Personalmangel erreicht die Rathäuser
Dritter Finanzchef in zwei Jahren für Millionenhaushalt Pfaffing gesucht: Wo steckt das Problem?
Zwei Kämmerer in zwei Jahren verloren – schon wieder sucht Pfaffing nach einer neuen Leitung für die Finanzverwaltung: Das lässt aufhorchen. Warum es für Gemeinden und Städte so schwer ist, Fachkräfte zu finden.
Pfaffing –Zwei Kündigungen innerhalb von zwei Jahren: Pfaffing hat – zumindest in der Finanzverwaltung – ein Personalproblem. „Ja, wir suchen erneut“, sagt Bürgermeister Josef Niedermeier seufzend. Der Posten des Kämmerers oder der Kämmerin sei erneut vakant. Da die Gemeinde die Finanzverwaltung sogar verstärken will, sucht sie außerdem noch eine weitere Fachkraft.
Doch die Personalakquise gestaltet sich schwierig, bedauert der Rathauschef. Die Aufgaben selbst in einer kleinen Gemeinde wie Pfaffing: umfangreich. „Bei uns ist jede Menge Musik in der Hütte“, bringt Niedermeier die Herausforderung mit einer Prise Galgenhumor auf den Punkt.
Anspruchsvolle Arbeit
Will heißen: In Pfaffing stehen viele anspruchsvolle Projekte auf der Agenda, die viel Geld kosten, was verwaltet werden muss: neuer Wasserhochbehälter, Leitungs-und Kanalsanierungen, Digitalisierung, Baugebiete, Straßenerneuerungen, Friedhofserweiterung, Naturkindergarten. Außerdem ist die Gemeinde in einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) mit Albaching verbunden. Auch hier stehen große Maßnahmen an. Die Kämmerei verwaltete 2023 in der VG etwa 7,8 Millionen Euro. Sie ist zuständig für zwei Orte mit gemeinsam etwa 6000 Einwohnern, eine VG und die angeschlossenen kommunalen Einrichtungen.
„Selbst eine kleine Gemeinde wie wir benötigt heutzutage hochrangige Finanzspezialisten“, sagt Niedermeier. Die Aufgaben seien anspruchsvoll Es sei schwer, „die richtigen Menschen zu finden“. Größter Konkurrent auf dem Arbeitsmarkt: die freie Wirtschaft. Sie winke mit attraktiven Gehältern und Sonderkonditionen. „Da kann eine kommunale Verwaltung nicht mithalten“, bedauert Niedermeier. „Wir müssen aufpassen, dass wir als Gemeinden und Städte beim Kampf um Fachkräfte nicht auf das Abstellgleis geraten“, appelliert der Rathauschef. „Da muss sich dringend was ändern, wenn wir dauerhaft mithalten wollen.“
Konkurrenz aus dem Großraum München
Orte wie Pfaffing konkurrieren außerdem mit dem Umland von München. Im dortigen Großraum würden zum Teil Zuschläge gezahlt, die kleinere Orte auf dem Land nicht berappen könnten und dürften. „Viele Kommunalen würden vermutlich gerne etwas mehr zahlen und versuchen, bei den Marktgehältern mitzugehen, doch da macht ihnen die Rechnungsprüfung dann im wahrsten Sinne des Wortes einen Strich durch die Rechnung.“
Die VG Pfaffing-Albaching versuche deshalb, eher mit guten Arbeitsplatzbedingungen zu punkten: moderne Büros, gute IT-Ausstattung, rückenschonende Möblierung, Aufstiegs- und Karrierechancen, Mitwirkungsmöglichkeiten, Trainingsprogramme. Niedermeier führt das Rathaus nach eigenen Angaben wie ein Unternehmen: mit regelmäßigen Meetings, Personalgesprächen, einer möglichst großen Transparenz bei den „betrieblichen“ Abläufen. „Wir sind ein cooles Team, gut aufgestellt, frisch, agil“, findet er. In der VG arbeiten insgesamt 70 Personen in Voll- und diversen Teilzeitstellen. Und doch: Es fehlt erneut eine Kämmereileitung. Dass es zweimal nicht geklappt hat, „das ist echt unglücklich gelaufen“, sagt Niedermeier.
Viele Kommunen – ein Problem
Er ist mit diesem Problem nicht allein: Kommunen wie beispielsweise Pleiskirchen musste aufgrund Personalmangels sogar einen externen Dienstleister beauftragen, um überhaupt einen Haushalt aufstellen zu können. Und in der VG Reichertsheim-Kirchdorf hat das Fachkräfte-Problem bekanntlich eine Riesen-Krise ausgelöst. Der Bayerische Gemeindetag weist bereits seit längerem darauf hin, wie gefährlich der Personalmangel für die kommunalen Verwaltungen ist, auch, weil die Aufgaben mehr werden, ebenso wie die Bürokratie.