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„Leute, informiert euch über das Wetter!“

Vermisste Wassersportlerin am Chiemsee: So könnt Ihr Gefahren auf dem Wasser vermeiden

Guilherme Parolin Hirata, Leiter des Surfcenters Gstadt am Chiemsee.
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Guilherme Parolin Hirata, Leiter des Surfcenters in Gstadt, weiss wie es geht. Stand-up-Paddeln wird immer populärer, aber die Leute sind nicht immer gut vorbereitet.

Die Sonne scheint, der Himmel strahlend blau. Ein guter Tag, um eine Runde mit dem Paddle-Board auf dem Chiemsee zu drehen - oder? Trotz Wetterwarnung war Dienstagabend (11. Juli) eine Wassersportlerin auf dem See unterwegs und wurde gegen Mitternacht kurzzeitig als vermisst erklärt. Sie kam mit dem Schrecken davon. Das hätte nicht sein müssen, weiß der Leiter des Surfcenters Gstadt, Guilherme Parolin Hirata:

Gstadt am Chiemsee – „Wenn es eine Wetterwarnung gibt, dann lassen wir die Leute nicht aufs Wasser und wir verleihen nichts.“ Erst Mittwoch (12. Juli) hätten sie einer Gruppe von 20 Leuten absagen müssen, weil immer noch Wetterwarnung bestand. Im Interview mit dem Leiter des Surfcenters Gstadt wollen wir wissen, wie sich Surfer und Stand-up-Paddler richtig verhalten können, um Gefahren zu vermeiden. Aber das Gespräch beginnt zunächst mit einem Buchstabier-Marathon:

Im Wasser zu Hause und auf Risiken vorbereitet

„Mein Name ist ein bisschen kompliziert“, antwortet der erfahrene Surflehrer schmunzelnd auf die Frage, wie er heißt: „Guilherme Parolin Hirata.“ Er hätte italienischen und japanischen Familienhintergrund, sei selbst Brasilianer. Da vereint Giulherme, auch Gilli genannt, gleich drei Länder mit bekannten Surfspots in seiner Herkunftsgeschichte. Kein Wunder, dass es ihn beruflich aufs Wasser verschlagen hat. Sein jetziger Heimathafen: Gstadt am Chiemsee, dem bayerischen Meer - hier kennt er alle Gefahren.

„Wetter, Wetter, Wetter!“ - Wer sich vorbereitet, vermeidet Gefahren

„Wir sagen den Leuten immer, informiert euch über das Wetter. Das ist ganz wichtig. Wetter, Wetter, Wetter!“ Der Stand-up-Paddlerin, die am Dienstagabend (11. Juli) bei herannahendem Gewitter kurzzeitig verschollen war, hätte dieser einfache Tipp sicherlich geholfen. Hirata erklärt, warum es am Chiemsee immer wieder zu solchen Vorfällen kommt:

„Nach meiner Erfahrung ist es oft so, ich schaue Richtung Fraueninsel und sehe, es ist windig, aber bei uns am Ufer, wir sind durch die Häuser und Bäume im Windschatten, ist es nicht windig. Und die Leute denken, ah, es gibt keinen Wind, aber dann, 100 Meter vom Ufer entfernt, merken sie, es ist doch sehr windig, mit richtig Power, und dann kommen sie nicht zurück.“ Es gäbe grundsätzlich zwei Arten Wind, erklärt er: auflandiger Wind, onshore und ablandiger Wind, offshore. In Gstadt am Chiemsee ist letzteres oft ein Problem:

„Bleibt nah am Ufer“ - ablandiger Wind kann zum Problem werden

„Bei uns kommt der ablandige Wind meistens aus Westen. Bei Gewitter kommt also oft ablandiger Westwind auf.“ Das wäre, so Hirata weiter, dann gerade bei der Lage des Ortes Gstadt ein großes Problem: „Bei ablandigem Wind sagen wir den Leuten immer, bleibt ganz nah am Ufer, auf keinen Fall zu weit hinaus paddeln.“ Stand-up-Paddeln, also das Stehpaddeln, ist ein ungebrochener Trend und immer mehr Menschen üben diese Sportart aus. Leider sind nicht alle gut vorbereitet. Was ist grundsätzlich zu beachten, wenn man mit dem Paddle-Board unterwegs ist?

Naturschutzgebiete und Schwimmbereiche sind für Paddler tabu

Zunächst, erklärt und Guilherme, sei es wichtig, sich an die Regeln und Gesetzte zu halten: „Bei uns in Gstadt, da ist ein Naturschutzgebiet. Man muss checken, wo man überhaupt paddeln darf. Es gibt auch einen Badebereich, auch da darf ich nicht durch.“ Spannend könnte es auch werden, wenn man diese Regel nicht kennt: „Die Berufsschiffe, bei uns am Chiemsee die Dampfer, haben immer Vorfahrt.“

Vorsicht! Dampfschiffe haben Vorfahrt

Da gilt es, frühzeitig auszuweichen, denn mit dem Stand-up-Board sollte man sich sicherlich nicht mit einem Chiemseedampfer anlegen: „Es gibt die sogenannten Binnenschifffahrtsstraßen. Die darf man paddeln, aber man muss 100 Meter Abstand zum Dampfersteg einhalten.“ Generell besagt die sogenannte Sorgfaltspflicht, erklärt Hirata, dass man weder sich selbst noch andere mit seinem Verhalten in Gefahr bringen sollte.

