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Anton Wallner und Max Singer

Jetzt endlich doch: Bad Feilnbacher Bürgermeister-Kandidaten an einem Tisch – mit viel Klärungsbedarf!

Die beiden Bürgermeisterkandidaten von Bad Feilnbach: Herausforderer Max Singer (links) und das amtierende Gemeindeoberhaupt Anton Wallner.
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Die beiden Bürgermeisterkandidaten von Bad Feilnbach: Herausforderer Max Singer (links) und das amtierende Gemeindeoberhaupt Anton Wallner trafen beim OVB-Redaktionsgespräch sechs Tage vor der Wahl aufeinander.

Am Sonntag (14. Januar) ist Bürgermeisterwahl in Bad Feilnbach. Beim OVB-Redaktionsgespräch trafen die Kandidaten Anton Wallner (CSU) und Max Singer (ÜW) erstmals aufeinander. Nach dem Wirbel um die abgesagte Podiumsdiskussion in Litzldorf gibt es viel Klärungsbedarf. So sehen die beiden die Sache.

Bad Feilnbach – Lange war es ruhig im Vorfeld des Wahltermins, doch nach einer abgesagten Podiumsdiskussion der Jungbauernschaft Litzldorf und einem Flyer des ÜW-Kandidaten sehen beide Seiten kurz vor dem Urnengang doch noch kräftigen Klärungsbedarf. Beim Redaktionsgespräch in Bad Aibling wurden die fraglichen Themen beleuchtet.

Bewerben sich beide am 14. Januar 2024 um den Chefsessel im Bad Feilnbacher Rathaus: Der amtierende Bürgermeister Anton Wallner (Zweiter von rechts) und Herausforderer Max Singer beim Redaktionsgespräch mit der leitenden Redakteurin des Mangfall-Boten, Eva Lagler, und Reporter Nicolas Bettinger (rechts).

Die Absage der Podiumsdiskussion hatte die Jungbauernschaft Litzldorf dem OVB gegenüber damit begründet, dass ihr neben „haltlosen Unterstellungen und der Verbreitung von Unwahrheiten in der Bevölkerung“ auch eine Parteizugehörigkeit nachgesagt worden, „was selbstverständlich nicht der Wahrheit entspricht“. Sie beide haben Ihre eigene Version, weshalb die Podiumsdiskussion letztlich nicht stattfand.

Anton Wallner: Ich hatte meine Bereitschaft zur Teilnahme erklärt, doch die Veranstaltung wurde abgesagt, weil Max Singer der Podiumsdiskussion eine Absage erteilt hat. Die jungen Leute sind sehr geknickt, dass sie bei der Vorbereitung so einen Widerstand erfahren haben. Sie hatten einen Riesenflow nach dem Erfolg mit ihrer Podiumsdiskussion zur Gemeinderatswahl vor vier Jahren – die im Übrigen auch von der ÜW sehr gelobt wurde, und wollten sich auch dieses Mal engagieren.

Max Singer: Ich habe den Veranstaltern sehr frühzeitig gesagt, dass ich nicht teilnehmen werde. Trotzdem wurde später für die Veranstaltung geworben, indem von Kandidaten, also der Mehrzahl, geschrieben wurde. Das finde ich nicht fair. Der Grund für meine Absage: Ich halte eine Podiumsdiskussion nicht für sinnvoll, so etwas wirkt wie ein Duell. Für mich gibt es aber keinen Wahlkampf und keinen Wettstreit mit anderen Kandidaten, sondern ich bewerbe mich bei den Wählern mit meinen Aussagen, Werten und meiner Einstellung um ihre Stimme. Hinzu kommt, dass der Zweite Vorsitzende der Jungbauernschaft der Sohn von Bürgermeister Anton Wallner ist. Da wäre in meinen und den Augen vieler anderer die Neutralität nicht wirklich gegeben gewesen.

