Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Das sagt der Vize-Polizei-Chef zur Sicherheitslage

„Erschreckend“: Pornografische Inhalte im Netz nehmen laut Wasserburger Polizei zu

internet-tippen
+
Die polizeiliche Arbeit verlagert sich immer mehr von der Straße ins Internet. Zum Tatort Straße ist der Tatort Darknet hinzugekommen.

Die polizeiliche Arbeit verlagert sich immer mehr von der Straße ins Internet. Neuer Tatort ist das Darknet. Auch in Wasserburg. So beurteilt der stellvertretende Inspektionschef Christian Gollwitzer die Sicherheitslage. Diese Entwicklungen fallen ihm auf.

Wasserburg - Einmal im Jahr gibt die Inspektion Wasserburg den Sicherheitsbericht heraus. Vor der Veröffentlichung wird er den Bürgermeistern und Vertretern der Stadt Wasserburg sowie der Gemeinden im Dienstbereich vorgestellt. Der Leiter der Polizeiinspektion, Erster Polizeihauptkommissar Markus Steinmaßl, informierte beim Treffen über die Kriminalitätsentwicklung und Verkehrslage des vergangenen Jahres. Anschließend bekamen die Rathauschefs die Gelegenheit, das neue Gebäude der Polizeiinspektion (PI)Wasserburg zu besichtigen.

Weniger Straftaten

Die PI Wasserburg liegt seit dem Umzug an die Münchener Straße strategisch zentral gelegen im Dienstbereich, der die Gemeinden, Albaching, Amerang, Babensham, Edling, Eiselfing, Griesstätt, Pfaffing, Ramerberg, Rott, Schonstett, Soyen und der Stadt Wasserburg umfasst. Hier leben rund 46.300 Einwohner auf 326 Quadratkilometern. Zur Anzahl der Bürger kommen noch etwa 42.500 zugelassene Fahrzeuge im Dienstbereich.

Christian Gollwitzer, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Wasserburg an seinem Schreibtisch.

Im Jahr 2022 wurden im Dienstbereich der Polizei Wasserburg laut Sicherheitsbericht insgesamt 1.216 Straftaten (2021: 1.342) in der Kriminalstatistik erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 126 Straftaten und 9,4 Prozent. Zur Suche nach den Gründen kann der stellvertretende PI-Chef Gollwitzer nur sagen: „Das wäre Kaffeesatzleserei.“ Doch er zeigt sich erleichtert: Die erwartete Steigerung der Straftaten nach der Pandemie, in der auch die Kriminellen quasi im „Lockdown“ waren, sei ausgeblieben. „Darüber sind wir sehr froh“, so Gollwitzer.

Die Aufklärungsquote ist mit 69,3 Prozent (Vorjahr 77,9 Prozent) zurückgegangen, was jedoch immer noch einen sehr guten Wert darstelle. Dass die Quote gesunken ist, hat einen Grund: Die Beamten haben es immer häufiger mit Cyber-Crime-Fällen zu tun. Die Täter agieren im virtuellen Raum - häufig von Plattformen aus, die im Ausland installiert worden sind. Sie zu ermitteln, ist angesichts der Anonymität des Netzes schwer. Die Kriminalität, auch ausgehend aus dem Dark-Net, ist zu einem großen Problem geworden, bedauert Gollwitzer.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass die Sexualstraftaten (Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung) erneut zugenommen haben - von 42 auf 50 Anzeigen (plus 19 Prozent). Der Schwerpunkt lag dabei bei der Verbreitung pornografischer Inhalte mit 22 Taten zu 19 im Vorjahr, heißt es im Sicherheitsbericht der Polizei Wasserburg. Die Aufklärungsquote bei den Sexualstraftaten betrug 82 Prozent. Diese Zahl freut Gollwitzer, die Steigerung bei der Sexualstraftaten bereitet ihm jedoch Sorgen. „Erschreckend“ sei das Ausmaß vor allem bei der Verbreitung pornografischer Inhalte im Internet.

