Albert Bernstetter hat große Ziele
Nach Abschied aus Wasserburg: Das ist der neue Klimaschutz-Manager in Bad Aibling
Nach seinem überraschenden Abschied aus Wasserburg schlägt Albert Bernstetter in Bad Aibling ein neues Kapitel auf. Er ist kein Unbekannter in der Kurstadt. Was er als Klimaschutzmanager erreichen will und was ihn am Arbeitsweg besonders reizt.
Bad Aibling – Die Stadt Bad Aibling hat einen neuen Klimaschutzmanager. Albert Bernstetter, 60-jähriger Familienvater, ist seit Anfang Juni in der Kurstadt im Amt. Gerade in Hinblick auf seine drei Kinder sagt er: „Mir wurde bewusst, dass ich nicht nur für mich, sondern auch für die nächste Generation Verantwortung trage.“ Dieses Bewusstsein möchte er nun in seiner neuen Rolle einbringen. Bernstetter folgt damit auf Lorenz Löffler, der wiederum als Nachfolger von Natalie Tomlinson-Kurz erst seit dem vergangenen Jahr in Bad Aibling für den Klimaschutz tätig war.
Bernstetter, studierter Diplom-Ingenieur für Holztechnik, war lange als Projektkoordinator in der Automotiv-Branche tätig und arbeitete später im Bereich der Elektromobilitäts-Entwicklung. Ein Bezug zu Bad Aibling besteht bei ihm bereits seit Jahren, da er bis 2018 mit einem eigenen Unternehmen, ebenfalls tätig in der Automobil-Branche, auf dem B&O-Gelände ansässig war. „Irgendwann habe ich mich aber gefragt, wohin ich mich orientieren möchte“, sagt Bernstetter gegenüber dem OVB. Da sein bisheriges Aufgabenfeld allerdings weniger zum Klimaschutz passte, suchte er sich neue Themenfelder, wie er nun erzählt.
Bürgermeister Schlier: „Wir sind sehr froh“
Eine Ausbildung zum Gemeinwohlberater für Unternehmen sowie eine aktive Beteiligung am von Bürgern und Spezialisten initiierten „Klimaschutzdialog“ in Wasserburger brachten ihn seiner jetzigen Tätigkeit immer näher. Erfahrung bringt der in Edling wohnhafte Bernstetter vor allem aber durch die vergangenen zwei Jahre mit, in denen er das Amt des Wasserburger Klimaschutzmanagers bekleidete. Wie berichtet verließ er kürzlich überraschend die Innstadt, da für die dortige Aufgabe lediglich eine Halbtagsstelle bei den Stadtwerken vorgesehen ist. In Wasserburg hat Bernstetter „viele tolle Erfahrungen gesammelt“, in Bad Aibling winkt dem 60-Jährigen nun eine Vollzeitstelle mit klarer Integration in die Verwaltungsebene.
„Wir sind sehr froh, dass wir einen so guten und erfahrenen Mann als Klimaschutzmanager gewinnen konnten“, betont Bürgermeister Stephan Schlier, der die Zusammenarbeit mit Bernstetter in den ersten Wochen als äußerst positiv und konstruktiv wahrgenommen hat. Bernstetter findet nun ein ausgearbeitetes Klimaschutzkonzept für die Kurstadt vor, das vor allem Vorgängerin Tomlinson-Kurz auf den Weg gebracht habe, so Schlier. Das Konzept sei dann von Löffler sowie dem Beschluss des Stadtrates fertiggestellt worden. Die „Schnittstelle“ zwischen der Fertigstellung des Konzeptes und dem Start der Umsetzung habe sich nun als geeigneter Zeitpunkt für den personellen Wechsel angeboten, wobei „Herr Löffler aus freien Stücken gegangen ist“, erklärt Schlier.
„Nicht das Unverhandelbare verhandeln“
Bernstetter zeigt sich im Gespräch motiviert, will in Bad Aibling anpacken, verliert dabei aber nicht den Blick für die Realität. „Es ist entscheidend, dass wir aufhören, das Unverhandelbare zu verhandeln, und die Chancen, die in der Umsetzung des Klimaschutzes liegen, aktiv ergreifen.“ Dafür will er nicht nur mit den politischen Entscheidungsträgern und der Wirtschaft zusammenarbeiten. Auch der Dialog mit den Bürgern und verschiedenen Akteuren vor Ort wie Vereinen und Schulen sei immens wichtig. Und dass Bad Aibling für ihn persönlich ein besonderer Arbeitsplatz ist, das erlebe er jeden Morgen.
„Was mich besonders reizt, ist die Anfahrt“, sagt der Klimaschutzmanager, der von Tuntenhausen kommend den Blick auf die Berge genießt. Dass seine Stelle hier, anders als in Wasserburg, im Rahmen der Verwaltung integriert ist, bewertet er als äußerst positiv und es zeige, dass die Stadt dem Thema eine große Bedeutung zuordne. Das kommunale Klimaschutzkonzept, das eine Ist-Analyse erstellt hat und woraus nun Maßnahmen abgeleitet werden, bezeichnet er als „Meilenstein“ für die Stadt. Bernstetter: „Wir wissen jetzt also, welche Schwerpunkte wir hier haben und welche Themen wir vorantreiben wollen.“ Hierzu nennt er beispielhaft den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Liegenschaften.
Bernstetter will Chancen ergreifen
Derzeit arbeitet sich der 60-Jährige in die wichtigsten Themen ein, führt viele Gespräche und befasst sich etwa mit Förderanträgen. „Im Endeffekt geht es jetzt darum, das Klimaschutzkonzept projekttechnisch abzuarbeiten“, sagt Bernstetter. Die Frage, mit welchen Strategien man das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreichen könne, gehöre nun auch zu seinem Tätigkeitsbereich. „Mir ist es ganz wichtig, dass man nicht nur über die Themen spricht, sondern auch in die Umsetzung kommt.“ Seiner Ansicht nach sei es die große Herausforderung, überhaupt erstmal ins Tun zu kommen. Dies könne nur „im Austausch mit allen“ funktionieren.
Denn: Während der Klimawandel negativ behaftet ist, sei laut Bernstetter der Klimaschutz eigentlich etwas Positives. „Wenn wir uns auf dieses Thema also einlassen, haben wir eine Chance.“ Wer nämlich unabhängig von Energieerzeugern aus Saudi-Arabien oder Russland ist, der habe auf Dauer einen großen Vorteil. Und dies könne am besten gemeinsam funktionieren. So hebt Bernstetter etwa positiv hervor, dass sich die Stadt Bad Aibling über ein Klimaschutznetzwerk auf Landkreisebene mit 16 Kommunen zusammengeschlossen hat.
Für Bernstetter wird es in den kommenden Wochen nun darum gehen, die Strukturen und Zusammenhänge noch besser kennenzulernen. Verlassen kann er sich dabei immer auf einen reizvollen Arbeitsweg, ob mit Elektroauto oder mit dem Fahrrad. „Der Ausblick ist besonders, egal bei welchem Wetter.“