„Größte Herausforderung unserer Zeit“
Neues Klima für Bad Aibling: Wie Albert Bernstetter die Kurstadt umkrempelt
Seit einem Vierteljahr lenkt Albert Bernstetter das Klimaschutzmanagement in Bad Aibling. Seine To-do-Liste könnte dabei kaum länger sein. Nun spricht er über die wichtigsten Aufgaben und erklärt, was die Bürger bewegt.
Bad Aibling – „Ihnen geht die Arbeit nicht aus“, scherzte Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) kürzlich in Richtung Albert Bernstetter. Der neue Bad Aiblinger Klimaschutzmanager, der nun seit rund einem Vierteljahr im Amt ist, stellte seine Aufgaben zuletzt im Rathaus dem Ausschuss für Klimaschutz, Stadtentwicklung und Gesamtverkehrsplanung vor und machte dabei deutlich, welch große Bandbreite das Klimaschutzmanagement mittlerweile zu bewerkstelligen hat. Und laut Rathauschef Schlier habe sich der 60-Jährige schon bestens in seine vielfältigen Aufgaben eingearbeitet.
„Das hätte es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben“, betonte Bernstetter selbst und sprach etwa vom Hitzeschutz, der für Kommunen immer mehr an Bedeutung erlange. So plant etwa die Stadt Bad Aibling, den Hitzeschutz als wesentlichen Bestandteil der kommunalen Bürgervorsorge für die Zukunft zu verankern. Unter dem Motto „Klima Aktiv“ arbeite der Klimaschutzmanager intensiv an dem Thema, welches als zentralen Baustein die Aufklärung der Bevölkerung innehabe. Im Rahmen dieser Bemühungen schließt sich die Stadt Bad Aibling der Informationskampagne „Gib Hitze keine Chance“ des Gesundheitsministeriums an, um die grundlegenden Regeln für den Umgang mit Hitze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Was Bernstetter alles beachten muss
Dazu beitragen sollen sicher auch die kürzlich errichteten Trinkwasserbrunnen im Kurpark und am Marienplatz. Doch Bernstetters Aufgabengebiet ist noch weitaus vielfältiger. Ihm zufolge sei der Klimaschutz im Allgemeinen „die größte Herausforderung unserer Zeit“, da bereits sichtbare klimatische Veränderungen schwere Schäden verursacht hätten. Der Anstieg des CO₂-Werts führe zu massiven klimatischen Veränderungen, die auch die Kurstadt zwingen, umfassenden Maßnahmen zu ergreifen, so der Klimaschutzmanager.
„Klimaschutz ist die größte Herausforderung unserer Zeit, da bereits sichtbare klimatische Veränderungen schwere Schäden verursachen.“
Seine Aufgaben erstrecken sich dabei etwa über die Analyse aktueller Energieverbräuche, die Koordination verschiedener Bereiche im Stadtgebiet, die Definition von Zielen und Strategien sowie die interne und externe Kommunikation. Was abstrakt klingt, wird schnell konkret, da Bernstetter durch das bestehende Klimaschutzkonzept der Stadt bereits ein großes Bündel an wesentlichen Aufgaben mitbekommen hat. Hierbei stehen etwa ein „Klimacheck bei Beschlüssen und Bauvorhaben“, eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit, der Ausbau von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Liegenschaften, eine „Beleuchtungssanierung“ oder der umfassende Bereich der Mobilität auf seiner Agenda.
Rufbus, Radwege, Ratschläge
Während er zusätzlich das in der Vergangenheit viel diskutierte Thema „Rufbus“ noch einmal genauer unter die Lupe nehmen soll, beschäftigt sich Bernstetter grundsätzlich mit der Ist-Analyse des öffentlichen Nahverkehrs, dem Ausbau eines klimafreundlichen Fuhrparkes der Kommune, der Weiterentwicklung bestehender Fahrrad- und Fußwege und der Optimierung der bestehenden Mobilitätskonzepte. „Wichtig ist zudem, dass ich die aktuellen Trends genau beobachte“, sagt Bernstetter. Denn entscheidend sei, die notwendigen Maßnahmen frühzeitig zu erkennen und das Rad hierbei nicht immer neu erfinden zu müssen.
Neu in Bad Aibling wird die Gründung eines Entscheidungsgremiums innerhalb der Kommune sein. Hierzu wollte Grünen-Stadträtin Martina Thalmayr wissen, wie sich dieses zusammensetzen soll. „Es geht darum, sich regelmäßig mit der Führungsebene, also mit den einzelnen Fachgebieten zusammenzusetzen und im besten Fall dadurch Synergieeffekte zu erarbeiten“, erklärte Bernstetter.
Wie kommt der Klimaschutzmanager bei den Bürgern an?
„Und wie kommt der neue Klimaschutzmanager in der Bevölkerung an?“, erkundigte sich Stadtrat Dieter Bräunlich (ÜWG). Sprich, welche Themen bewegen die Bürger am meisten? Laut Bernstetter haben ihn in seinen ersten Monaten bereits mehrere Anfragen erreicht. „Hauptthema ist dabei meist das Heizen.“ Fragen zum womöglich nötigen Austausch der eigenen Heizung, zur Nahwärme oder zu Wärmepumpen bewegten die Menschen dabei immer wieder, berichtet der Klimaschutzmanager. Aber auch die Förderung von Lastenfahrrädern spiele hierbei eine Rolle, sagt Bernstetter. So sei die Nachfrage nach entsprechenden Förderhilfen seiner Auffassung nach groß.
Klar ist, dass dem neuen Klimaschutzmanager, der im Juni aus Wasserburg in die Kurstadt gewechselt war, die Arbeit wohl so schnell nicht ausgehen wird. Gegenüber dem OVB hatte er zuletzt betont: „Es ist entscheidend, dass wir aufhören, das Unverhandelbare zu verhandeln, und die Chancen, die in der Umsetzung des Klimaschutzes liegen, aktiv ergreifen.“ Dafür will er nicht nur mit den politischen Entscheidungsträgern und der Wirtschaft zusammenarbeiten. Auch der Dialog mit den Bürgern und verschiedenen Akteuren vor Ort wie Vereinen und Schulen sei immens wichtig.