Sprechstunden über Planungen
Jetzt wird‘s ernst mit dem Brenner-Nordzulauf: Bahn informiert Bürger über Details
2031 soll der Brenner-Basistunnel fertig sein, bis 2040 der Brenner-Nordzulauf in der Region Rosenheim. Doch schon jetzt wird‘s ernst: Die Bahn will an ihrem Zeitplan festhalten. Und über Details ihrer Planungen für den Brenner-Nordzulauf informieren. Was die Anwohner erwartet.
Rosenheim – „Die Planungen sind vorangeschritten, der nächste Meilenstein liegt vor uns“: Bahn-Chefplaner Matthias Neumaier äußert sich gegenüber dem OVB zufrieden über den Stand der Planungen für den Brenner-Nordzulauf. Und er macht auf die nächsten Termine aufmerksam. Denn die Bahn will nun über Details ihrer Planungen informieren. In „Sprechstunden“ für Bürger in betroffenen Gemeinden. Was Sie als Anwohner im April 2024 erwartet.
Sprechstunden in elf Gemeinden der Region Rosenheim
Die Planer der Bahner machen sich auf eine Art Tournee durch die Region. In insgesamt elf Ortschaften im Landkreis Rosenheim und auch im Landkreis Ebersberg informieren sie über den Stand der Planungen für den Brenner-Nordzulauf. Am Montag, 8. April, geht es in Nussdorf in der Grundschulturnhalle los.
Die nächsten Stationen sind Flintsbach (9. April, Turnhalle Fischbach), Oberaudorf (10. April, Kursaal), Großkarolinenfeld (15. April, Rathaus), Grafing (16. April, Pfarrsaal St. Ägidius), Aßling (17. April, Gemeindesaal), Ostermünchen (18. April, Turnhalle, Fritz-Schäffer-Schule), Westerndorf (19. April, Grund- und Mittelschule), Stephanskirchen (22. April, Aula, Ottfried-Preußler-Schule), Riedering (23. April, Gasthaus Hirzinger), Rohrdorf/Lauterbach (24. April, Dorfhaus).
Für wen sind die Info-Termine gedacht?
Zwischen Ostermünchen und Kiefersfelden soll einmal die Trasse verlaufen, auf der Güter- und Personenverkehr in Richtung Brenner-Basistunnel rollt. Zwei neue Gleise sind dafür vorgesehen, dazu zwei Verknüpfungsstellen, auf der die neuen Gleise mit den Gleisen der Bestandsstrecke verbunden werden. Auf 54 Kilometern Länge durchquert die neue Strecke allein den Landkreis Rosenheim. Zwar verlaufen gut zwei Drittel der Strecke unterirdisch. Und: Kein Wohnhaus wird wohl für die neue Trasse abgerissen werden. „Es gibt keinen Bedarf“, sagt Matthias Neumaier.
Dennoch sind zahlreiche Menschen im Landkreis Rosenheim vor allem von den Baumaßnahmen betroffen. An sie richtet sich in erster Linie die Einladung der Bahn. Eine Diskussionsveranstaltung liegt den Planern nicht im Sinn. „Es wird nicht ums ‚ob‘ gehen, sondern nur ums ,wie‘“, sagt Neumaier. Auch die Kernforderungen würden bei den Terminen im April keine Rolle spielen.
Darüber informieren die Planer der Bahn
Und ums „wie“ wird es so genauer denn je gehen, seit die Trasse Violett 2021 als Favorit vorgestellt wurde. Die Vertreter der Bahn erklären während jedes Termins den konkreten Streckenverlauf für den betreffenden Ort, zeigen beispielsweise auf, wie der Schallschutz geplant ist. Auch, wie Tunnel, Brücken und Dämme aussehen werden, wollen die Bahn-Planer erklären – und zwar mit Höhen- und Lageplänen. Eine neue Visualisierung soll die geplante Neubaustrecke zwischen Osterseeon und der Landesgrenze zu Tirol vor Augen führen.
Bürger können Fragen dazu stellen, und zwar bis in Details hinein. Denn die Bahn-Leute werden Karten mitbringen, im Maßstab 1:1000. Heißt: ein Millimeter auf der Karte entspricht einem Meter in der Realität. Damit lässt sich aufs Grundstück genau sagen, wo was gebaut wird.
Wie man sich vorab informieren kann
Jede der Ortschaften entlang der Trasse wird mehr oder weniger mit Baulärm, Dreck und zusätzlichem Verkehr zu tun haben. Wer in welchem Maße von den Baumaßnahmen betroffen sein wird, soll demnächst im Internet zu finden sein. Dort seien die Pläne einzusehen, die auch die Ingenieure der Bahn bei den Bürgersprechstunden erläuterten. Das sagte ein Sprecher der Bahn auf OVB-Anfrage. Übrigens: Wer bei der Runde in seiner Ortschaft verhindert ist, könne auch einen der anderen Termine wahrnehmen und auch dann konkrete Auskunft erwarten.
Bürgerinitiative kündigt kritische Fragen an
Die Bahn diskutiere nicht, sie teile mit. Das werfen Kritiker der Neubau-Pläne dem Konzern vor. Man setze mit den Bürgersprechstunden den Dialog fort, heißt hingegen seitens der Bahn. Mit Protest rechne man, „ja, das ist zu erwarten“, sagt Matthias Neumaier. Das schrecke ihn aber nicht. „Wir wollen ja informieren.“
Lothar Thaler, Sprecher der Bürgerinitiativen gegen den Brenner-Nordzulauf, kündigte „Präsenz“ an. „Aktionen sind keine geplant“, sagte er dem OVB, „aber die Bahn wird sich auf kritische Fragen einstellen können.“
Planungen vorm Bundestag: Bahn im Zeitplan
Schon nächstes Jahr soll der Bundestag über die Vorplanungen der Bahn entscheiden können, nachdem sich Eisenbahnbundesamt und Verkehrsministerium tiefer in die Materie eingearbeitet haben. Die Planungen laufen auf hohen Touren. 120 Kernforderungen seien insgesamt eingegangen, teilte Matthias Neumaier mit. „Das war erwartbar.“
Der Arbeitsaufwand sei nicht so hoch wie Außenstehende befürchten mögen. An manchen Teilbereichen feile man schon seit zwei Jahren, „das liegt teilweise schon in der Schublade“. In der zweiten Jahreshälfte soll das Eisenbahnbundesamt prüfen, bis Ende des Jahres soll die Prüfung abgeschlossen sein. Heißt: Die Bahn ist nach eigener Einschätzung im Zeitplan, 2025 könnte der Bundestag über die Planungen entscheiden.
Von der Bahn wegen erheblicher Kosten abgelehnt, von der Region gefordert ist beispielsweise eine Untertunnelung des Inns nicht nur am südlichen Ende des Nordzulaufs, sondern auch im Norden bei Rosenheim. Ob die Bahn auf diese Kernforderung eingehen muss, entscheidet sich in dieser Parlamentarischen Befassung.
Wie teuer der Nordzulauf werden wird, steht noch in den Sternen
Sollte das Parlament jedoch keine Einwände äußern und keine Nachbesserungen einfordern, könnte die Bahn alsbald mit der Entwurfsplanung beginnen und die technische Planung konkreter ausführen. Dann erst geht es in die so genannte Genehmigungsplanung. Darin geht es dann nicht mehr nur darum, was technisch machbar, sondern auch nach Gesetzeslage umsetzbar ist. Erst dann wird sich abzeichnen, wie teuer das Mega-Projekt wirklich werden wird.