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Porträt eines Unermüdlichen

Ein echter Allrounder: die 1000 Projekte von Soyens Altbürgermeister Karl Fischberger

Karl Fischberger
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Karl Fischberger aus Soyen ist ein echter Tausendsassa.

Buchhalter, Landwirt und passionierter Tänzer: Karl Fischberger aus Soyen ist ein echter Tausendsassa. Wie der Altbürgermeister das alles unter einen Hut bringt, welchen Kindheitstraum er sich vor Jahren erfüllt hat und warum ein Sonntagabend vor dem Fernseher für ihn unvorstellbar ist.

Soyen – Wenn Karl Fischberger über seine Arbeit spricht, ist er Feuer und Flamme: Egal, ob es um seine Ausbildungszeit zum Landwirt, seine Tätigkeit als Buchhalter oder als ehemaliger Soyener Bürgermeister geht, der 67-Jährige ist begeistert bei der Sache.

In seiner Zeit als Rathauschef hat Karl Fischberger viele Vorhaben initiiert und angeschoben: Die Sanierung der Grundschule und des Kindergartens, Erneuerung der Wasserversorgung, Bau der Kläranlage, Installation der Hackschnitzel-Anlage, mit der alle öffentliche Gebäude in Soyen beheizt werden, der Bau der Überführung über das Bahngleis bei Mühlthal. Der Altbürgermeister kann sich viele Projekte auf seine Kappe schreiben, auch wenn er dabei manches Mal an seine Grenzen stieß.

Karl Fischberger lebt seit jeher mit seiner Familie in Reiching bei Soyen. „Hier auf dem Hof geboren und nie weggekommen“, sagt er lachend. Der 67-Jährige wuchs mit seinen sechs Geschwistern – insgesamt fünf Buben und zwei Mädchen – auf. Von kleinauf mussten die Geschwister zuhause mithelfen. Mit 15 Jahren arbeitete Fischberger auf dem Hof voll mit. „Damals brauchte ich sogar eine Sondergenehmigung vom Landratsamt Wasserburg, damit ich den Führschein machen konnte – weil wir mit dem Schlepper die Straße überqueren mussten“, erzählt Fischberger. Gleichzeitig ging er noch in die Schule ins Ramsauer Kloster. Einer seiner Lehrer war damals Georg Otter, der jüngst verstorbene Altbürgermeister von Gars. „Er war damals 26 Jahre jung und hat sein Referendariat in Ramsau gemacht“, weiß Fischberger noch.

Früh erwachsen werden

Sein Vater arbeitete damals bei BMW, verließ um 4 Uhr früh das Haus. „Deswegen habe ich den Hof geführt. Aber ich habe es auch nie ungern gemacht“, sagt er. So musste Fischberger in jungen Jahren schnell erwachsen werden. „Wir waren eine andere Generation, das war damals einfach so“, sagt er. „Wenn ich zurückdenke an meine Geschwister: Mit 18, 19 waren die meisten aus dem Haus. In dem Alter hat man oft schon geheiratet“.

Nach der Schule folgte die Ausbildung zum Landwirt, danach die Fachschule, die Fischberger als „Staatlich geprüfter Wirtschafter“ abschloss. Sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr kümmerte er sich um seine rund 20 Kühe mit Jungvieh und den Hof. „Heute kann ich es mir nicht mehr vorstellen, aber damals war es eben so“, sagt Fischberger, der 2020 mit der Niederlegung seines Amts als Bürgermeister offiziell in Ruhestand ging – oder in seinem Fall in „Unruhestand“, da der 67-Jährige bis heute noch weiter in der Buchführung und Steuerberatung arbeitet.

In den 70er Jahren fing Fischberger als freier Mitarbeiter beim OVB an und berichtete von Veranstaltungen und jeder Gemeinderatssitzung unter Bürgermeister Johan Zoßeder. „Wenn Samstag ein Fest war, habe ich Fotos gemacht und den Film montags bei Foto Hochwind in Wasserburg eingereicht. Bis Ende der Woche war er entwickelt, anschließend habe ich die Bilder – natürlich alles noch in schwarz-weiß – beim OVB eingereicht“, erzählt der Altbürgermeister. „Viele haben sich über die Jahre immer mal wieder gewundert, warum ich mich mit den Themen in der Gemeinde so gut auskenne“, sagt er lachend.

