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Rosenheimer am Brenner-Basistunnel

„Monströse Schuttberge“: Wie MdL Lausch den Brenner-Südzulauf erlebt – und was Planer dazu sagen

Der Brenner-Basistunnel könnte 2032 fertiggstellt sein. Über die Notwendigkeit der Zulaufstrecken aber diskutierte MdL Sepp Lausch (links auf dem Foto rechts) mit Martin Ausserdorfer von der BBT-Beobachtungsstelle.
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Der Brenner-Basistunnel könnte 2032 fertiggestellt sein. Über die Notwendigkeit der Zulaufstrecken aber diskutierte MdL Sepp Lausch (links auf dem rechten Foto) mit Martin Ausserdorfer von der BBT-Beobachtungsstelle.

Die Freien Wähler schauen sich den Brenner-Südzulauf zum Brenner-Basistunnel an – und äußern sich nach ihrer Visite alarmiert. Wie Sepp Lausch aus dem Stimmkreis Rosenheim die Visite erlebte. Und was Planer zu seiner Kritik am Mega-Projekt sagen.

Rosenheim – Das Thema „Brenner-Nordzulauf“ ist demnächst Sache des Bundestags. Doch auch Landtagsabgeordnete treibt das Thema um. Sepp Lausch aus Großkarolinenfeld machte sich zusammen mit Freie-Wähler-Kollegen aus dem Maximilianeum auf eine Info-Tour nach Süden, zum Brenner-Südzulauf in Südtirol. Und äußerte sich hinterher erschüttert. „Angesichts der monströsen Schuttberge werden mir die Knie schon etwas weich“, bekennt der Freie-Wähler-Politiker aus dem Stimmkreis Rosenheim in einer Mitteilung. 25 Hektar Land seien dafür enteignet worden.

Brenner-Nordzulauf: Ein Trick der Österreicher?

Sepp Lausch gilt als Gegner des Neubau-Projekts auf deutscher Seite. Bereits im Sommer hatte er das Vorhaben angegriffen. Deutschlands Planungen für den Brenner-Nordzulauf seien durch österreichische Interessen – eine Tempo-Strecke von Innsbruck nach Salzburg und weiter nach Wien – beeinflusst. Dafür erfuhr Lausch Widerspruch sowohl von der Bahn als auch der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig.

Jahrhundertbauwerk: Die Besucher aus Bayern im Brenner-Basistunnel.

Nun, nach seiner Südtirol-Visite, fordert Lausch, die Planungen für zwei Neubaugleise durch die Region Rosenheim als Nordzulauf für den Brenner-Basistunnel einzustellen. „Jetzt steht fest, dass der Brenner-Basistunnel-Zulauf im Süden auf lange Zeit nur zweigleisig bleibt.“ Hervorgegangen sei dies aus den Antworten, die der Südtiroler Martin Ausserdorfer den Abgeordneten bei ihrer Visite gegeben habe. Dabei erwähnt Lausch Ausserdorfers Hinweis, dass die meisten Tunnel im gesamten Südzulauf zweigleisig blieben.

Viergleisig oder nicht? Das ist die Frage auch beim Brenner-Südzulauf

Auch woanders seien die Südtiroler nicht so weit wie behauptet. So befinde sich zum Beispiel die Umfahrung von Bozen erst im Stadium der Machbarkeitsstudie. Martin Ausserdorfer, Direktor der Beobachtungsstelle für den Brenner-Basistunnel, ergänzt diese Aussagen jedoch in einem wichtigen Punkt. „In Italien erfolgt der Ausbau abschnittsweise, und es gibt unterschiedliche Zeitpläne“, sagte Ausserdorfer auf OVB-Anfrage. Tatsächlich findet sich das Wort „Machbarkeit“ in Ausserdorfers Präsentation. Allerdings als Teil des funktionalen Ausschschreibungsverfahrens: Das dient der Beschleunigung und sieht zwischen Feststellung der Machbarkeit und der Ausschreibung keine weiteren Planungsschritte vor.

Ein Schuttberg am Brenner-Südzulauf, allerdings in einer früheren Schottergrube, die nach Abschluss der Bauarbeiten wieder aufgefüllt wird.

