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Kritik an Planung der Deutschen Bahn

„Das wird Klagen zuhauf geben“: Landrat Lederer vor Brenner-Nordzulauf-Anhörung

Landrat Otto Lederer sieht Gegenwind für die Planer der Bahn, weil die Politik Wünsche der Region wie eine unterirdische Querung des Inns bei Stephanskirchen nicht berücksichtige.
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„Haufenweise Klagen“: Landrat Otto Lederer sieht Gegenwind für die Planer der Bahn, weil die Politik Wünsche der Region wie eine unterirdische Querung des Inns bei Stephanskirchen nicht berücksichtige.

Wird das Projekt des Brenner-Nordzulaufs von Bahn und Politik nicht gut verkauft? Rosenheims Landrat Otto Lederer kritisiert Fehler bei der Vermittlung des Mega-Projekts und äußert sich skeptisch für die nächste Phase der Planung.

Rosenheim – Es stimmt: Österreich und Italien sind weiter. Beim Brenner-Basistunnel fehlen nur noch wenige Kilometer. Und die Zuläufe sind teilweise weit gediehen. Wenn es nach den beiden geht, könnte Europas wichtigste Nord-Süd-Achse für die Eisenbahn womöglich Anfang der 30er Jahre den Betrieb aufnehmen.

In Österreich fehlen noch ein bisschen mehr als die letzten zehn Kilometer zur deutschen Grenze. Und in Italien sind die Planungen vorangeschritten. Mehr noch: Die Italiener haben begonnen, den Angriffsstollen für den letzten Tunnel im Abschnitt vor dem Basistunnel ins Gestein zu treiben. Angriffsstollen: So heißen die Zugangsstollen zu den eigentlichen Baustellen im Berg.

Machen Tirol und Südtirol bessere Werbung?

Und noch etwas ist anders: Die Partner im Süden verkaufen ihr Projekt der Bevölkerung engagierter und cleverer als das Verkehrsministerium in Deutschland. Davon ist zumindest Rosenheims Landrat Otto Lederer überzeugt. „Der Weg, den Tirol begangen hat, ist möglicherweise der sinnvollere“, sagte Lederer am Rande eines Exklusiv-Interviews mit dem OVB. „Südtirol geht einen ähnlichen Weg. Die haben ja sogar einen Verbindungsmann, der auf die Wünsche der Bevölkerung eingeht.“

Martin Ausserdorfer heißt der. Und Ausserdorfer wird nicht müde zu betonen, wie sehr auch die Politik für den Ausbau des Verkehrskorridors geworben habe. „Wir kennen hier jeden Bauer, jeden Grundbesitzer, jeden Anwohner. Wir sind mit den Leuten in Kontakt, haben seit Jahren einen ständigen Austausch“, sagte Ausserdorfer dem OVB kürzlich bei einem Ortstermin.

Die Bahn hat gut begonnen

Dabei findet Otto Lederer, dass auch die Deutsche Bahn gut begonnen habe. Vorgewarnt durch das Desaster bei Stuttgart 21 habe sie auf Dialog gesetzt. Er glaube, dass die Planer die Wünsche der Bürger vernommen und verstanden hätten. Die Planer hätten sich ja viel mit Bürgern unterhalten. „Nur hilft es nichts, wenn man einen Bürgerdialog macht, wenn die Möglichkeiten, die der Planer hat, so eingeschränkt sind. Das ist für mich die große Schwierigkeit.“ Eingeengt worden sei der Spielraum aber von der Politik.

Auch, weil sich der aktuelle Verkehrsminister nicht für das Mega-Projekt Brenner-Korridor interessiert. „In den letzten Jahren hat man irgendwo das Gefühl gehabt, dass da jetzt sehr, sehr wenig Bewegung drin ist“, sagt Otto Lederer. Früher sei dann und wann auch mal ein Verkehrsminister in der Region gewesen, mit dem man über Verbesserungen habe reden können. „Bis jetzt haben wir es ja noch nicht mal geschafft, dass der Staatssekretär hierher kommt, obwohl ich ihn eingeladen habe“, kritisiert Lederer. Bundesverkehrsminister Volker Wissing habe er „natürlich“ angeschrieben. Bislang ohne Erfolg. „Es kann sein, dass die Antwort sehr, sehr lang dauert. Und wenn ich eine Antwort bekomme, dann hat in der Regel nicht Herr Wissing unterschrieben.“

Was die Region für den Brenner-Nordzulauf fordert

Seit 2021 steht fest, dass die Bahn die „Trasse Violett“ bevorzugt. Sie zieht, von Grafing im Landkreis Ebersberg kommend, aus Nordwesten in den Landkreis Rosenheim. Nördlich von Rosenheim quert die Trasse zwischen Langenpfunzen und Leonhardspfunzen den Inn. Und zwar, so sehen es die Planer der Bahn, auf einem Brückenbauwerk. Im weiten Bogen führt die Trasse in einem Tunnel am Ortsrand um Stephanskirchen herum. Bei Nußdorf schwenkt die Trasse dann Richtung Westen, um den Inn in einem Tunnel zu unterqueren. Auch im Inntal selbst sollen die Gleise über längere Strecken unterirdisch verlaufen.

Tunnel und noch mehr Tunnel: Was die Region will

Viele Anwohner sind voll und ganz gegen die Neubaugleise. Aber auch die Wohlmeinenden kritisieren unter anderem diese zwei Punkte: Warum muss das Gleis im Norden auf einer Brücke den Inn queren? Und warum wird die Verknüpfungsstelle im Inntal - ein mehr als 500 Meter langes, meterhohes Betonbauwerk, in dem Bestands- und Neubaugleise zusammengeführt werden – an der engsten Stelle des Inntals geplant? Und nicht etwa unterirdisch, im Massiv des Wildbarren?

Man wisse, dass Tunnel deutlich teurer als Gleise in oberirdischer Bauweise seien, sagt Lederer. Auf der anderen Seite gibt es aber auch rechtliche Argumente, etwa wenn landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz gefährdet seien. Man werde, was Kritik und Anregungen der Region betreffe, weiterhin Kontakt mit Bundestagsabgeordneten suchen, verspricht der Landrat. Schließlich muss der Bundestag 2025 die Planungen der Bahn auf den Prüfstand stellen. Auch bei der Anhörung vorm Verkehrsausschuss im November werde man die Wünsche der Region an Entscheider herantragen, verspricht Lederer.

In Österreich gab‘s keine Klage

Ausschließlich und stur lediglich auf niedrige Kosten zu schauen, könnte nach Lederers Einschätzung die Arbeiten am Brenner-Nordzulauf verzögern. 40 Kilometer vom Nordzulauf haben die Österreicher bereits gebaut, „da gab es nicht eine einzige Klage“, staunt Lederer. Und fügt seine Einschätzung für die Fortsetzung auf bayerischem Boden hinzu: „Wenn die Maßnahme so wie jetzt geplant umgesetzt werden soll, wird es Klagen zuhauf geben.“

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