Steckbrief

Name: Karl Fischberger

Beruf: Landwirt

Geboren: 19. Juni 1955

Familienstand: verheiratet

Wohnort: Reiching bei Soyen

Umschulung zum Buchhalter

Auch bei Meggle in Wasserburg war der Altbürgermeister einige Jahre angestellt. Von 1973 bis in die 80er Jahre arbeitete er dort auf dem Betrieb der Inntaler Mischfutter in Rottmoos als Versuchstechniker für die Entwicklung der Milchaustauscher für Kälber. Als der Betrieb dann geschlossen und verkauft wurde, orientierte sich Fischberger um. Er hatte schon immer ein Faible für Zahlen und zu der Zeit suchte der Landwirtschaftliche Buchführungsdienst (LBD) in Pfarrkirchen (Rottal-Inn) Mitarbeiter. Der Altbürgermeister machte eine Umschulung zum Buchhalter und Fachagrarwirt für Rechnungswesen. Mittlerweile arbeitet er dort seit 42 Jahren in der Buchhaltung und Steuerberatung, 28 Jahre war er im Betriebsrat, 20 Jahre davon als Vorsitzender und Mitglied im Verwaltungsrat.

Ab 1996 war Fischberger Mitglied im Soyener Gemeinderat, ab 2002 Dritter Bürgermeister. Im Jahr 2008 übernahm er dann das Amt des Ersten Bürgermeisters, damals war die Stelle noch ehrenamtlich. Das hat sich mittlerweile geändert, vor allem durch Zutun des Altbürgermeisters. „Dafür habe ich mich eingesetzt. Ehrenamtlich ist das nicht mehr zu schaffen“, verdeutlicht er. „Ich habe nicht damit gerechnet, wie viel Arbeit der Posten als Rathauschef ist – muss ich ehrlich sagen. In der Woche habe ich oft bis zu 70 Stunden gearbeitet – es war Stress pur“, weiß er noch gut.

„Man ist bei jeder Besprechung dabei, kümmert sich um alles. Als ich anfing, gab es nur einen Geschäftsstellenleiter, aber noch kein Bauamt. In der Gemeinde hat sich damals viel getan. Jeden Tag war ich auf irgendwelchen Baustellen. Deshalb wollte ich unbedingt, dass für das Bauamt jemand eingestellt wird. Es gab zwar Gegenwind vom Gemeinderat und es hat mich viel Überzeugungsarbeit gekostet, doch letztendlich zeigte das Gremium Einsicht“, blickt der Altbürgermeister zurück.

Die Arbeit häufte sich, Fischberger kam oft erst spät abends nach Hause. „Ich habe mir damals gedacht, ich kann Buchführungsdienst, Bürgermeister und Landwirtschaft unter einen Hut bringen. Aber das ging irgendwann nicht mehr. So wurden die Flächen ab 2010 verpachtet und die aktive Bewirtschaftung des Hofs, der inzwischen an den ältesten Sohn Robert übergeben ist, aufgegeben.

Seine Frau Annemarie, mit der Fischberger seit 46 Jahren verheiratet ist und mit der drei Kinder hat, lernte der Altbürgermeister bereits in der Schule kennen. „Mehr entwickelt hat sich dann später in der Lengmooser Landjugend“, erzählt er. Zusammen führten sie den Hof und arbeiteten beim LBD – Schreibtisch an Schreibtisch. Auch die Hobbys teilt er mit seiner Frau: Skifahren, Radtouren und Tanzen.

Passionierter Tänzer

Fischberger ist passionierter Tänzer, seit 27 Jahren trainiert er mit seiner Frau einmal in der Woche in der Tanzsportabteilung beim DJKSV Edling. Ein Sonntagabend vor dem Fernseher: Für den Altbürgermeister „unvorstellbar“. „Selbst, wenn wir es nicht zum Tanzen schaffen – was vielleicht fünf, sechs Mal im Jahr vorkommt – dann treffen wir uns mit Freunden oder Mitgliedern vom Verein zum Essen“. Sein Lieblingstanz: der Tango Argentino.

Auch einen Kindheitstraum hat sich der ehemalige Landwirt und Bürgermeister schon erfüllt: Er wollte tauchen lernen. „Als Kinder haben wir beim Schwimmen immer versucht, den Grund des Soyener Sees zu erreichen. Ich dachte mir: Wenn ich groß bin, kaufe ich mir eine Taucherausrüstung. Einfach so lange unter Wasser bleiben, wie ich will“, erzählt er. So erkundete der ausgebildete Rettungstaucher die Wasserwelten vieler Länder: Ägypten, Menorca, Griechenland, Malta. Überhaupt hat Karl Fischberger schon viel von der Welt gesehen. „Ich war eigentlich überall, wo ich mal hin wollte“, sagt er. „Aber jetzt im Ruhestand reicht es schon, wenn ich ein paar Tage rauskomme. Am liebsten nach Südtirol, mit dem Rad im Gepäck. Dann abends ein Glas Wein mit Speck und Käse – mehr brauche ich nicht“.

Kurz und bündig

Was gibt Ihrem Leben Sinn? Arbeit, die einem Spaß macht.

Was können Sie nicht ausstehen? Besserwisser, Unpünktlichkeit.

Was würden Sie gerne einmal tun? Ich habe alles, was ich machen wollte, schon ausprobiert.

Wann sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen? Bei uneinsichtigen Menschen.

Worauf sind Sie stolz? Auf meine Familie und auf das, was ich erreicht habe.

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