„Noch im Herbst wird das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt, und nach diesem Prozess erfolgt die Ausschreibung im kommenden Jahr.“, sagt Ausserdorfer. In der zweiten Hälfte 2025 solle es so weit sein. „Bautechnisch gesehen könnte das Ganze 2032 vollendet werden“, sagt Ausserdorfer. Am gesamten Südzulauf werde in unterschiedlichen Phasen gearbeitet. „Bis Deutschland den Nordzulauf fertig hat, wird auch Italien den Vollausbau haben.“

Dementsprechend äußert sich übrigens auch eine Sprecherin der Deutschen Bahn. In den kommenden Jahrzehnten solle zwischen München und Verona „durchgängig ein viergleisiges System“ entstehen. „Darauf haben sich Deutschland, Österreich und Italien verständigt.“ Die Koordination zwischen den drei Ländern und den drei beteiligten Bahnen erfolge seit nunmehr 17 Jahren innerhalb der Brenner Corridor Plattform (BCP).

Austausch nahe Franzensfeste: Sepp Lausch (links) im Gespräch mit Martin Ausserdorfer, Direktor der Brenner-Basistunnel-Beobchtungsstelle.

Brenner-Projekt: Beschneidet Italien Bürgerrechte?

Deutschland stehe bei den Planungen in keiner Weise hinter Italien zurück, betont Lausch und kritisiert im selben Atemzug die Beschleunigung des Planungsverfahrens auf italienischer Seite. Der Grund dafür sei, wie Lausch festgestellt hat, dass „auf der italienischen Seite am Ende ein Kommissar allein über eine Enteignung entscheiden“ könne. Keine gute Sache, findet Lausch: Demokratische und rechtsstaatliche Rechte des Bürgers dürften in dieser Weise nur in „absoluten Notfällen“ beschnitten werden.

Man kann den Transit-Wahnsinn auch als Notlage sehen

Die Zumutungen, die der Transitverkehr den Brenner-Anwohnern beschert, scheinen für Ausserdorfer genau so einen Notfall darzustellen. Der Brenner-Basistunnel sei eine wichtige Sache, sagt er: „Wir möchten vor Ort den Bahnausbau im Interesse der Nachhaltigkeit vorantreiben“.

Politische Spielchen wie in Deutschland könne und wolle man sich daher nicht leisten, das Haar in der Suppe könne man aber natürlich immer suchen. Wie genau die Menschen in Südtirol darüber denken, auch angesichts der tatsächlich gewaltigen Haufen Abraums, der sich auf die Masse von neunmal der Cheops-Pyramide summiert, lässt Ausserdorfer allerdings offen. Immerhin so viel: Es sei seiner Kenntnis nach nur einmal gegen das Projekt geklagt worden.

Anhörung zum Brenner-Nordzulauf rückt näher

Sicher scheint: Weder Sepp Lausch noch Martin Ausserdorfer werden über die Fortschritte beim Brenner-Nordzulauf mitentscheiden. 2025 wird sich der Bundestag mit den Vorplanungen der Bahn befassen und den DB-Planern gegebenenfalls Verbesserungen auftragen.

Dazu haben sich die Vertreter der Region Rosenheim bereits zu Wort gemeldet. Ob die Parlamentarier diese Kernforderungen – etwa nach einer Tunnel-Unterquerung des Inns auch zwischen Rosenheim und Stephanskirchen oder nach der Verlagerung der Inntal-Verknüpfungsstelle in den Wildbarren – berücksichtigen, könnte von den Empfehlungen des Verkehrsausschusses abhängen. Dieses Gremium tritt auf Initiative der Union am 16. Oktober zusammen. Und berät über die Kernforderungen.

Brenner-Nordzulauf: Sternwallfahrt der Bürgerinitiativen

Bereits für Ende September haben die Gruppierungen gegen die Planung der Bahn ihr nächstes Ausrufezeichen vorgesehen. Für Samstag, 28. September, laden die „Bürgerinitiativen des Landkreises Rosenheim für vernünftige Alternativen beim Brenner-Nordzulauf“ zur Sternwallfahrt nach Tuntenhausen ein.

Start ist um 8.45 Uhr von drei Standorten (Parkplätzen) aus: vom Sportplatz in Berg/Ostermünchen: Berg 30, 83104 Tuntenhausen; von Brettschleipfen: Brettschleipfen 9, 83104 Tuntenhausen; von Weiching: Sägewerk Dettendorfer, Grafinger Str. 55, 83104 Tuntenhausen. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.

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