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Nach Katastrophen-Alarm im Kreis Rosenheim

Wasserburg zittert sich durch die Nacht – und packt 3000 Sandsäcke für das Inntal

Sandsäcke packen am laufenden Band: Feuerwehrler und Bauhofmitarbeiter arbeiteten für das extrem bedrohte Inntal.
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Sandsäcke packen am laufenden Band: Feuerwehrler und Bauhofmitarbeiter arbeiteten für das extrem bedrohte Inntal.

Auch Wasserburg hat sich durch die Katastrophen-Nacht von Montag (3. Juni) auf Dienstag (4. Juni) hindurch gezittert. Die große Sorge: Steigt der Inn höher als prognostiziert? Es ging alles gut. Trotzdem war es eine aufreibende Nacht für die Einsatzkräfte. Wie sie geholfen haben und welche Erkenntnisse es gibt.

Wasserburg – Sandsäcke befüllen am laufenden Band: Das war in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni, als der Landkreis Rosenheim Katastrophen-Alarm auslöste, die Aufgabe der Feuerwehr Wasserburg. Sie hatte vorsorglich schon Tage vorher, als die ersten Nachrichten vom drohenden Dauerregen kamen, 4000 Säcke parat gestellt. Am frühen Montagabend folgte die Alarmierung aller Feuerwehren im Landkreis, weil sich die Lage im Inntal dramatisch zuspitzte.

Schaltzentrum der Wehr in Wasserburg wurde der Bauhof der Stadt, wo die Kommune eine eigene Befüll-Maschine vorhält, berichtet Hilmar Zinke, Pressesprecher der Feuerwehr Wasserburg. Bis 22 Uhr packten hier zwölf Kameradinnen und Kameraden sowie die Bauhofmitarbeiter 3050 Sandsäcke – ein anstrengender Arbeits-Marathon. Denn die Säcke werden laut Zinke zwar automatisch befüllt, müssen jedoch dann weggetragen und auf Paletten verladen werden. „Das ist schwere körperliche Arbeit. Sehr Kräfte raubend, da bekommt man lange Arme“. Ein Sandsack wiegt 18 Kilogramm. Deshalb galt es immer wieder, die Feuerwehrler und Bauhofmitarbeiter durchzutauschen. „Heute haben einige von uns ordentlich Muskelkater“, sagt Zinke schmunzelnd.

35 Kubikmeter Sand abgefüllt

Außerdem gab es für viele Einsatzkräfte im nördlichen Landkreis Rosenheim, die die Kollegen im südlichen unterstützten, eine schlaflose Nacht. Mal wieder, denn Starkregenereignisse hat es heuer schon mehrere gegeben, so Zinke.

Die Feuerwehr Wasserburg hat insgesamt 35 Kubikmeter Sand für das überflutete Inntal zur Verfügung gestellt. Mit Unterstützung des THW wurden die Säcke in die Katastrophengebiete transportiert. Dort halfen die Wasserburger außerdem beim Abladen und Sichern des Damms.

Feuerwehrleute aus dem Wasserburger Land helfen bei der Ufersicherung in Rohrdorf.

Von anderen Feuerwehren aus dem Altlandkreis, beispielsweise aus Penzing, Aham, Ramerberg, Kling, Soyen und Bachmehring, waren ebenfalls Kräfte vor Ort im Bereich Raubling, Rohrdorf und Neubeuern sowie Bad Feilnbach. Sie halfen unter anderem mit Hochleistungspumpen aus, Straßen und Häuser von den Wassermassen zu befreien.

„Wir waren in Habachtstellung“

Während der Blick aufgrund der Prognosen vor allem Richtung Inntal ging, galt gleichzeitig die Aufmerksamkeit dem Inn bei Wasserburg. Auch er stieg am Montagabend rasant an. „Da waren wir alle natürlich auch in Habachtstellung“, berichtet Zinke. Trotzdem hätten die Prognosen vorausgesagt, dass zwar Meldestufe 3 erreicht werde, aber nicht mehr. „Kritisch wird es bei uns erst, wenn der Inn auf sieben Meter steigt“, sagt der Feuerwehr-Pressesprecher. Höchster Stand am 3. Juni um 3 Uhr: 5,49 Meter. Das ist knapp unter der Meldestufe 3 (ab 5,50 Metern). Seitdem fällt der Pegel. Dienstagmittag (4. Juni) wurde der Katastrophenfall aufgehoben.

Trotzdem: Uferwege wurden gesperrt, die Verantwortlichen von Feuerwehr, Wasserwacht, Stadtverwaltung, Innkraftwerk und Bauhof sowie den Stadtwerken waren ständig in Kontakt. Die Lage wurde intensiv beobachtet, „denn es kann blitzschnell gehen bei Starkregen“, weiß Zinke aus Erfahrung. Auffällig oft komme es in jüngster Zeit zu Unwettern. Zellen mit Platzregen, der punktuell herunterprassle und innerhalb kürzester Zeit alles unter Wasser setze, kämen auch außerhalb der klassischen Unwetter-Saison immer öfter vor. „Der Klimawandel macht sich bemerkbar“, findet Zinke.

„Bayernweit haben sich die Menschen untergehakt“

Der Klimaschutz ist also auch ein Thema der Sicherheitspolitik. Trotzdem hat die dramatische Lage im Landkreis Rosenheim und generell im Süden von Bayern nach Erfahrungen von Zinke auch eins gezeigt: „Die Gesellschaft funktioniert bei uns noch. Bayernweit haben sich die Menschen untergehakt.“ Auch Wasserburger Einsatzkräfte seien beispielsweise mit zwei Fahrzeugen und vier Leuten am Wochenende im Landkreis Pfaffenzhofen an der Ilm gewesen, um dort zu helfen. Positiv wirke sich auch aus, dass Feuerwehrler landesweit die gleiche Ausbildung bekommen würden. Jeder wisse bei Unwettern und Katastrophen, was er zu tun habe. „Und dann eint uns ja auch noch dieser gemeinsame Spirit“, findet er. Will heißen: helfen, wo immer die Not groß ist, auch wenn es gilt, sich tagelang die Nächte um die Ohren zu schlagen. Denn nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: Jetzt heißt es bei der Feuerwehr Wasserburg Fahrzeuge und Geräte wieder reinigen – für das nächste Unwetter..

Bürgermeister Michael Kölbl: „Wir haben gerne unterstützt“

Der 2005 nach der Jahrhundert-Sinnflut entwickelt Hochwasser-Einsatzplan für die Stadt Wasserburg hat sich nach Angaben von Bürgermeister Michael Kölbl „erneut sehr bewährt“. Routinemäßig hätten alle Verantwortlichen die notwendigen und genau festgelegten Maßnahmen abgearbeitet. Vorsorglich seien am frühen Montagabend (3. Juni) sogar Dammbalken gesetzt worden. Doch Wasserburg sei verschont geblieben. Die Rettungskräfte aus der Stadt, allen voran die Feuerwehr, hätten deshalb das extrem betroffene Inntal unterstützt. „Wir haben gerne geholfen, das gehört sich einfach so“, betont Kölbl. Er bedanke sich herzlich bei allen Einsatzkräften, die sich eingebracht hätten: ob vor Ort im Bereich Rohrdorf oder in Wasserburg beim Befüllen der Sandsäcke und den Kontrollen am Inn. „Wenn es drauf an kommt, können wir uns im Landkreis aufeinander verlassen“, findet der Rathauschef außerdem. „Allen Unkenrufen zum Trotz fühlen sich die Menschen bei uns noch immer dem Gemeinwohl verpflichtet.“

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