Große Fahndungserfolge

Auch bei der Inspektion gebe es mittlerweile Beamte, die sich für dieses Kriminalitätsfeld extra geschult worden seien. Vertiefte Ermittlungen fänden jedoch bei der Kripo in Rosenheim statt, die eine eigene Einheit Cyber-Kriminalität habe. Mittlerweile gebe es jedoch auch aufgrund der internationalen polizeilichen Zusammenarbeit große Fahndungserfolge. Mehrfach sei es gelungen, Schläge gegen große Betreiber von kinderpornografischen Plattformen auszuüben. „Dabei kommen auch viele Abnehmer ans Licht.“ Die Täter in diesem Kriminalitätsfeld könnten sich nicht länger sicher fühlen im Darknet, die Zahlen der aufgedeckten Fälle würden deutlich steigen.

Mehr einfache Diebstähle

Gegenüber dem Vorjahr haben laut Sicherheitsbericht auch die Diebstähle zugenommen - insgesamt um 23,2 Prozent (255 Fälle zu 207 im Vorjahr). Hier muss laut Gollwitzer zwischen einfachen und schweren Diebstählen unterschieden werden. Bei letzteren sind auch Sicherungen überwunden worden. Beispiel Fahrradraub: War das Rad nicht abgeschlossen, ist es ein leichter Diebstahl, wurde das Kettenschloss geknackt, ein schwerer. Dass die einfache Diebstähle stark gestiegen sind, um 36,7 Prozent (205 Fälle zu 150 im Vorjahr), liegt nach Gollwitzers Vermutungen an der Tatsache, dass das Leben nach dem Pandemie-Ende wieder erwacht ist. Es gab wieder Feste, Feiern, Menschenansammlungen - und damit auch mehr Möglichkeiten, zu stehlen. Gute Nachricht: Die schweren Diebstähle sind um 12,3 Prozent (50 Fälle zu 57 im Jahr 2021) zurückgegangen.

Der Wohnungseinbruchsdiebstahl hat 2022 wieder ein Niveau ähnlich der „Vor-Corona-Zeit“ erreicht. Mit sieben Taten zu einer im Vorjahr ist hierbei eine Zunahme zu verzeichnen. „Man kann behaupten, dass 2021 in dieser Hinsicht ein positives Ausnahmejahr war“, so PI-Chef Steinmaßl. Sein Stellvertreter ergänzt: Die wohl einzige positive Auswirkung der Pandemie sei es gewesen, dass auch die Einbrecher zu Hause geblieben seien. Schließlich mussten sie damit rechnen, dass viele Leute daheim sind. Trotzdem: Auch wenn wieder etwas mehr eingebrochen wurde, haben diese Fälle in den vergangenen Jahren stark abgenommen, berichtet Gollwitzer. Die Präventionsarbeit der Polizei habe sich ausgezahlt. Die Menschen hätten ihre Häuser besser gesichert, die Nachbarn seien aufmerksamer geworden.

Die Grafik zeigt die Sicherheitslage im Dienstbereich der Polizei Wasserburg. 2022 gab es insgesamt 1216 Straftaten, davon wurden 843 aufgeklärt.

Sogar Reifensätze gestohlen

Im Diebstahlsegment sind laut Sicherheitsbericht noch der Ladendiebstahl und der Diebstahl an und aus Kraftfahrzeugen besonders erwähnenswert. 2022 sind Ladendiebstähle 45-mal zur Anzeige gebracht worden. Im Vorjahr waren es noch 24 (plus 21, 87,5 Prozent). Bei den Diebstählen an und aus Kfz mussten 30 Taten zu 18 im Vorjahr (plus 12, 66,7 Prozent) bearbeitet werden. Während früher Autoradios oder Navis beliebte Beutestücke waren, so Gollwitzer, sind es nun beispielsweise Reifen. Ganze Sätze seien unter anderem in einem Wasserburger Autohaus abmontiert worden.

Kein Brennpunkt der Gewalt im Wasserburger Land

Die Gewaltkriminalität (Rohheitsdelikte), die neben den klassischen Gewaltdelikten wie Körperverletzung auch Raub und Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Nötigung, Freiheitsberaubung, Bedrohung und Nachstellung (Stalking) beinhaltet, ist nach einer deutlichen Zunahme im Vorjahr nun im Jahr 2022 wieder auf ein moderates Niveau zurückgegangen; es erfolgte eine Abnahme um 28,8 Prozent (277 Fälle zu 389 im Vorjahr), so die Inspektionsleitung. Die einfache Körperverletzung nahm dabei um 136 Taten deutlich ab (272 im VJ, minus 50 Prozent). Bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung ist jedoch eine leichte Zunahme um sieben Fällen auf 53 Taten (46 im VJ) zu melden; eine Zunahme um 15,2 Prozent. Gibt es hier einen Brennpunkt im Wasserburger Land? Golllwitzer verneint. Er stellt nur generell fest, dass nach dem Ende der Pandemie das Nachtleben wieder zurückgekehrt sei - und damit auch die typische Schlägerei, oft ausgelöst durch alkoholisierte Streithansel.

