40 Jahre Café Central
Warum Wasserburgs Kult-Kneipier John Cater sagt: „I bin a Dengländer“
„I bin a Dengländer“, sagt John Cater, bekannte Persönlichkeit in Wasserburg. Wie die Liebe den englischen Künstler, Drucktechniker, Fotografen und nun Kneipier des Café Centrals an den Inn lockte, berichtet er im Gespräch mit Bestseller-Autorin und Schauspielerin Marie Theres Relin.
Wasserburg – „Ich liebe es, Menschen glücklich zu machen!“, sagt John Cater mit einem Schmunzeln im Gesicht und breitet die Arme aus, so als würde er die Welt umarmen wollen. Diese Zuneigung seinen Gästen gegenüber nimmt man ihm ab, er ist ein aufmerksamer Gastgeber. „Jahrelang war das Café Central mein Wohnzimmer. Und als es darum ging, dass Kathi und Drella aufhören wollten und somit ein Riesenstück Vergangenheit verloren gehen oder sich das Central gar in eine Shishabar oder Ähnliches verwandelt würde, entschied ich mich, nach monatelanger Überlegung zusammen mit Markus Bauer das Lokal zu übernehmen“, berichtet er.
John Cater kam im August 1965 auf die Welt und wuchs mit zwei Brüdern in Redditch, England, auf. Sein Vater war Fotograf – Mike Cater wird 1988 zum Pressefotograf des Jahres gekürt – seine Mutter arbeitete in der Immobilienbranche. Nach seinem Schulabschluss studierte John in Birmingham an der School of Arts Kunst- und Grafikdesign. Der junge Grafikkünstler merkte schnell, dass das lukrativere Geschäft die Drucktechnik ist und so wechselte er die Seiten, sattelte um und ließ sich zum Druck- und Medientechniker ausbilden. Bald schon betrieb er eine kleine Druckerei.
Von England nach Wasserburg: „eine verrückte Geschichte“
Wie er nach Wasserburg gekommen ist, „das ist eine ziemlich verrückte Geschichte“, beginnt John zu erzählen. „Es waren drei Schwestern, die mit ihrer Mutter zum Shoppen unterwegs waren. Alle drei waren glücklich verheiratet und hatten Kinder. Und dann passierte dieser schreckliche Autounfall, bei dem alle drei Schwestern starben. Auf einen Schlag standen ihre Männer mit Kindern allein da. Und ich war mit zwei der Witwer eng befreundet. Eine sehr traurige Geschichte.“ Die Väter brauchten deshalb dringend Unterstützung, ein Au-pair-Mädchen wurde zur Kinderbetreuung engagiert. 1991 kam Monika aus dem Bayerischen Wald zu einer der Familien. „Wir verliebten uns, ich folgte ihr zuerst in den Bayerischen Wald, kam dann wieder nach England zurück, dann nahm sich Monika vier Wochen Urlaub und so machten wir eine Reise durch Schottland mit dem Auto. Als sie dann wieder heim fuhr, sie arbeitete damals im Weißen Rössl in Wasserburg, wollte ich sie bald besuchen. Ich nahm einen Flug nach München und stieg am Flughafen in einen Bus mit dem Ziel Wasserburg. Und wo bin ich gelandet? In Augsburg! Der Busfahrer verstand etwas mit „Burg“ und da war ich nun, Endstation, alle sollten aussteigen. Da wurde ich richtig sauer und sagte ihm, er solle mich gefälligst zurück zum Flughafen fahren, damit ich den richtigen Bus nehmen kann. Im ersten Moment dachte ich, ‚ich fliege sofort wieder heim, das ist nichts hier für mich!‘, aber dann kam ich das erste Mal nach Wasserburg.“
Während der Erzählung glänzten seine Augen. Er kam, sah und blieb. „Und weiter?“ „Seitdem arbeitete ich als selbständiger Drucktechniker in verschiedenen Druckereien und begann nebenbei mit der Fotografie, mein Lieblingshobby wurde zum Beruf. Aber jetzt habe ich das Café Central und das toppt meine ganzen bisherigen Aktivitäten. Irgendwann schalte ich das Ding wieder ein und mache Fotos.“
Auch der Sohn verliebte sich in eine Wasserburgerin
Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Das alles erzählt er im perfekten Deutsch oder besser in einem herzlichen Bayerisch. Nur in gewissen Wörtern mit „w“ hört man den leichten englischen Akzent. „Bist du so sprachbegabt?“, wundere ich mich, selbst in fünf Sprachen sattelfest. „I bin a Dengländer!“, lacht John herzlich „Und lebe hier seit 30 Jahren, da darf man schon was lernen.“
Sein Sohn Adam machte es dem Vater gleich – er arbeitet in der Filmindustrie - und verliebte sich in eine Wasserburgerin. „Er hat die beste Frau auf der ganzen Welt, Esther ist toll“, sagt der stolze Opa von zwei Enkelkindern, namens Oscar und Emmi.
Am 14. Dezember jährt sich nun der 40. Geburtstag des Café Centrals. Einlass haben nur ausgewählte Gäste mit dem blauen Armband. Das Augustiner-Helle vom Fass gibt’s für einen Tag nur für einen Euro, dank der Brauerei. „Das ist eine Party zum Feiern, so kann ich unseren treuen Gästen ein bisschen was zurückgeben.“ Zwei Live-Bands werden spielen und ab 23 Uhr legt DJ Robert auf, berichtet John Cater.
„Ich liebe es, Leute glücklich zu machen“
Für die Zukunft wünscht er sich ein gemischtes Publikum, Jung, Alt und die Stammgäste, alle sollen sich wohlfühlen. „Ich möchte meine Gäste ein bisschen aufmischen, nicht passiv sein, sondern aktiv bleiben!“, sagt John verschmitzt, mit dem Schalk im Nacken. „Ein bisschen mehr Spaß, Smalltalk, Musik und viele lustige Leute. Wenn's immer nur ruhig ist, dann kann man gleich daheim bleiben.“ Das schafft er elegant. Der Laden brummt.
„Ich liebe es, Leute glücklich zu machen!“, wiederholt John „Wenn die Menschen lächeln und zufrieden sind, das ist mein Ziel. Einen Besuch im Café Central soll sich jeder leisten können. Generationsübergreifend. Das Central ist zwar kein „Social Club“, aber wir sind offen und sozial und das soll auch so bleiben. Jeder ist bei uns willkommen. Ohne meine Gäste gibt’s auch kein Central. Ich brauch‘ einfach die Wasserburger!“
Eine letzte Frage: „Du hast täglich geöffnet und bleibst immer bis zum Schluss da. Und wann lebst du?“ Da lacht John auf. „Darüber hab ich noch nicht nachgedacht. Jetzt gerade!“ Und wir lachen sehr viel, als es ums Foto geht. Auch das ist Leben. Einen Grafik-Design-Print-Fotografen-Kneipier mit einem Selfie zufriedenzustellen, ist wahrlich ein Kunststück. „Das Central ist und bleibt Kult.“ Na dann, Happy Birthday!