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Fashion-Expertin hört auf

42 Jahre Mode mit Rita Thürstein enden: Was wird aus dem legendären „Domani“ in Wasserburg?

Rita Thürstein (links) und Sandra Inninger: Nach 42 Jahren Domani-Mode in Wasserburg endet eine Ära, eine neue beginnt.
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Rita Thürstein (rechts) und Sandra Inninger: Nach 42 Jahren Domani-Mode in Wasserburg endet eine Ära

0815-Kollektionen gab es bei ihr nie, fast fashion auch nicht: Rita Thürstein stand stattdessen für Qualität und Exklusivität. 42 Jahre lang. Jetzt hört die Wasserburger Mode-Expertin auf. Warum sie diesen Schritt voller Freude vollzieht und wie es mit ihrem Geschäft „Domani“ weitergeht.

Wasserburg – Lange blonde Haare, helle Bootcut-Jens im used Look, blauer Pulli mit Raglanärmeln: Rita Thürstein verkauft nicht nur Mode, sie verkörpert sie auch. Das hat sie mit ihrer Nachfolgerin Sandra Inninger gemeinsam: Auch sie zeigt sich an diesem Morgen im Geschäft in der Herrengasse in Wasserburg, das sie 2025 übernehmen wird, in einem Look, der ins Auge fällt: Oberteile ganz in Schwarz, kombiniert mit einer ultraweiten Jeans und bunten Sneakern. Ein Statement. Mode ist für Thürstein und Inninger ein Ausdrucksmittel – „und eine Leidenschaft“, wie sie beide sagen. Das passt, weshalb Thürstein auch nach eigenen Angaben zuversichtlich ist, dass die Fashion-Fans auch ihre Nachfolgerin ins Herz schließen werden.

Nach 42 Jahre Mode in Wasserburg hört Rita Thürsein auf

Denn nach 42 Jahren Mode in Wasserburg hört die Gründerin des Damen-Bekleidungsgeschäfts „Donna Domani“ auf. „Ich weiß, dass ich mein Lebenswerk in gute Hände gebe“, sagt sie. Inninger ist bereits seit April dieses Jahres im Geschäft, steigt im Januar dann von der Mitarbeiterin zur Inhaberin und neuen Chefin auf. Ihre Vorgängerin wird dann zwar noch hin und wieder aushelfen, die organisatorischen und kaufmännischen Fäden aber aus der Hand geben. Und sich mehr und mehr ins Privatleben zurückziehen. Thürstein will sich ihrer zweiten Leidenschaft widmen: dem Malen. Und mehr Zeit für die Familie mit den Enkelkindern haben.

Zu ihrer Kreativität, die sie seit zwei Jahren auch in der Kunst auslebt, gehört schon immer auch die Mode. Bereits als Kind war sie davon fasziniert, berichtet sie. Thürstein schneiderte und strickte gerne. Als junge Frau erlernte sie jedoch der Beruf der Kinderpflegerin. In ihrer Freizeit arbeitete sie als Aushilfe in Modeläden. Mit ihrer Mutter gründete sie in der Ledererzeile einen Kindermodeladen. 1982 machte sie sich mit ihrem ersten eigenen Geschäft selbstständig: in der Salzsenderzeile. Dort trafen die Kundinnen sie oft auch an der Strickmaschine an.

Wechselreiche Geschichte

1986 folgte bereits die erste Erweiterung: in der Färbergasse hatte sie statt 35 dann 120 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung. Hier nahm sie auch Herrenmode ins Angebot auf, hinzu kam in der Schustergasse ein Laden für junge sportive Mode. Von 1989 bis 1999 gab es sogar eine Filiale in Bad Endorf. Zehn Jahre lang war dann die Herrengasse ein weiterer Standort. 2006 kaufte ihr Mann schließlich das Haus an der Herrengasse, auch erreichbar vom Marienplatz aus, wo Thürstein alle Geschäftsaktivitäten zusammenfasste: auf 400 Quadratmetern. Im Volksmund heißt das Gebäude seitdem „Domani-Haus“.