Bescheid geben, welche Paddeltour man plant

Top vorbereitet ist, wer sich vorher gut informiert und, das betont Hirata nochmal, das Wetter checkt. Er selbst benutzt dazu verschiedene Apps: „Ich checke alles, was möglich ist. Bei uns gibt es zwar viel Mikroklima, aber es gibt einige gute Webseiten wie zum Beispiel Windy, Windfinder, Regenradar oder Bergfex.“ Aber auch andere sollte man im Vorfeld darüber informieren, welche Tour man plant, wie lange man unterwegs sein will und wann man zurück sein sollte.

Handy dabei? Notrufnummern notiert?

In ihrer Surfschule, so Hirata weiter, kann man sich auch wasserdichte Handyhüllen und Taschen leihen, denn: „Falls jemand in Not ist, sollten die Leute der Wasserwacht Bescheid geben. Aber wir sind das einzige Wassersportzentrum, das ein Motorboot hat. Wir sagen also den Leuten, egal ob sie das Board bei uns geliehen haben oder nicht, ruft die Wasserwacht, aber zur Not auch uns an.“ Es ist auch schon mal vorgekommen, dass Guilherme die Wasserwacht bei einer Rettungsaktion unterstützen musste:

Rettungsaktion von vier Kindern und ihrer Mutter

Vor drei Jahren, 2020, waren die Wasserwachten Prien, Breitbrunn und Bernau schon mit anderen Einsätzen beschäftigt, so Guilherme. Und so kam es, dass er kurz entschlossen selbst auf den See fuhr, nachdem er von einem akuten Notfall erfahren hatte: „Damals war ein sehr starker Westwind mit 35 Knoten. Da war eine Familie draußen auf dem Wasser mit SUPs (Stand-up-Paddles) unterwegs. Auch damals gab es eine Vorwarnung, sie hatten die Boards also nicht von uns. Da war eine Mutter mit ihren vier Kindern draußen und sie kamen nicht zurück.“

„Niemals das Boot beziehungsweise Stand-up-Paddle verlassen!“

Er sei damals schon ein bisschen nervös gewesen, habe aber dann letztlich erst mal alle auf dem Wasser beruhigt. Sie sollen auf jeden Fall auf ihren Brettern bleiben, er komme gleich. Das habe er als Erstes den, in Seenot geratenen Kindern und der Frau, zugerufen. Und letztlich gab es ein Happy End. Er konnte damals alle in sein Motorboot holen und ans sichere Ufer bringen. Wenn es schon zu spät ist und man, wie die Familie damals, nicht mehr zurück ans Ufer kommt, ist das Allerwichtigste, so Hirata: „Niemals das Boot, bzw. Stand-up-Paddle verlassen. Immer auf dem Board bleiben!“

Falls der Wind nicht zu stark sei, ergänzt er, könne man kniend paddeln oder man muss sich flach hinlegen und paddeln wie ein Surfer. Dadurch vermeidet man zusätzlichen Windwiderstand. Wer es noch genauer wissen will: Das Surfcenter in Gstadt bieten verschiedenste Kurse für Wassersportler an, zu denen auch immer ein Theorieteil gehört. Hier lernt man im Detail, wie man Gefahren beim Paddeln und Surfen vermeiden kann.

Stand-up-Paddle Sicherheits-Check (Quelle: Surfcenter Gstadt)

Wind, Wetter, Strömung, Revier (Naturschutzgebiet, Schwimmbereiche, Dampferstege) gecheckt? (Windfinder, Bergfex, Windy, Regenradar, örtliche Karten mit Naturschutzgebiet etc.).

Ist das Board dicht und hat mein Luftkörper genügend Druck?

Habe ich meine Safety-Leash dabei?

Habe ich jemandem an Land Bescheid gegeben?

Gibt es in Lee/mit der Strömung eine geeignete und sichere Ausstiegsstelle?

Trage ich die geeignete Kleidung (warm und Wasser geeignet)?

Trinken und Essen nicht vergessen! (Flüssigkeit und Energie).

Niemals in Schwimmzonen, Naturschutz- und Sperrgebieten paddeln gehen.

Bei aufkommendem Wind/Strömung > klein machen < und mit der Strömung fahren.

Bei starker Gegenströmung/Wind auf den Knien paddeln. (nicht im Sitzen.)

Notfallnummer: Über die 112 erreichen Sie rund um die Uhr die Rettungsleitstelle Traunstein, die für Seerettung + Notarzt zuständig sind.

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