Hitzige Diskussion und klares Votum
Bad Aiblings Thermenhotel: „Bereichernd“ oder „eine Farce“? – Richtungsweisende Entscheidung
Seit über einem Jahr werden die Pläne für ein Thermenhotel samt Wohnquartier in Bad Aibling diskutiert. Nun geht der Prozess in die entscheidende Phase. Warum das so ist – und welche Sorgen und Hoffnungen an dem Mega-Projekt hängen.
Bad Aibling – Es ist ein entscheidender Meilenstein für das geplante Quartier an der Bad Aiblinger Therme: Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung den Bebauungsplan zur ersten öffentlichen Auslegung freigegeben. Damit beginnt das formelle Bauleitplanverfahren. Ein „bedeutender Schritt auf dem Weg zur Realisierung des neuen Quartiers mit Hotel, Wohnbebauung und gemeinschaftlichen Angeboten“, wie es die Max von Bredow Baukultur GmbH im Anschluss bezeichnete. Hierfür war zunächst ein Votum des städtischen Gremiums erforderlich, das abermals hitzige Diskussionen bereithielt.
Seit über einem Jahr wird das Projekt der Max von Bredow Baukultur GmbH in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft – in Bad Aibling fand eine Bürgerbeteiligung statt –, mit der Stadtverwaltung und den Stadtwerken Bad Aibling entwickelt. Bereits im März 2024 wurden bei einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe erste Planungsansätze vorgestellt sowie Ideen und Wünsche der Bürger abgefragt. Später konnten weitere Vorschläge anhand eines Modells eingebracht werden.
„Echtes architektonisches Kunstwerk“
Wie berichtet, hatten die Verantwortlichen in den vergangenen Monaten die Planungen mit Blick auf den Städtebau weiter verfeinert. Das Ziel: Durch die räumliche Verbindung von Therme, Hotel und Wohnhäusern biete sich die Chance, ein nachhaltiges und innovatives Quartier zu entwickeln. Mehrere Abstimmungsrunden sowie Planungsworkshops mit Bürgermeister Stephan Schlier, der Bauverwaltung, den Stadtwerken, dem Stadtrat und auch mit Kreisbaumeister Rupert Seeholzer konnten die Pläne weiter konkretisieren.
Veränderungen betrafen dabei etwa eine geringe Verschiebung des Hotel-Standortes nach Norden, um den Abstand zur Therme zu vergrößern. Auch habe man die Anordnung der Gebäude im Wohnquartier zugunsten einer offeneren Struktur überarbeitet. Alles in allem bezeichnete Bauherr Dr. Max von Bredow das Konzept als „echtes architektonisches Kunstwerk“. Doch auch wenn der Stadtrat letztlich mit großer Mehrheit grünes Licht für die Pläne gab, war aus dem Gremium nicht nur Euphorie zu entnehmen.
Hotel mit 85 Zimmern geplant
Dabei hatte Bürgermeister Stephan Schlier in der Stadtratssitzung zunächst noch einmal betont, welch besonderes Projekt der Plan rund um ein Thermenhotel mit anschließender Wohnbebauung für die Stadt sei. Zuletzt habe man mehrere Fortschritte gemacht, etwa was die Unterbringung der notwendigen Stellplätze auf dem Baugrundstück angeht. Das mit rund 85 Zimmern geplante Hotel soll laut Projektleiter Michael Sandbichler (Max von Bredow Baukultur GmbH) zusätzliche Nutzungen bieten, unter anderem ein öffentlich zugängliches Restaurant mit Rooftop Bar, Bewegungstherapie oder auch ein Fitnessstudio.
Die genaue Positionierung des Bademantelganges, welcher Hotel und Therme direkt verbinden soll, sei dagegen noch nicht abschließend geklärt, so Sandbichler. Was das Wohnquartier betrifft, können sich die Planer neben kleineren und bezahlbaren Wohnungen auch „Familien- und Mehrgenetationenwohnungen“ sowie Seniorenwohnungen und Wohnraum für Personen der Daseinsfürsorge vorstellen.
Sorge um „Höhe und Wucht“
Neben Zuspruch aus dem Gremium trat vor allem AfD-Stadtrat Andreas Winhart als bekanntlich grundsätzlicher Kritiker des Projekts in Erscheinung. „Sie versuchen hier herumzubetonieren“, sagte er und nannte den Beschluss „rechtlich unzulässig“. Er verletze die Rechte Dritter und bei der Bürgerbeteiligung, die Winhart als „Farce“ bezeichnete, sei nur ein Bruchteil der Bürgerwünsche umgesetzt worden.
Während Thomas Höllmüller (CSU) das Thermenhotel sehr gut gefalle, „die Wohnbebauung dagegen weniger“, bat Katharina Dietel (Grüne) darum, den Ausschluss von Ferienwohnung im Bebauungsplan zu verankern. Sie wollte außerdem wissen, ob die geplanten Wohnungen nur vermietet oder auch verkauft werden sollen. „Teils teils, denke ich“, entgegnete Sandbichler.
Dr. Thomas Geppert (CSU) versuchte, „den Fokus aufs Große und Ganze“ zu richten und betonte: „Das Thermenhotel wird uns sehr bereichern und stellt keine Konkurrenz für andere dar.“ Vielmehr werde der gesamte Tourismus in Bad Aibling dadurch angehoben. Florian Weber (Bayernpartei) plagten dagegen „Bauchschmerzen“ bei „Höhe und Wucht“. Außerdem fürchte er eine Minderung der Thermen-Attraktivität durch die zu nahe Baustelle.
AfD fordert weniger Stockwerke
Laut Dieter Bräunlich (ÜWG) bereichere das Thermenhotel die Stadt, ohnehin boome der gesamte Wellness-Bereich. „Mein Problem ist jedoch die anhängige Wohnbebauung“, sagte er und sprach von massiven Baukörpern, die nicht zur naheliegenden kleinteiligen Bebauung passten. Außerdem bezweifle er mit Verweis auf Harthausen oder Ellmosener Wies, dass Wohnungen in diesem Preissegment überhaupt auf ausreichend Interessenten stoßen. Laut Projektleiter Sandbichler müsse man hier jedoch ein wenig unterscheiden.
„Hier wird nicht die Doppelhaushälfte mit 150 Quadratmetern gebraucht.“ Der Bedarf an den geplanten kleinen und leistbaren Wohnungen sei sehr wohl vorhanden. In diesem Zusammenhang bat Bürgermeister Schlier den Stadtrat um etwas Vertrauen. Zugleich betonte der Rathauschef, dass die Stadt nicht das Risiko, ob jene Wohnungen verkauft werden können, tragen werde.
Dennoch sorgte die teils bis zu fünfstöckige Geschossigkeit für Diskussionen. Andreas Winharts Antrag, diese verbindlich zu reduzieren, wurde jedoch abgelehnt. Insgesamt stimmte das Gremium dem Beschluss mit fünf Gegenstimmen zu. Der Bebauungsplan wird somit zur ersten öffentlichen Auslegung freigegeben. Nun sind offizielle Einwendungen möglich. Der Entwurf des Bebauungsplanes „Hotel & Quartier an der Therme“ wird für die Dauer eines Monats öffentlich ausgelegt und die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange können eine Stellungnahme dazu abgeben.