Anton Wallner: Mein Sohn hat mit der Veranstaltung überhaupt nichts zu tun, im Gegenteil, er hat sich da ganz bewusst rausgenommen. Die Neutralität wäre absolut gewährleistet gewesen.

Daten zur Wahl

6692 Bad Feilnbacher wählen Sonntag, 14. Januar 2024, ihren Bürgermeister für die kommenden sechs Jahre. Ihre Stimmen können diese von 8 bis 18 Uhr in ihrem Wahllokal abgeben.

Auch in Sachen Finanzen, genauer gesagt Verschuldung prallen Ihre Meinungen aufeinander.

Max Singer: Mir ist die Verschuldung der Gemeinde eindeutig zu hoch. Zu den elf Millionen Euro ist jetzt im Nachtragshaushalt noch die Kreditermächtigung von vier Millionen Euro dazugekommen. Ich bin jemand, der sehr konservativ denkt: Man muss erst einmal Einnahmen haben, um dann auch Ausgaben tätigen zu können. Sicher, manche Sachen muss man anpacken, wir hatten auch eine Niedrigzinsphase. Aber wenn sich unsere Einnahmen verzögern, so wie es aktuell der Fall ist, dann laufen wir Gefahr, dass das Geld schon vorher ausgegeben ist.

Anton Wallner: Du stellst das immer so dar, als wärst du nicht im Gemeinderat gewesen, als über den Haushalt abgestimmt wurde. Dabei war das 2021 und 2022 jeweils einstimmig sowie 2023 mehrheitlich – auch mit der Stimme von Max Singer – der Fall. Ja, die Pro-Kopf-Verschuldung von 1300 Euro – Stand vor dem Nachtragshaushalt – ist nicht ganz wenig, da müssen wir auch wieder runter. Der Entschuldungsplan ist bekannt: Durch Grundstücksverkäufe werden wir in den kommenden Monaten und Jahren zwischen 20 und 30 Millionen Euro erlösen und uns damit komplett entschulden können. Das weiß auch Max Singer, aber er sagt‘s halt nicht. Es ist unfair, dass hier eine Unsicherheit gestreut wird, die gar nicht da ist. Projekte wie Kindergärten, Schulen, Feuerwehr, Nahwärme und vieles andere, sollen den Menschen unserer Gemeinde dienen, sollen sie lebenswerter gestalten. Ich wüsste gerne, welche der Investitionen wir deiner Meinung nach weglassen hätten sollen.

Max Singer: Investitionen, die zurückliegen, sind nicht meine Aufgabe. Ich würde vorausschauen. Ich bin einfach konservativer und sage: Wenn die Einnahmen da sind, dann können wir über die Ausgaben reden. Wir haben 2023 mit Einnahmen gerechnet, die sich verzögern. Wenn das jetzt in diesem Jahr wieder so ist, dann laufen wir Gefahr, dass sich das immer weiter schiebt. Dann müssen wir gemeinsam schauen, was machbar ist, aber dann braucht man Vorhaben wie zum Beispiel das neue Rathaus nicht aufs Feld bringen.

Anton Wallner: Wir brauchen unbedingt zukunftsfähige Arbeitsplätze und haben vier Jahre intensivst über den Rathausneubau diskutiert. Die Entscheidung, das Rathaus zu planen, ist ohne Gegenstimme gefallen. Aber wir sind uns auch einig, dass wir keine größeren Investitionen mehr tätigen, solange das Geld aus den Grundstücksverkäufen nicht da ist.

Zu den fraglichen Punkten in der Vergangenheit zählen Sie, Herr Singer, auch den Kauf des Trogerhauses.

Max Singer: Da ist viel Druck aufgebaut worden von den Vereinen. Aber bei der Bevölkerung ist das schon umstritten, dass da etwas gekauft worden ist, von dem man noch gar nicht weiß, ob man die Pläne wirklich so umsetzen kann – gerade was die Vereine angeht. Der bessere Weg für mich wäre auf alle Fälle gewesen, dass wir beim Wirt (Gasthaus Andrelang, Anm. d. Red.) bleiben, beim Saal.

