Muss beliebtes Restaurant nach 22 Jahren schließen?
Kampf um „Hong Long“: So groß ist die Protestwelle gegen die Stadt Rosenheim
Das Restaurant „Hong Long“ an der Heilig-Geist-Straße muss schließen. Und das schon in wenigen Wochen. Nachdem Stammgäste bereits eine Online-Petition gestartet haben, gibt es jetzt eine weitere Unterschriftenaktion. Die Liste soll anschließend an den Oberbürgermeister überreicht werden.
Rosenheim – Martina Glass ist zum Weinen zumute. Seit elf Jahren isst sie regelmäßig in dem asiatischen Restaurant „Hong Long“ an der Heilig-Geist-Straße. Sie hat Silvester dort gefeiert, kennt die Mitarbeiter beim Namen und hat die Kinder der Inhaber aufwachsen sehen. Umso größer sei der Schock gewesen, als sie erfahren hat, dass ihr Stammlokal schließen muss, weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Denn die Stadt will die Räume nutzen, um die Touristinfo dort unterzubringen.
Über 1.200 Unterschriften zusammengekommen
Um die Schließung zu verhindern, hatten Semir Dupolewski und seine Familie – ebenfalls Stammkunden – bereits am Freitag, 8. Dezember, eine Online-Petition gestartet. Innerhalb weniger Tage kamen so über 1.200 Unterschriften zusammen. Jetzt haben Martina Glass und ihr Mann Robert eine weitere Aktion gestartet. Auf Din-A4-Zetteln sammeln sie ebenfalls Unterschriften. Die Listen wollen sie anschließend an Oberbürgermeister Andreas März überreichen.
„Wir wünschen uns, dass Sie in der Funktion als Oberbürgermeister sich dafür einsetzen, dass das seit 22 Jahren familiengeführte asiatische Restaurant nicht schließen muss“, heißt es auf der Petition. Das Lokal sei ein „Teil der Rosenheimer Innenstadt“ und dürfe nicht zu Ende gehen. Mittlerweile hat das Paar bereits über 500 Unterschriften gesammelt. Weitere sollen folgen.
Verwaltung hält an Entscheidung fest
„Die Familie ist uns sehr ans Herz gewachsen, wir würden uns einfach wünschen, dass sie bleiben“, sagt Martina Glass. Doch im Moment scheinen die Chancen dafür eher schlecht zu stehen. Das machte Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf OVB-Anfrage deutlich. So würden die zahlreichen Unterschriften nicht dazu führen, dass man sich Gedanken über einen alternativen Standort für die Touristinfo macht.
„Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses haben mit großer Mehrheit für den neuen Standort der Touristinfo gestimmt“, sagt er. Die Planungen seien mittlerweile weit fortgeschritten. „Dass der Mietvertrag nicht verlängert wird, wurde der Pächterin frühzeitig kommuniziert, damit sie Planungssicherheit hat und sich frühzeitig nach einer Alternative umschauen kann“, ergänzt der stellvertretende Pressesprecher. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Rosenheim habe ihre Unterstützung bei der Suche alternativen Standorts angeboten, diese wurde Baab zufolge bislang aber nicht in Anspruch genommen.
Hoffen auf eine mögliche Lösung
„Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir wirklich raus müssen“, sagt Mary Huang, die das Restaurant gemeinsam mit ihrem Mann betreibt. Sie habe das Lokal von ihrer Mutter übernommen, kenne fast jeden Gast beim Namen und bezeichnet viele davon als „Teil ihrer Familie“. „Wir haben keinen Moment daran gezweifelt, dass unser Vertrag nicht verlängert wird“, sagt Mary Huang. Erst vor knapp einem Monat sei ihr die Situation dann so richtig bewusst geworden. Abgefunden hat sie sich mit der Entscheidung jedoch noch nicht. „Wir hoffen, dass es doch noch einen Weg gibt, dass wir bleiben können“, sagt sie.
Das hoffen auch die zahlreichen Stammkunden, die sich auch Gedanken darüber gemacht haben, wo die Touristinfo stattdessen untergebracht werden könnte. So schlägt Wolfgang S. beispielsweise das Gebäude an der Münchener Straße 4 vor, das die Stadt 2016 geerbt hat und im Moment saniert. „Der Standort wurde geprüft, aber als nicht tauglich befunden“, sagt Christian Baab. So sei das Gebäude „deutlich zu klein“. Alternativ könnte sich Wolfgang S. auch eine Unterbringung der Touristinfo in dem Gebäude vorstellen, in dem lange Zeit die Parfümerie Wiedemann ihren Sitz hatte.
Dankbar für Unterstützung
„Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns so viele Leute unterstützen“, sagt Mary Huang. Sie hofft weiter darauf, dass eine Lösung gefunden werden kann – und sie ihr Restaurant am 18. Januar nicht schließen muss. Nach fast 22 Jahren in der Innenstadt.