So begründet die Stadt die umstrittene Entscheidung
Tränen und „Entsetzen“: Aus für beliebtes Rosenheimer Asia-Restaurant Hong Long besiegelt
Das Warten hat ein Ende: Das chinesische Restaurant „Hong Long“ muss nach 22 Jahren endgültig schließen. Für Inhaberin Mary Huang ist diese Entscheidung komplett unverständlich. Wie es nun für sie weitergeht und was die Stadt Rosenheim dazu sagt.
Rosenheim – Ihre Stimme zittert, als Mary Huang den Anruf entgegennimmt. Sie sucht nach Worten. Atmet mehrmals tief durch. „Ich bin entsetzt über diese Entscheidung“, sagt sie leise in den Hörer. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass ihr Restaurant „Hong Long“ nicht schließen muss. Doch nun ist die Entscheidung gefallen. Für Huang bedeutet das das Aus ihres beliebten Lokals in der Heilig-Geist-Straße 15.
Seit 22 Jahren führt ihre Familie diesen Betrieb. Vor 14 Jahren übernahm Mary Huang die Leitung. An diese Zeit kann sie sich noch genau erinnern. Huang beendete ihre schulische Laufbahn. Dann zog sie mit ihrem Mann von Wien nach Rosenheim. Sie unterstützte ihre Eltern und lernte den Betrieb kennen. Am 1. Januar 2010 übernahm sie dann die Position ihres Vaters. Dass das jetzt vorbei sein soll, kann Huang nicht fassen.
Denn für die Familie ist das Restaurant etwas Besonderes. „Für meinen Vater ist es sehr wichtig, dass das Restaurant weitergeführt wird“, sagt Huang. Sie fühlt sich verantwortlich, dass es weitergeht. Verantwortlich gegenüber ihrem Vater, aber auch gegenüber ihren Mitarbeitern und Gästen. Doch gerade weiß sie nicht, was sie noch tun kann. „Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Es gibt so viele Leerstände in der Stadt und wir wollen unser Geschäft weiterführen und bekommen den Mietvertrag nicht verlängert“, sagt Huang.
Voller Einsatz, doch ohne Erfolg
Die Eigentümer, die städtische Wohnbaugesellschaft GRWS, verlängerte den Vertrag nicht. Das Restaurant hätte ursprünglich am 18. Januar schließen müssen. Doch schon Ende 2023 mussten die Inhaber des Restaurants den Betrieb einstellen. Grund seien „bauordnungsrechtliche Bestimmungen“. So könne im Restaurant die Brandschutzvorschriften nicht eingehalten werden. Außerdem fehle es an Personal-Toiletten, Kühlflächen und einem größeren Lagerraum.
Huang suchte nach einer Firma, die ihr bei den Umbauten helfen sollte. Sie fand eine und erarbeitete ein Konzept. „Wir wollten auch unseren Standort verschönern, damit wir die Umgebung etwas aufwerten“, sagt Huang. Auch den Boden in der Küche und im Gastro-Bereich war sie bereit zu erneuern. Den Betrag im sechsstelligen Bereich wollte sie aus eigener Tasche zahlen: Hauptsache, das Familienrestaurant bleibt erhalten. Nur langsam begreift Huang, dass es nicht weitergehen wird.
Es ist eine Entscheidung, die auch bei den Stammgästen für Unverständnis sorgt. Das asiatische Restaurant ist für sie nicht aus der Stadt wegzudenken. Daher reichten die Stammgäste über 3000 Unterschriften ein, um die Entscheidung doch noch abzuwenden. Und auch die Rosenheimer SPD-Fraktion stellte mit Grünen-Stadtrat Peter Weigel einen Eilantrag. Doch auch diese Unterstützung brachte keinen Erfolg.
„Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen und haben bis zuletzt dafür gekämpft, dass die Touristinfo in einem der vorhandenen Leerstände untergebracht wird“, teilt Abuzar Erdogan, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion in einer Pressemitteilung mit. Denn seit der Entscheidung im Frühjahr 2023 habe die Zahl der Leerstände zugenommen. Gemeinsam mit dem Grünen-Stadtrat Peter Weigel suchten die SPD-Stadträte nach einem anderen Standort für die Touristinfo.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ricarda Krüger sieht den Standort für eine Touristinfo als „suboptimal“. Denn Touristen, die mit dem Zug reisen, würden an diesem Gebäude eher selten vorbeikommen. Und Reisebusse steuern meist touristische Highlights, wie das Rathaus und den Max-Josefs-Platz an. „Die Zahl der Leerstände ist besorgniserregend, eine funktionierende Gastronomie muss der Touristinfo weichen. Das ist leider die Bilanz dieser Entscheidung“, so Erdogan.
„Es war eine demokratische Mehrheitsentscheidung“
Doch die Entscheidung ist gefallen. In der nichtöffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus wurde der Antrag von SPD und von Peter Weigel, Fraktionsmitglied der Grünen abgelehnt. Die Gremiumsmitglieder haben sich mehrheitlich dagegen ausgesprochen. „Und damit den Beschluss vom April 2023 bestätigt, die neue Touristinfo im Parkhaus P4 anzusiedeln“, sagt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim. Und das soll noch in diesem Jahr passieren.
„Es handelt sich dabei um ein stadteigenes Gebäude und das bedeutet mehr Planungssicherheit für die städtische Wohnbaugesellschaft GRWS und für die Touristinfo“, begründet Baab. Vorab seien mögliche Gebäude durch eine Standortanalyse überprüft wurden. Dabei zeigte sich, dass das Gebäude P4 am besten für die Touristinfo geeignet sei. „Die anderen Standorte waren entweder zu klein oder zu teuer“, sagt Baab.
Der jetzige Standort am Hammerweg entspreche nicht mehr den Ansprüchen an eine moderne Touristinfo. „Die Räume sind sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Besucher zu klein“, sagt Baab. Nun soll die Touristinfo attraktiver und zeitgemäßer gestaltet werden. Nach dem Umbau soll die Einrichtung mit Werbedisplays, Getränkeautomaten und einer Spielecke ausgestattet werden. Bequeme Sitzmöglichkeiten und Gästetoiletten sollen für die Besucher bereitstehen.
Mit der Ansiedlung der Touristinfo soll auch die Situation rund um den Busbahnhof verbessert werden. So bringe die Touristinfo viele Vorteile für Urlauber. Viele Besucher würden mit dem Auto anreisen und im Parkhaus parken. Die Touristinfo hätten sie dann direkt vor der Nase. Außerdem solle die Touristinfo den Busbahnhof aufwerten. „Letztendlich war es eine demokratische Mehrheitsentscheidung, die so wie alle anderen demokratischen Mehrheitsentscheidung akzeptiert werden muss“, sagt Baab.