Aber der Saal kann aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht mehr genutzt werden und die Gastwirtschaft ist geschlossen.

Max Singer: Ja, die Räume stehen nicht mehr zur Verfügung. Aber ich wäre dafür gewesen, dass man sich erst einmal einen Weg gemeinsam überlegt. Es ist ja super, dass wir jetzt das älteste Bauernhaus im südbayerischen Raum haben. Aber das als Gemeinde zu kaufen ohne zu wissen, ob man das dann wirklich für die Vereine nutzen kann... Da ist mir die Unsicherheit zu groß. Ja, ich habe auch für den Kauf gestimmt, weil nichts anderes absehbar war und die Vereine eine Lösung brauchen und erwartet haben, dass wir etwas machen. Jetzt haben wir es und müssen miteinander das Beste daraus machen. Aber die Unsicherheit merke ich auch bei den Vereinen, sie wissen nicht, ob es dann so wird, wie sie es brauchen.

Anton Wallner: Genau dafür wurde der Troger-Haus-Bürgerrat initiiert. Und es gibt jetzt den Troger-Haus-Beirat, in dem auch Vereinsvorstände vertreten sind. Au braucht dringend Räume für die Dorfgemeinschaft und Vereine und zudem einen Dorfplatz mit Aufenthaltsqualität. Und dann kommt das Trogerhaus daher, mit 700 Quadratmetern freier Fläche, musealer Wohnhausnutzung und der Möglichkeit, im Wirtschaftsteil Räume für die Dorfgemeinschaft und die Vereine unterzubringen. So eine Chance kommt alle 100 Jahre auf die Gemeinde zu. Da kannst du nicht ewig überlegen und in fünf Jahren sagen, jetzt wäre ich so weit, jetzt habe ich alles beinander, sondern man muss dann entscheiden. Außerdem: Wir haben eh drei Jahre Zeit gehabt, uns zu entscheiden.

Weitere Themen, bei denen ihre Meinungen auseinandergehen, sind Informationspolitik und Transparenz.

Anton Wallner: Wir haben das Ratsinformationssystem für die Arbeit im Gemeinderat, den Newsletter, die Gemeindezeitung in gesteigerter Häufigkeit, eine Bürgersprechstunde beim Bürgermeister sowie Bürgergespräche. Außerdem findet einmal im Monat eine Fraktionssprechersitzung statt, bei der alle aktuellen Fragen und Themen umfassend besprochen werden. Mein Informationsblock in jeder Sitzung ist sehr umfangreich, jeder Gemeinderat kann auch sonst bei mir Anfragen stellen.

Max Singer: Mir fehlen oft die Zwischenstände zu laufenden Angelegenheiten. Meistens muss man erst mal einen Antrag stellen, damit man was dazu erfährt. Auch die Bürger wüssten da gerne mehr Bescheid.

Sie sprechen auch von Unzufriedenheit und Fluktuation bei den Rathausmitarbeitern, Herr Singer.

Max Singer: Ich habe aus vielen Gesprächen gehört, dass in der Verwaltung Unzufriedenheit herrscht und dass deswegen Kündigungen im Raum standen und auch eingereicht wurden. Auch bei wichtigen Positionen wie Kämmerer oder zuletzt Bauamtsleiter. Wir haben Fachkräftemangel und tun uns bei der Nachbesetzung schwer, oft entsteht ein Vakuum. Außerdem sollten die Abteilungsleiter auch mehr Kompetenzen und Verantwortung bekommen.

Anton Wallner: Bei 130 Personalfällen in der Gemeinde gibt es natürlich eine Fluktuation. Das hat verschiedene Gründe und bei dem ein oder anderen ist vielleicht auch einmal Unzufriedenheit dabei. Was wir tun müssen, ist die mittlere Ebene der Verwaltung stärken. Mehr Verantwortung und Führungskompetenz für die Fachbereichsleiter, mehr fachübergreifende Zusammenarbeit, mehr Mitarbeiter- und Sozialkompetenz – das ist der Schlüssel.

