Exklusiv: Das fordern Bürger vom Landrat
„Skandalöse Entscheidung“: Anlieger wollen Antworten zur Flüchtlingsunterkunft in Rott
Es wird die bestbesuchte Bürgerversammlung in Rotts Geschichte. Wenn am 25. Oktober Landrat Otto Lederer über die geplante Flüchtlings-Unterkunft spricht, wird fast jede Familie vor Ort oder per Livestream zuhören. Die Anlieger im Gewerbegebiet erheben schwere Vorwürfe. Was sie jetzt fordern.
Rott – „Information und Transparenz“ erhoffen sich die Anlieger von der Bürgerversammlung am Mittwoch, 25. Oktober, um 19 Uhr die im Gasthaus Stechl stattfinden wird. Anwohner im Gewerbegebiet Am Eckfeld finden: „Die äußerst unglückliche zeitliche Nähe der Bekanntgabe des Standortes zur Landtags- und Bezirkswahl wirft düstere Schatten auf den demokratischen Prozess.“ Die Bürger und Anwohner würden eine plausiblere Erklärung dafür fordern, warum der Standort nicht schon im Vorfeld während der internen Diskussion im Landratsamt der Gemeinde oder dem Bürgermeister mitgeteilt worden sei. „Ist man davon ausgegangen, dass die Wähler auf diese Nachricht negativ reagieren würden? Ein solches Vorgehen schadet dem Vertrauen in die Transparenz und in die Integrität der Entscheidungsprozesse erheblich.“, schreiben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de.
Vorwurf: „Mangel an Bürgerbeteiligung“
Die Anlieger kritisieren die Informationspolitik des Landkreises. „Die Tatsache, dass die Bürger in dieser Angelegenheit nicht einmal zur Kenntnis genommen wurden, ist schlichtweg inakzeptabel. Warum werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt? Die Bürger haben ein Recht darauf, ihre Stimme in dieser wichtigen Frage zu erheben und die Möglichkeit zur aktiven Beteiligung sollte als selbstverständlich angesehen werden. Der Mangel an Bürgerbeteiligung zeugt von einer unglaublichen Arroganz und einem mangelnden Demokratieverständnis seitens der Verantwortlichen“, heißt es in der Stellungnahme der Anwohner auf Anfrage der Redaktion.
Von Landrat Otto Lederer, der sich bei der Versammlung den Fragen der Bürger stellen wird, erwarten sie Antworten, unter anderem zu Fragen der Sicherheit und Integration der Geflüchteten: „Die geplante Unterbringung im Gewerbegebiet ohne jegliche Form von angemessener Infrastruktur und in erheblicher Entfernung von Polizei und Rettungsdiensten wirft schwerwiegende Sicherheitsfragen auf. Wie sollen die Bewohner der Unterkunft und der Gemeinde in einer solchen Lage geschützt werden? Und wie wird die Integration der Flüchtlinge in eine Gemeinschaft sichergestellt, die keinerlei soziale Einrichtungen an dem geplanten Standort bereithält?“ Auch der Bürgermeister hatte in seiner Pressekonferenz nach Bekanntgeben der Entscheidung des Landratsamts, die Immobilie anzumieten, die fehlende Infrastruktur vor Ort kritisiert.
Große Verärgerung
Die Stimmung vor der Bürgerversammlung in der Bürgerschaft ist von großer Verärgerung geprägt, wie die Stellungnahme der Anlieger aufzeigt. „Die Entscheidung, eine ehemalige Produktionshalle als Unterkunft zu nutzen, umgeben von gewerblichen Betrieben mit intensivem Schwerlastverkehr, ohne ausreichende Grünflächen oder Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten, ist schlichtweg skandalös.“ Dies stelle „eine grobe Missachtung der menschlichen Bedürfnisse und der grundlegenden Menschenwürde“ dar. Die Behauptung, dass dieser Standort „alternativlos“ sei, „ist an Zynismus kaum zu überbieten“, so die Anlieger. „Man fragt sich, ob es das Ziel ist, die Bedingungen für die Flüchtlinge so unerträglich zu gestalten, dass Konflikte vorprogrammiert sind oder dass sie freiwillig den Landkreis Rosenheim wieder verlassen.“
„Schwerwiegende Bedenken“
Die Bürger und Anlieger in Rott seien empört und würden dringend erwarten, „dass ihre berechtigten Anliegen und Fragen bei der Bürgerversammlung angemessen und entschieden beantwortet werden“. „Es ist an der Zeit, dass die Entscheidungsträger Verantwortung übernehmen und klare, verständliche Antworten auf diese schwerwiegenden Bedenken liefern. Der unzumutbare Umgang mit dieser Angelegenheit muss dringend korrigiert werden.“ Fazit: „Die Anlieger und Bürger sagen nein zu einer Sammelunterkunft in Rott am Inn.
Bürgermeister erwartet, „dass unsere Einwände sehr ernst genommen werden“
Bürgermeister Daniel Wendrock fasst seine Erwartungen an die Bürgerversammlung so zusammen: „Ich erwarte in erster Linie Informationen seitens des Landratsamtes zur angedachten Sammelunterkunft. Für die Gemeinde und unsere Bürgerinnen und Bürger. Ich erwarte, dass unsere Einwände sehr ernst genommen werden. In diesem Zusammenhang werde auch ich meine bekannte Position nochmals herausstellen. Und schließlich erwarte und erhoffe ich mir einen ehrlichen und sachlichen Verlauf der Veranstaltung. Dafür soll und wird die Veranstaltung auch professionell moderiert werden..“