Ärger über Sachbeschädigungen

2022 stiegen die Sachbeschädigungen abermals, aber moderat um 1,8 Prozent (174 zu 171 im Vorjahr). Dabei kam es zu einer Zunahme bei den Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum (auf Straßen, Wegen oder Plätzen) von 27 auf 39 Anzeigen (plus 12 Prozent). Das ärgert den stellvertretenden Inspektionsleiter besonders: Er kann und will nicht verstehen, „warum machen Menschen einfach was kaputtmachen“. Damit würden sie nichts erreichen, davon hätten sie auch nichts. Es gehe nur um die Zerstörung - oft aus Leichtsinn, Frustration, ausgeführt im Rausch.

Der sogenannte Waren- und Warenkreditbetrug, der hauptsächlich im Online-Handelund bei Online-Auktionsportalen zum Tragen kommt, ging um 17 Anzeigen (26 zu 43 Taten im Vorjahr, minus 39,5 Prozent) zurück. Es muss jedoch dabei berücksichtigt werden, dass hierbei die aus dem Ausland verübten Taten nicht in der Inlandsstatistik widergespiegelt werden, bedauert Steinmaßl.

Die Rauschgiftkriminalität hat mit 140 Fällen zu 122 im Vorjahr um sieben Prozent erneut zugenommen. Mit erfolgreichen Kontrollen und Ermittlungsverfahren konnte damit das sogenannte Dunkelfeld weiter aufgehellt werden, betont die PI.

2022 gab es elf sogenannte Widerstände und tätliche Angriffe gegen Vollstreckungsbeamte. Im Vorjahr waren es noch 25 Delikte (minus 14 Prozen). Der Gesamtschaden aller Delikte belief sich im Jahr 2022 auf 605.148 Euro. Im Vorjahr betrug die Schadenssumme noch 965.443 Euro, teilte die Inspektion weiter mit. 

Verkehrslage: mehr Verletzte

Im Jahr 2022 ereigneten sich im Dienstbereich der Polizei Wasserburg 1.397 Verkehrsunfälle (2021: 1.363). Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um 34 Unfälle (zwei Prozent). Drei Personen wurden dabei getötet (2021: sechs) und 273 verletzt (2021: 193). Die Tatsache, dass 2022 mehr Personen bei Unfällen verletzt wurden, bereite der Inspektion Sorgen, sagt Gollwitzer. Er unterstreicht in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Verkehrskontrollen für die Sicherheit seien. „Wir werden, wenn wir kontrollieren, oft als Wegelager beschimpft, uns wird unterstellt, wir wollten die Autofahrer nur abzocken. Dabei sind diese Kontrollen eine ganz wichtige Arbeit.“ Sie würden auffällige Fahrer, die unter Alkohol und Drogen stehen, entdecken, Raser ermitteln und sogar aus dem Verkehr ziehen.

In der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle sind 503 sogenannte Wildunfälle (Unfälle mit Wildtieren) beinhaltet. 207 Verkehrsunfälle wurden wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort (2021: 175) erfasst. Die Aufklärungsquote lag bei 36,71 Prozent, so Steinmaßl.

Hauptursachen für schweren Unfällen: Alkohol und berauschende Mittel

Als Hauptunfallursachen wurden „Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren“ verzeichnet. Bei den Unfällen mit schweren Folgen ist immer noch der Konsum von Alkohol und berauschender Mittel eine sehr häufige Ursache, bedauern die Beamten. Den 21 Alkohol- und Drogenunfällen im vergangenen Jahr stehen fast dreimal so viele (57) folgenlose Fahrten gegenüber, die rechtzeitig festgestellt und beendet werden konnten, bevor etwas passierte.

Es wurden 2022 zwei Schulwegunfälle erfasst, bei denen die Kinder jeweils nur leicht verletzt wurden. Einer ereignete sich in Rott, wo ein Kind beim Queren der Straße von einem abbiegenden Auto erfasst wurde. Der zweite war in Wasserburg, wo ebenfalls ein Kind beim Queren der Straße verletzt wurde.

Kommentare