Auf einem Flyer von Max Singer bekunden zehn Gemeinderäte von ÜW, SPD und Grünen ihre Unterstützung für den Herausforderer. Sehen Sie das als Misstrauensvotum gegenüber Ihrer Person, Herr Wallner?

Anton Wallner: Wenn ich mit den einzelnen Gemeinderäten persönlich rede, kriege ich ein anderes Bild, da sagen einige was ganz anderes und stehen hinter mir. Das Schöne im Gemeinderat ist ja, dass keine Fraktion eine Mehrheit hat. Fast vier Jahre habe ich daran gearbeitet, dass es für eine gute Arbeit im Gemeinderat nur eine Fraktion gibt, und das ist die für die Gemeinde Bad Feilnbach. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist sachorientiert gut. Von 100 Beschlüssen sind bestimmt 90 einstimmig, die anderen mehrheitlich, nur ganz wenige sind knappe Abstimmungen. Schade, dass dem Bürger jetzt suggeriert wird, dass es eine Gegnerschaft gegen den Bürgermeister gibt. Das ist nicht so. Ich kann auch nicht nachvollziehen, was das mit dem propagierten Neustart soll, wir haben alles gemeinsam auf den Weg gebracht.

Max Singer: Ich bin zu keinem der Gemeinderatsmitglieder hingegangen. Sie sind auf mich zugegangen und haben gesagt, dass sie mich unterstützen möchten. Was mit Neustart gemeint ist: Ich bin eine neue Person, je nachdem wie man das Wort liest. Ich bin ein Teamplayer, allein schon von meiner Arbeit bei der Berufsfeuerwehr her. Ich sehe die Gemeinschaft als wichtig an. Es ist richtig, dass viele Entscheidungen im Gemeinderat positiv und gemeinsam getroffen werden, aber der Weg dorthin ist oft schwierig. Ich war auch in Gemeinderatssitzungen anderer Kommunen, da hat mir die Diskussionskultur besser gefallen. Da gab es mehr Miteinander und im Vorfeld einen besseren Informationsfluss. In dieser Hinsicht würde ich auch vieles anders und neu machen.

Anton Wallner: Was ich in der ganzen Diskussion und dieser Phase vor der Wahl total vermisse, sind Sachthemen. Die tauchen auch seitens der Bürger kaum auf, weil die wirklich wichtigen Themen für unsere Gemeinde auf den Weg gebracht wurden. Ich nehme da eine große Zufriedenheit in der Bürgerschaft wahr. Und wenn die Zufriedenheit groß ist, werden zur Bürgermeisterwahl Pseudothemen kreiert.

Max Singer: Also bei meinen Veranstaltungen kommen schon Sachthemen auf, zum Beispiel junge Gewerbebetriebe, die nach Flächen suchen, und dann vom Bürgermeister gesagt bekommen, sie sollen woanders hingehen.

Anton Wallner: Das ist absolut unwahr, so etwas würde ich niemals sagen. Ich will sie hier halten, wir suchen Lösungen. Was ich gesagt habe, war nur, dass es in anderen Gemeinden auch schwierig ist, Gewerbeflächen zu entwickeln. Für unsere einheimischen Betriebe sind gerade Flächen in Au und Derndorf in Vorbereitung.

Und das Thema Wohnraum für Einheimische?

Anton Wallner: Das ist ein sehr wichtiges Thema, das uns alle beschäftigt. Wir müssen das ganz neu denken, deswegen findet im Februar nun auch unsere Wohnraumkonferenz statt.

Max Singer: Das sehe ich genauso. Von den Themen her, die uns für die Gemeinde Bad Feilnbach wichtig sind, sind wir gar nicht so weit auseinander. Aber meine Herangehensweise ist einfach eine ganz andere.

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