Seit 50 Jahren unterwegs
Wasserburgs Geschichte in 10.000 Bildern: Hobby-Fotograf Georg Rakowsky verschenkt sein Lebenswerk
Georg Rakowsky und seine Kamera sind seit 50 Jahren untrennbar mit Wasserburg verbunden. Rund 10.000 Bilder hat er nun dem Stadtarchiv übergeben. Sie zeigen nicht nur die Entwicklung der Innstadt, sondern auch skurrile Geschichten wie den unfreiwilligen Polizeieinsatz am Kellerberg.
Wasserburg – Seit 50 Jahren ist Georg Rakowsky schon mit der Kamera unterwegs. Er dokumentiert seit den 1980ern sowohl gesellschaftliche als auch städtebauliche Entwicklungen. Der Wasserburger hat jüngst sein Fotoarchiv, bestehend aus rund 10.000 Werken, dem Stadtarchiv übergeben.
Mit 22 Jahren fing Rakowsky an, die Stadt Wasserburg mit seiner Kamera einzufangen. Sein Hobby habe er bei einem Nachbarn abgeschaut, der ebenfalls fotografiert habe. Von da an interessierte er sich ebenfalls für Fotografie, berichtet der 72-jährige Rentner, der früher bei der Telekom angestellt war. Heute komme er nur „hin und wieder“ zum Fotografieren, allerdings mache er dies „schon seit rund 50 Jahren“.
Zu seinen liebsten Motiven gehören Wasserburg, seine Urlaubsziele und seine Kinder, als diese noch kleiner waren. Damals habe er alles analog fotografiert, berichtet Rakowsky. Heute mache er aber auch digitale Bildaufnahmen, zum Beispiel auf Geburtstagen. Die Qualität seiner Bildaufnahmen sei ihm besonders wichtig, denn hier müsse jeder Schritt mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden, betont er. Hier müsse man auf Elemente wie die Qualität des Objektivs oder den richtigen Film achten. „Wenn ein Faktor nicht stimmt, dann ist das ganze Bild schlecht“, weiß Rakowksy.
Dia-Vorträge über die Mongolei und Usbekistan
Zu Beginn seiner Fotografie habe er sich einen Dia-Scanner für 2.500 Euro zugelegt, von dem er noch heute Gebrauch macht. „Es gab zwar Leute, die mich deswegen aufgezogen haben, aber der Kauf hat sich auf alle Fälle gelohnt“, betont Rakowsky. Der 72-Jährige lässt die Bilder durch den Scanner laufen und kann diese auf seinem Computer bearbeiten, indem er beispielsweise die Beleuchtung verändert. Inzwischen sei die Entwicklung der analogen Fotos aber sehr teuer geworden. „Ein Foto kostet mich fünf Euro“, berichtet er.
Seine Werke stellt Rakowsky oft in Dia-Vorträgen vor, die vornehmlich von älteren Bewohnern Wasserburgs besucht werden. Hier zeige er Fotos von Urlaubsreisen, wie nach Usbekistan oder in die Mongolei. Einer seiner ersten Vorträge habe er im ehemaligen Altersheim St. Konrad gehalten. Für gewöhnlich seien die Senioren unruhig und würden „viel miteinander ratschen“, dennoch habe eine der Angestellten des Altersheims zu ihm gesagt, dass „sie noch nie erlebt hat, dass die Leute so ruhig zugehört haben“, erzählt Rakowsky stolz. Inzwischen hätten sich seine Vorträge herumgesprochen und seien recht beliebt. Pro Jahr würde der Wasserburger ungefähr drei Diashows abhalten, inzwischen habe er schon 55 Vorträge veranstaltet.
Stundenlange Suche nach Steinen
Rakowsky hatte schon einige historische Hochwasser, drei Generationen der Wasserburger Scheffler und den Bau des Parkhauses in der Kellerstraße vor der Linse. Einmal habe er sich an den Abhang beim Huberwirt am Kellerberg ins Gestrüpp gestellt, um „die gute Aussicht besonders gut einzufangen“. Allerdings habe er damit die Polizei auf den Plan gerufen, denn diese hätte schon die Befürchtung gehabt, er wolle sich etwas antun, berichtet er schmunzelnd.
Rakowsky ist zudem stark naturverbunden. Er liest laut eigenen Angaben viele Fachbücher und interessiert sich für Ernährung. In Wasserburg sieht man den 72-Jährigen auch des Öfteren auch barfuß gehen. „Am liebsten gehe ich ohne Schuhe vom Burgerfeld nach Reitmehring“, sagt er. „Im Winter trage ich aber lieber festes Schuhwerk“, sagt er schmunzelnd. Ein weiteres Projekt des Rentners: von ihm gesammelte Steine, in Türmen oder in Mustern angelegt. „Teilweise habe ich sechs Stunden am Tag nach den passenden Steinen gesucht“, erzählt er.
Geschichtszeugnis von Wasserburg
Da Rakowsky seit rund 50 Jahren die Entwicklungen der Stadt fotografiert, sind diese zu einem geschichtlichen Zeugnis der Stadt Wasserburg geworden. Seine gesamten Aufnahmen hat der Rentner in analoger Form in Ordner in seinem Keller aufbewahrt. Jetzt habe er diese dem Stadtarchiv übergeben. Das große Interesse an seinen Aufnahmen habe er überhaupt nicht erwartet, denn „ich habe eigentlich nur für mich fotografiert“, erzählt der 72-Jährige.
Grundsätzlich sei es ihm besonders wichtig, seine Projekte „von Anfang bis zum Ende“ durchzuführen. Sein letztes Vorhaben waren Fotografien vom Feuerwehrhaus und der Berufsschule. Letztendlich reicht es Rakowsky nun aber mit seinem jahrzehntelangen Hobby, denn „alles hat seine Grenzen“.

