Stadtspaziergang mit Dirigentin Barbara Bschorr
Sie gibt bei der Stadtkapelle Wasserburg den Takt an - gern auch in schwindelerregender Höhe
Barbara Bschorr ist die neue Dirigentin der Stadtkapelle Wasserburg. Mitglied Andreas Burlefinger hat sie auf einen Stadtspaziergang mitgenommen - zu all jenen Orten, die den Musikern wichtig sind. Das ist auch ein Platz im Himmel.
Wasserburg - Entlang von einigen historischen Stätten der Stadtkapelle in Wasserburg soll es gehen. Und „a bissal“ kennt sie sich in Wasserburg ja auch aus. Schließlich hat die Halfingerin in Wasserburg die Realschule besucht und erinnert sich noch gut an die schülerfreundlichen Preise im Eiscafe Mohr.
Erste Station ist der vom Wasserburger Bildhauer Anton Woger geschaffene Brunnen am Eck des Rothmaier-Hauses. Die ersten Gruppenfotos der Wasserburger Stadtkapelle und der Wasserburger Bläserbuben wurden hier so Mitte der fünfziger Jahre gemacht. Für Barbara Bschorr eine Begegnung mit der Geschichte der Stadtkapelle. „Hier war also ein Anfang meiner neuen Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung“ sagte sie.
Vorher schon ging der Weg vorbei an der Rückseite des Rathauses. Auch hier ein bisschen Historie. Vor der Sparkasse war im unteren Teil, viele ältere Wasserburger werden sich daran erinnern, noch die Freiwillige Feuerwehr untergebracht. Und im Gewölbezimmern das auch der Aufenthaltsraum war, konnte die Stadtkapelle eine Zeit lang ihr Notenarchiv und Instrumente lagern. Zu Zeiten von Otto Hofmann wurde auf den Bänken entlang der Mauer mangels eigener Trommeln sogar der Rhythmusunterricht durchgeführt. Da drang kein Geräusch mehr hinaus in die Herrengasse oder in die Salzsenderzeile.
Turmbläsertradition soll weiterleben
Zurück beim Spaziergang zum Turm der Frauenkirche. Mit dem Kinderwagen geht‘s natürlich nicht rauf auf die kleinen Balkone oben unter der Turmspitze. „Ich bin eigentlich recht mutig und es gibt wenig Dinge, vor denen ich Angst habe. Auch nicht vor einer Turmbesteigung mit dem Instrument oder einem Gleitschirmflug“, den sie im Tandem schon absolviert hat. Für sie ist es wichtig, dass die Turmbläsertradition in Wasserburg weiterhin erhalten und in der Ausbildung weiterhin gefördert wird.
„Das sehe ich als eine Verpflichtung der Stadt Wasserburg und der Bürgerschaft gegenüber. Und es ist halt schon fast ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal“ sagt Barbara Bschorr. Weiter geht’s nun zum Marienplatz. Vor dem Rathaus gibt es vom „stadtkapelleigenen Freizeitstadtführer“ Informationen, welche Bedeutung dieser Platz für die Stadtkapelle hat. Die frühen Konzerte der Stadtkapelle im Rathaussaal, solange es keine Badria-Halle gab. Standkonzerte anlässlich der Weinfeste, Open-Air Konzert-Veranstaltungen, Musik beim ersten Altar anlässlich der Fronleichnamsprozessionen, Bühnenmusik zum Bürgerspiel und nicht zu vergessen in kleinere Besetzungen Musik bei den musikalischen Samstagen im Sommer.
Ziel: Niveau weiter steigern
Mit dem Taktstock in der Hand will Barbara Bschorr den Wasserburgern und all‘ denen, die es hören können, gut gespielte Musik anbieten. „Egal welche Musik wir dem Anlass entsprechend gerade musizieren. Es soll dem Publikum gefallen, wie wir spielen und was wir spielen“. Als Beispiel nennt sie das Konzertstück (am 6. Mai in der Badriahalle, Anmerkung der Redaktion) „Im weissen Rössl“. „Das unterhält das Publikum und macht gute Laune, verlangt aber vom Orchester höchste Konzentration und Musikalität.
Und genau das sollen die Zuhörer aber nicht merken. „Dafür proben wir wochenlang zusammen im Orchester und zu Hause, meistens wenigstens“ meint Barbara Bschorr mit einem leichten Lächeln. Denn das vorhandene hohe Niveau möchte sie gerne noch steigern, „da gibt es vielleicht doch noch die ein oder andere Stellschraube“.
Besonders freut sie sich zudem auf die öffentlichen Auftritte in Wasserburg. Und da merkt man, wie verbunden und bodenständig sie mit der oberbayerischen Region, der Musik und den Menschen ist. „Ich mag nicht nur die symphonische oder klassisch bayerische Blasmusik, sondern auch die fetzige Musik einer Brass-Band, den Jazz und die Kirchenmusik. Sie muss nur gut geschrieben und gut gespielt sein. Da sehe ich mich als eine musizierende Anwältin, die im Auftrag des Komponisten und seiner Musik handelt. Es ist dann nicht so schlimm, wenn sich mal ein Fehler einschleicht. Wichtig ist mir, dass musikalisch und mit Herzblut gespielt wird und den Musikern Freude bereitet. Denn dann merken sie nicht mehr, wie anstrengend und schwer manche Stücke sind“ fügt die studierte Musikerin, Dirigentin und Mama mit ihrem ansteckenden Humor noch an. Und sie genießt dabei die warmen Sonnenstrahlen, den Cappuccino und die Butterbreze im Cafe vor dem Rathaus.


