Ein Jahr vor der Kommunalwahl 2026
Paukenschlag in Bad Aibling: Schließen sich amtierende Stadträte den Freien Wählern an?
Ein Jahr vor der Kommunalwahl 2026 bahnt sich in der Aiblinger Lokalpolitik eine gravierende Veränderung an. Die Überparteiliche Wählergemeinschaft Bad Aibling e. V. (ÜWG) und die Freien Wähler (FW) treten bei der Stadtratswahl im kommenden Jahr möglicherweise mit einer gemeinsamen Kandidatenliste an. Was das für die kommende Stadtratswahl bedeuten würde.
Bad Aibling – Der Freie-Wähler-Kreisvorsitzende Sepp Hofer bestätigte auf OVB-Anfrage das große Interesse seiner Partei an einer gemeinsamen Liste mit der Überparteilichen Wählergemeinschaft Bad Aibling (ÜWG). Besonders gerne sähe er, wenn die drei amtierenden ÜWG-Stadträte Kirsten Hieble-Fritz, Dieter Bräunlich und Rudi Gebhart die Spitzenpositionen auf der gemeinsamen Liste einnehmen würden. „Das sind alles erfahrene Kommunalpolitiker. Das wäre eine Bank“, sagt Hofer.
Ob es so kommt, darüber könnte noch im März eine Vorentscheidung fallen. Kirsten Hieble-Fritz, die auch Ortsvorsitzende der ÜWG in Bad Aibling ist, möchte allerdings nichts überstürzen und die Mitglieder eng in den Abwägungsprozess einbinden. Deshalb werde zeitnah eine Vorstandssitzung zu diesem Thema stattfinden, auch mit der ÜWG-Basis werde diese Möglichkeit diskutiert, sagt Fritz. „Wir gehen das auf jeden Fall an. Es sind allerdings noch einige Fragen zu klären. Das Ganze muss vereinsrechtlich auf jeden Fall in Ordnung und sehr gut durchdacht sein“, macht die Ortsvorsitzende deutlich, dass einer endgültigen Entscheidung eine gründliche Prüfung vorausgehen muss.
Dafür hat Sepp Hofer durchaus Verständnis. Die Freien Wähler machen freilich auch die Voraussetzungen deutlich, die aus ihrer Sicht erfüllt sein müssen, damit es zu einer gemeinsamen Liste kommen kann. In Bad Aibling müsste ein FW-Ortsverein gegründet werden. Außerdem müssten mindestens drei Mitglieder, die auf der Liste kandidieren, FW-Mitglieder sein. Alle anderen Bewerber könnten laut Hofer theoretisch auch ohne Parteizugehörigkeit antreten. „Das sind wichtige Bedingungen, die unsere Satzung vorschreibt“, erläutert der FW-Kreisvorsitzende.
Plötzlich auf dem Stimmzettel gleich hinter der CSU
Für die ÜWG-Stadträte ergäbe sich laut Hofer neben dem Umstand, dass sie vom Wahlkampf-Management der Partei profitieren könnten, ein weiterer entscheidender Vorteil. Sie würden gleich hinter der CSU auf Platz zwei des Stimmzettels zu finden sein. Grund hierfür ist die Tatsache, dass sich die Reihung der antretenden Parteien am Ergebnis der Landtagswahl in Bayern orientiert, die im Oktober 2023 stattfand. Damals erhielten die FW die zweitmeisten Stimmen.
„Ich bin grundsätzlich aufgeschlossen. Platz zwei auf dem Stimmzettel ist ein wichtiger Grund“, sagt Stadtrat Dieter Bräunlich zu dem vorliegenden Angebot. Mit der ÜWG-Ortsvorsitzenden ist er sich einig, dass die Angelegenheit jetzt erst intern diskutiert werden müsse. Deshalb wolle er sich im Moment nicht weiter dazu äußern - auch nicht zu der Frage, ob er sich einen Parteieintritt bei den FW vorstellen könne.
Noch bedeckt hält sich auch Rudi Gebhart. „Wir müssen jetzt erst einmal unsere Mitglieder gründlich über das Ansinnen informieren. Das ist das A und O“, betont Gebhart. Allerdings räumt er ein, dass der gedankliche Anstoß für eine gemeinsame Liste von ihm gekommen sei.
Erster lockerer Kontakt im Bierzelt
Erste lockere Kontakte habe man bei der Feier des Gründungsjubiläums der Ellmosener Feuerwehr im August vergangenen Jahres im Bierzelt geknüpft, sagt Gebhart. Eine Version, die Sepp Hofer bestätigt. Da habe er im Beisein des FW-Landtagsabgeordneten Sepp Lausch Gebhart und seinen Fraktionskollegen Dieter Bräunlich kennengelernt.
Lausch, der auch im Großkarolinenfelder Gemeinderat sitzt, ist ein großer Befürworter einer gemeinsamen Liste. In seiner Heimatgemeinde sei bereits 2018 die Verschmelzung zu einer gemeinsamen Liste von ÜWG und FW beschlossen worden. „Die Folge war, dass unsere Fraktion bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 gleich zwei Gemeinderatssitze zugelegt hat“, erinnert er an die positiven Auswirkungen des Zusammenschlusses in Großkarolinenfeld.
Ihm ist klar, dass auch in Bad Aibling die Erfüllung der FW-Statuten Voraussetzung für ein Zusammengehen ist, dennoch möchte er den Parteicharakter einer gemeinsamen Liste nicht in den Vordergrund stellen. „Auf kommunaler Ebene brauchen wir so wenig Parteipolitik wie möglich. Warum sollten wir gegeneinander arbeiten, wenn auch ein Miteinander möglich wäre?“, fragt sich der Landtagsabgeordnete.
„Darüber reden wir im Moment nicht“
Ob die FW 2026 bei der Kommunalwahl in Bad Aibling mit einer eigenen Liste als Konkurrenz zur ÜWG antreten, falls der Zusammenschluss scheitert, ist derzeit für Hofer und Lausch kein Thema. „Darüber reden wir im Moment nicht. Im Vordergrund steht jetzt eindeutig das Streben nach einer gemeinsamen Lösung“, betont Lausch.
Dass sich bei einem Scheitern der Gespräche die Position der ÜWG nicht unbedingt verbessern dürfte und den Parteiunabhängigen zusätzliche Konkurrenz entstehen könnte, hält Dieter Bräunlich keinesfalls für ausgeschlossen. „Das könnte dann ganz anders laufen und für uns nicht einfacher werden“, sagt er.


