zu der schrecklichen Tragödie kommen konnte.
Psychische Belastungen Schuld?
Laut Martin Wunderlich, Direktor der Bezirksverbände Oberbayern und Schwaben beim Bayerischen Bauernverband, liegt die Ursache einer Tiertragödie meist im privaten Umfeld des Halters. Oft seien das psychische Belastungen. Ob es bei dem betroffenen Landwirt auch der Fall ist, kann er aber nicht sagen. „Wir stehen jedes Mal vor einem Rätsel, wenn sich ein derartiger Vorfall ereignet“, schildert Wunderlich. In die Ermittlungen sei der bayerische Bauernverband nicht eingebunden.
Genaueres kann auch Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze von der Staatsanwaltschaft Traunstein im Moment noch nicht sagen. Gegenüber dem OVB betont er, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Es wurde das Gutachten eines Sachverständigen in Auftrag gegeben. Dieses ist momentan in Bearbeitung.
Wer ist für Kontrollen zuständig?
Ungereimtheiten gab es im Bezug auf die durchgeführten Kontrollen in dem landwirtschaftlichen Betrieb. Wie es nach einer Anfrage des OVB aus dem Rosenheimer Landratsamt hieß, bestimme die zu prüfenden Betriebe das bayerische Landwirtschaftsministerium. Das wiederum verwies aber auf die Verantwortlichkeit von Landratsamt und Umweltministerium.
Bei anschließenden Erkundigungen, wer für die Kontrollen in landwirtschaftlichen Betrieben zuständig ist und warum es von 2018 bis 2022 auf dem Hof in Rimsting insgesamt zehn gab, kamen zunächst keine direkten Antworten von den Behörden. Man teilte mit, dass es sich hier um umfangreiche Recherchen handle und Antworten nur in Zustimmung mit der Staatsanwaltschaft Traunstein erfolgen.
Umweltministerium hat Sonderbericht angefordert
Weitere Nachfragen vom OVB folgten. Nun sagt ein Sprecher des Umweltministeriums, die Behörde habe von der Bezirksregierung als zuständige Aufsichtsbehörde einen Sonderbericht zum Sachverhalt angefordert und fügt hinzu: „Wir bitten um Verständnis, dass sich das Umweltministerium während der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht zu weiteren Details des konkreten Falls äußern wird.“ Auf die eigentlichen Fragen im Bezug auf die Zuständigkeit der Kontrollen wird nicht weiter eingegangen.
Eine deutlichere Antwort kommt von Michael Fischer, Pressesprecher am Landratsamt Rosenheim, die er in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Traunstein bekannt gibt. Demnach werden die zu kontrollierenden Betriebe vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz bestimmt. Nach welchen Kriterien ist ihm aber nicht bekannt.
„Tatsächlich werden manche Betriebe häufiger benannt als andere. Das bedeutet, es gibt eine ganze Reihe von Betrieben, die häufiger kontrolliert werden, andere dagegen nur selten“, so Fischer und weist darauf hin, dass das Veterinäramt auch noch anlassbezogene Kontrollen vornimmt. Sie werden durchgeführt, wenn es Informationen zu Problemen oder Mängeln gibt. Die Mängel, die auf dem Bauernhof in Rimsting in den vergangenen Jahren festgestellt wurden, ließen aber keine Rückschlüsse auf die Mitte Mai vorgefundenen Zustände zu.
Tiere wieder wohlauf
Von den 96 noch lebenden Tieren aus dem Stall, sind nach der Kontrolle 93 in einen Notstall in Penzing (Landkreis Landsberg am Lech) gebracht worden, den der dort zuständige Maschinenring bewirtschaftet. Wolfgang Müller, Pressesprecher am Landratsamt Landsberg am Lech, berichtet, dass ein Tierarzt bestätigt, dass die Rinder wohlauf sind. Ein Teil von ihnen ist außerdem schon zu Weidehaltern ins Allgäu gekommen. Wie lange die übrigen Tiere dort bleiben und was mit ihnen in Zukunft passiert, entscheidet aber der Landkreis Rosenheim. „Wir bieten nur den Platz und die Versorgung an“, erklärt Müller.
