Totalausfall mit Folgen
„Fühlen uns verschaukelt“ von der Telekom: Aiblinger Weiler seit 5 Wochen ohne Telefon und Internet
Fünf Wochen ohne Internet und Telefon: Seit den starken Schneefällen von Anfang Dezember 2023 ist das die bittere Realität für eine ganze Reihe von Bürgern in Aiblinger Stadtteilen von Moos bis Gröben. Die Situation nimmt zum Teil skurrile Ausmaße an.
Bad Aibling – Im Haushalt von Otto Stutzig im Aiblinger Weiler Moos stehen seit der Nacht auf den 2. Dezember alle Tasten, Hörer und Bildschirme still. Zu seinem Anwesen im Wald führt eigentlich eine etwa 500 Meter lange Telefon-Oberleitung, angehängt an Telefonmasten. Diese Leitung allerdings ist derzeit an vielen Stellen unterbrochen – Äste und ganze Bäume hatten der schweren Schneelast von Anfang Dezember nicht mehr standgehalten, stürzten auf die Leitung, rissen diese entzwei, Masten brachen ab und liegen nun in den Wiesen.
Zwar sei auch die Mobilfunkversorgung in dem Weiler unzureichend, doch habe er der Telekom den Schaden umgehend gemeldet: „Wir haben angegeben, dass die Leitung gerissen sei – und wurden aufgefordert, den Router zu überprüfen“, sagt Stutzig, der sich nicht nur in dieser Situation vom Service der Telekom „verschaukelt“ fühlt.
Einen Urlaubstag umsonst geopfert
Zu einem ersten Termin, zu dem die Familie den Bautrupp des Unternehmens angefordert hatte, sei ein „Entstörer“ gekommen, der aber nicht auf einen Mast habe klettern können und auch nicht genügend Kabel dabeigehabt hätte. Stutzig und sein Sohn arbeiten in der Regel an einigen Tagen der Woche von zuhause aus, müssen seit der Störung aber notgedrungen in die Firma fahren. Um für den besagten Termin vor Ort zu sein, habe er völlig umsonst einen Tag Urlaub nehmen müssen.
Ein zweiter Termin sei ebenfalls folgenlos geblieben: „In der digitalen Akte steht, wir wären nicht zuhause gewesen und eine entsprechende Postkarte sei in den Briefkasten geworfen worden. Beides stimmt nicht“, sagt Otto Stutzig. Für einen dritten Termin habe er erneut einen Tag Urlaub genommen. Gekommen sei niemand. „Und in der digitalen Akte der Telekom war auch kein Termin vermerkt“, so Stutzig. Hingegen stehe dort, „dass wir nicht zugänglich sind. Dabei fahre ich täglich über den Weg. In unserem Weiler sind noch zwei weitere Anschlüsse betroffen. Die sind direkt an der Kreisstraße und werden auch nicht repariert.“
Tatsächlich liegt unmittelbar neben der Kreisstraße RO13 seit Anfang Dezember ein abgebrochener Telefonmast, ebenso im weiteren Verlauf bis zu Stutzigs Grundstück. An mehreren Stellen hängen die abgerissenen Kabel herab oder es liegt Geäst auf den verbliebenden Teilen der Oberleitung. „Früher hat die Post die Leitung noch einmal im Jahr ausgeschnitten. Und bei einem Schaden kam sie auch innerhalb von ein, zwei Tagen. Doch die Telekom hat die Leitung nach fünf Wochen noch nicht repariert und uns kann auch kein Termin für eine Reparatur genannt werden.“
Kaputte Masten, abgerissene Leitungen
Ganz ähnlich sieht es in Teilen Berblings im Süden von Bad Aibling aus – kaputte Masten, abgerissene Leitungen. Zu den Betroffenen gehört Familie Rappold in Gröben. Dabei sah es zwischenzeitlich schon einmal besser aus: Nach rund 14 Tagen sei die Leitung wieder gerichtet worden. Doch mit dem letzten Aufbäumen des starken Sturms vor Weihnachten blieben die Telefone laut Martina Rappold wieder stumm und die Bildschirme schwarz.
Für ihre Tochter bedeutet das nun, auch an Tagen, an denen sie nicht offiziell im Homeoffice arbeitet, in die Firma zu fahren. Martina Rappold selbst hat ein Prepaid-Handy, muss sich immer erst einen Platz suchen, an dem sie Empfang hat. So sei nun auch erneut ein Mitarbeiter des Unternehmens da gewesen, um den Schaden aufzunehmen. Was aber tun im Notfall? Im Haus wohnen auch die betagten Schwiegereltern. „Sie müssten im ersten Stock auf den Balkon, um überhaupt Empfang zu haben und Hilfe rufen zu können“, sagt die Landwirtin besorgt.
Funkrouter entlastet Situation in Berbling
Etliche 100 Meter weiter kann sich Familie Wierl in Berbling mittlerweile wenigstens halbwegs behelfen, auch wenn für Petra Wierl das Arbeiten im Mobile Office seit Anfang Dezember nicht mehr möglich ist. War die vierköpfige Familie zunächst ebenfalls völlig vom Netz abgeschnitten, so hat sich Josef Wierl auf Anraten der Telekom bei deren Servicepunkt in Rosenheim einen Funkrouter besorgt.
So kann er zumindest einen Teil seiner Arbeit im Haus verrichten. Er arbeitet allerdings im Planungsbereich. Mit großen Datenmengen, mit denen er zu tun hat, kommt er mit dem Router schnell an die Grenzen. „Da ist es dann oft sinnvoller, eben doch in die Firma ins Inntal zu fahren, um vernünftig arbeiten zu können.“
Bis zum Haus der Familie verläuft das Telefonkabel zwar bereits unterirdisch, das Problem sei jedoch, dass sich dort aufgrund der zahlreichen Kabelmuffen, die im Lauf der Jahre hinzugekommen seien, alles so mit Wasser vollgesaugt habe, dass die Leitung tot bleibt. „Wenn es stärker regnet, haben wir schon lange Probleme mit dem Telefon. Bei einem Ausfall findet zwar eine Reparatur statt. Das geht dann so einigermaßen bis zum nächsten Ausfall“, sagt Josef Wierl, der schon oft auf die Probleme aufmerksam gemacht hat.
Die Probleme, die andere Bewohner aufgrund von Schäden an der Oberleitung haben, erlebt er wiederum auch als Feuerwehrmitglied immer wieder: „Bei Sturm kommt es so gut wie immer vor, dass Bäume oder Äste dort reinfallen.“
Die Telekom bestätigt die Probleme: „Aus den Ortsteilen von Bad Aibling liegen uns derzeit vereinzelte Anschlussstörungen vor. Unter anderem verursacht durch abgerissene oberirdisch verlegte Leitungen sowie durch beschädigte Kabel in der Erde. Wir tun momentan alles, um die betroffenen Anschlüsse wieder möglichst schnell ans Netz zu bringen“, versichert ein Sprecher des Unternehmens.
Telekom: „Entstörungsarbeiten verzögern sich“
Er bittet die betroffenen Kunden um Verständnis, die Telekom entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten: „Aufgrund der aktuellen Wetterlage, die die Reparaturen zusätzlich erschweren oder teilweise unmöglich machen, und des erhöhten Störungsaufkommens in der Region, verzögern sich leider die Entstörungsarbeiten.“