Hier entstand auch der erste Concept-Store von Wasserburg: 2026 zog die Bar Frau Stelze ein, 2019 der Blumenladen von Pia Danzer. Drei Konzepte unter einem Dach, die sich gut ergänzten. Danzer ist mittlerweile aus Platzgründen um die Ecke weitergezogen. Jetzt sind es wieder zwei Partner: Vinothek Frau Stelze und Domani. Eine bewegte Einzelhandelshistorie, die immer auch ein Stück weit Zeitgeschichte ist.

Wissen, wo die Kleidung herkommt

Doch Domani hat zwar mehrfach den Standort gewechselt, ist einem Merkmal jedoch immer treu geblieben, betont Thürstein. Qualität statt Quantität, Nachhaltigkeit statt „fast fashion“. Beim Ordern der Ware legt Thürstein nach eigenen Angaben Wert darauf, zu wissen, wo die Hose, der Pulli oder das Kleid herkommen, wie sie produziert werden, aus welche Materialien sie bestehen. Sie fördert Designer und Marken, die es nicht in jeder Boutique gibt, kauft zeitlose Kollektionen ein, die stilistisch aus dem Rahmen fallen, aber lange tragbar sind, wie sie findet. Das Publikum komme aus der Region Wasserburg und den angrenzenden Landkreisen. „Ich habe eine große Stammkundenschaft aufgebaut“, freut sie sich. Ihre Freude am Gestalten lebt sie auch bei der Laden-Deko aus, ebenfalls zurückhaltend, ohne Effekthascherei, und bei modischen Accessoires wie Taschen und Schmuck.

Die 42-jährige Beschäftigung mit Mode hat sie jung gehalten. Dass sie in Rente geht, können ihre Kunden kaum fassen. „Donna domani“, hieß ihr Geschäft zwischenzeitlich: „die Frau von morgen“. Diese kleidet sich nach Überzeugung von Thürstein nicht nach dem letzten Schrei, sondern holt das Beste aus ihrem Typ heraus. Die Mode unterstützt dabei.

„Spannende Marken, die eine Geschichte erzählen“

Nachfolgerin Inninger wird in diesem Sinne weitermachen, aber auch eigene Akzente setzen, sagt sie. Die 47-Jährige ist Stammkundin von Domani. Die Garserin , eine Marketing-Expertin, hat sich mit der Übernahme den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Dieser Schritt sei wohlüberlegt, die Familie, zu der vier Kinder gehören, gebe ihr die Rückendeckung, sagt Inninger. Auch sie setzt auf „spannende Marken, die eine Geschichte erzählen“. Und auf Kontinuität: Das Team bleibt, das Konzept auch, ergänzt durch ihre persönliche Note. Trotzdem gilt es als Wagnis, in Zeiten der Online-Konkurrenz auf den stationären Einzelhandel zu vertrauen, vor allem im Modebereich. Doch Inninger ist überzeugt: „Ich setze auf dieses Konzept, basierend auf guter Beratung und einer besonderen Stimmung im Laden. Und auf Wasserburg. Die Stadt hat Flair. Ein idealer Standort, auch für Mode.“

Stadtmanager Simon Arnold: „Die beste Mode ist die, die man anprobiert“

„Ich bin sehr froh, dass es mit Domani weitergeht“, sagt Simon Arnold vom Stadtmanagement. Das Geschäft sei ein Leuchtturm in der Stadt, „ein großes Faustpfand“. Und ein ermutigendes Beispiel dafür, dass sich ein Laden, der auf hochwertige Qualität, Beratung und persönliche Kontakte setze, erfolgreich halten könne: schon 42 Jahre lang. „Domani beweist: Ein solches Konzept schlägt das Internet.“

Wasserburg habe sich im Bereich Mode in den vergangenen Jahren sehr gut weiterentwickelt. Es gebe viele Angebote, vom großen Kaufhaus bis zur kleinen Boutique. Arnold sieht in der Mode eine wichtige Ausdrucksform des Lebensgefühls. Unschlagbar sei in diesem Bereich trotz starker Internetkonkurrenz der stationäre Einzelhandel. „Denn die beste Mode ist die, die man anprobiert.“ Die Modeindustrie spaltet sich nach Erfahrungen des Stadtmanagers derzeit in zwei Bereiche: billige Wegwerf-Ware und qualitativ hochwertigere, weil nachhaltigere Kleidung. In Wasserburg gebe es diesbezüglich viele Einkaufsmöglichkeiten.

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