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Dritte Pleite in drei Jahren

Galeria meldet Insolvenz an – Wie geht es weiter mit dem Standort Rosenheim?

Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut Insolvenz angemeldet. Was das für die einzelnen Standorte bedeutet weiß Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter bei BBE.
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Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut Insolvenz angemeldet. Was das für die einzelnen Standorte bedeutet, weiß Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter bei BBE.

Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren hat die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet. Bis zu 20 Filialen sollen Medienberichten zufolge geschlossen werden. Mitarbeiter müssen um ihre Jobs fürchten. Wie geht es mit dem Standort Rosenheim weiter?

Rosenheim – Die Entscheidung ist gefallen: Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut Insolvenz angemeldet. Was das für die einzelnen Standorte bedeutet und wie realistisch es ist, einen neuen Eigentümer zu finden, weiß Johannes Berentzen. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei BBE, einem Unternehmen, das in München seinen Sitz hat und bundesweit die Entwicklung des Einzelhandels und im Speziellen von Kaufhäusern beobachtet. Und auch Oberbürgermeister Andreas März meldet sich nach der Hiobsbotschaft zu Wort.

Welche Folgen hätte ein erneuter Insolvenzantrag für die Galeria-Standorte in Deutschland?

Dr. Johannes Berentzen: Von den aktuell 110 Filialen schließen planmäßig Ende Januar 18 Häuser. Diese Auswahl kommt noch aus der zweiten Insolvenz. Für die verbleibenden 92 Häuser ist die Zukunft mit der angekündigten Insolvenz ungewiss. Viele unrentable Häuser müssten schließen, selbst wenn allein die überhöhten Mieten von Signa dafür verantwortlich wären. Das ist an weniger als 20 Standorten der Fall. Einige Häuser würden verkauft werden, wie das bereits im zweiten Insolvenzverfahren geschehen ist, wenn auch mit mäßigem Erfolg.

Und dann wäre da noch eine dritte Möglichkeit.

Berentzen: Im schlimmsten Fall werden viele Objekte über Monate und Jahre leer stehen. Von einer Schließung bis zur Nachnutzung dauert es circa vier bis fünf Jahre.

Der Betriebsrat hält die Kaufhauskette trotz der Turbulenzen der Konzernmutter Signa für zukunftsfähig. Sind Sie der gleichen Meinung?

Berentzen: Nein, in der jetzigen Form – das heißt Anzahl an Standorten und Geschäftsmodell als reine Warenhäuser – halte ich die Kaufhauskette für nicht zukunftsfähig.

Funktionieren Warenhäuser in unserer heutigen Zeit überhaupt noch?

Berentzen: Das Modell Warenhaus möchte ich nicht grundsätzlich in Frage stellen, es funktioniert im Luxus-Segment und es gibt auch Erfolgsbeispiele im Mittelstand. Gemeinsam haben diese einen hohen Erlebnisanspruch, eine exzellente Beratung und sorgfältige Kuratierung der Sortimente. Das Prinzip, möglichst viel Auswahl zu guten Preisen ohne erkennbare Zielgruppe anzubieten, kann ein Online-Marktplatz wie Amazon deutlich günstiger und für die Kunden einfacher anbieten.

Ziel ist es, einen neuen Eigentümer zu finden. Wie wahrscheinlich ist das?

Berentzen: Der Staat wird nicht ein drittes Mal einspringen. Das wäre nicht vermittelbar und angesichts der angespannten Haushaltslage auch kaum vorstellbar. Für einen institutionellen Anbieter ist das Paket insgesamt unattraktiv. Unabhängig von den überhöhten Mieten an den Signa-Standorten, sprechen auch Zinsniveau und aktuelles Investitionsklima dagegen.

Wer würde also infrage kommen?

Berentzen: Ich kann mir vorstellen, dass sich strategische Investoren für ausgewählte Standorte interessieren. Das könnten zum Beispiel ortsansässige Family-Offices sein. Doch auch für die muss sich ein Nachnutzungskonzept langfristig lohnen. Dass die Städte sich im Einzelfall an einer Lösung beteiligen, kann sinnvoll sein. Sie sollten nur nicht versuchen, die besseren Unternehmer zu sein. Häufig ist mit neuen Nutzungsverordnungen oder pragmatischen Lösungen für Zwischennutzungen der Innenstadt viel mehr geholfen.

Das sagt Oberbürgermeister Andreas März:

„Oberstes Ziel – und da bin ich mir mit den Eigentümern der Immobilie einig – war und ist der Erhalt von Galeria in Rosenheim. Dieses Ziel ist erreicht: Galeria hat heute in einer Pressemitteilung zugesichert, dass die Filialen und das Online-Geschäft trotz des Insolvenzantrags langfristig fortgeführt werden. Seit vielen Monaten stehe ich in engem Austausch mit den Eigentümern, der Geschäftsführung in Rosenheim sowie der Konzernzentrale in Essen und ich freue mich, dass sich Galeria zum Erhalt des Standortes Rosenheim bekannt hat. Im Übrigen halte ich es nicht für zielführend, dass reflexartig nach Umnutzungen geschrien wird, ohne Kenntnis der Pläne der Essener Konzernführung. Zumal Entscheidungen über die Zukunft der Immobilie oder deren Nutzung allein die Eigentümer treffen. Als Rosenheimer Oberbürgermeister stehe ich zusammen mit meinen Fachleuten in der Verwaltung, der Geschäftsführung und den Eigentümern selbstverständlich auch weiterhin unterstützend zur Seite.“

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