Wie Gemeinden und Städte im Landkreis Mühldorf reagieren
„Sehr schwierige Situation“: Fachkräfte-Mangel trifft Verwaltungen – mit Folgen für Bürger
Offene Stellen und kaum Bewerbungen: Den Fachkräftemangel spüren auch Gemeinden und Städte im Landkreis Mühldorf. Wie sie damit umgehen und ob Künstliche Intelligenz eine Lösung ist.
Kraiburg/Waldkraiburg – Bürgerinnen und Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Kraiburg müssen sich mit so manchem Anliegen derzeit gedulden. Grund ist die angespannte Personalsituation. „Wir arbeiten sowieso mit einer dünnen Personaldecke. Ausfälle durch Mutterschutz und längere Krankheit sowie einen Weggang haben uns nun in eine sehr schwierige Situation gebracht“, sagt Kraiburgs Bürgermeisterin Petra Jackl (CSU).
Die Steuer- und Personalstelle, die Kämmerei und die Kasse sind derzeit nicht ausreichend besetzt. Daher stehen sowohl der Jahresabschluss 2023 als auch der Haushalt für 2024 noch aus und Bürgermeisterin Jackl sind bei Ausgaben derzeit die Hände gebunden. Sie musste deshalb jüngst im Marktgemeinderat den Antrag der königlich privilegierten Feuerschützen für einen Zuschuss zum ertüchtigten Schießstand vertagen.
„Es ist heute sehr schwierig, Personal zu finden“
Um die anfallende Arbeit dennoch zu bewältigen, übernehmen die vorhandenen Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben. „Ich hoffe, dass wir in ein paar Wochen wieder normal besetzt sind“, sagt Jackl. Eine Umstrukturierung und offene Stellenausschreibungen sollen dazu beitragen.
„Es ist heute sehr schwierig, Personal zu finden“, betont sie. Es mangelt an Fachkräften. „Wir haben einige Bewerbungen bekommen und schauen uns alle genau an, laden zu Vorstellungsgesprächen ein.“ Aber die meisten seien fachfremd. Zwar seien Quereinsteiger willkommen, aber die müssten natürlich erst geschult werden und das dauere wiederum.
Weniger und schlechtere Bewerbungen
„Wir müssen Stellen oft mehrfach ausschreiben und bekommen messbar weniger Bewerbungen“, sagt auch Ruth Gattermann, Personalleiterin bei der Stadt Waldkraiburg. Zudem sei die Qualität der Bewerbungen schlechter als noch vor wenigen Jahren. Langanhaltende Auswirkungen hatte das bisher nicht, da offene Stellen wieder besetzt werden konnten. „Während der vakanten Zeit kam es allerdings kurzfristig durchaus zu längeren Wartezeiten bei der Bearbeitung von Anträgen, da wie auch bei Krankheitsfällen die Mehrarbeit nicht mehr so leicht kompensiert werden kann.“
„Es gibt schlicht zu wenige Fachkräfte“, sagt auch Wolfgang Haserer, Pressesprecher beim Landratsamt Mühldorf, auf Anfrage. Vor allem freie Stellen in der sogenannten dritten Qualifikationsebene, früher als gehobener Dienst bezeichnet, seien betroffen. Derzeit könne in der Regel eine Nachbesetzung mit qualifiziertem Personal erfolgen. „Deswegen sind die Auswirkungen des Fachkräftemangels nur vereinzelt spürbar.“
Stellenweise sei aber damit zu rechnen, dass die Verwaltungen künftig die knappen Personalressourcen priorisiert einsetzen müssten, was zu längeren Bearbeitungszeiten führen könnte. Wenn die sogenannten Baby-Boomer-Jahrgänge in den kommenden Jahren in den Ruhestand eintreten, werde sich das Problem weiter verschärfen. Das betreffe inzwischen den gesamten öffentlichen Dienst, also unter anderem auch Lehrer, Polizisten, Richter und Soldaten. „Es besteht bereits ein Wettbewerb um diese Fachkräfte, der sich zukünftig noch weiter verstärken wird.“
Mit Ausbildung und Benefits dem Fachkräftemangel entgegenwirken
„Der öffentliche Dienst bietet im Vergleich zur Privatwirtschaft einen krisensicheren Arbeitsplatz, eine gute Bezahlung gemäß dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes und flexible Arbeitszeiten“, hebt das Landratsamt die Vorteile eines Jobs in der Verwaltung hervor. Auch die Stadt Waldkraiburg wirbt mit einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Möglichkeiten für Homeoffice sowie kostenlosen Rücken- und Entspannungskursen. Außerdem bilden sowohl das Landratsamt als auch die Stadt Waldkraiburg aus.
Ein Weg, den auch die Gemeinde Ampfing verfolgt. „Für uns hat es großen Wert, eigene Verwaltungsfachangestellte auszubilden“, erzählt Geschäftsstellenleiter Hans Wimmer. Dadurch käme die Gemeinde nicht in die Verlegenheit, Stellen ausschreiben zu müssen – in den letzten Jahren wurden alle Auszubildenden übernommen. Nur eine einzige Stelle gelte es momentan wegen Renteneintritts nachzubesetzen.
Die Verwaltungsgemeinschaft Rohrbach ist im Grunde zufrieden mit ihrer Personalsituation. „Aber wir merken schon, dass es jedes Jahr schwieriger wird, Auszubildende und Fachkräfte zu finden“, sagt Geschäftsleiter Georg Wagenbauer. Bewerbungen gebe es wenige und diese würden zum Teil nicht die Anforderungen erfüllen. „Das ist ein guter, abwechslungsreicher Beruf, ich weiß nicht, warum er nicht so populär ist.“ Wer interessiert ist, könne sich derzeit noch für die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten ab Herbst bewerben.
Künstliche Intelligenz spielt in der Verwaltung noch keine Rolle
Kann angesichts des Mangels an Fachkräften die Künstliche Intelligenz (KI) eine Lösung sein? „Die Künstliche Intelligenz kommt bisher nicht zum Einsatz und ist auch in näherer Zukunft nicht geplant“, heißt es seitens der Stadt Waldkraiburg. Auch bei Bürgermeisterin Jackl ist in dieser Richtung noch nichts aufgeschlagen. „Ich denke viel darüber nach und bin gespannt, wie sich der Arbeitsmarkt verändern wird“, sagt sie. Genug zu tun bleibe in jedem Fall.