Anwohner bemängelt „kasernenförmige Bauweise“
Kritik an Bad Aiblings „Bausünden“: Warum sich ein Bürger jetzt an den Landrat wendet
Als Nachbar eines großen Bauprojektes hat Markus Bergmann zuletzt für Aufsehen gesorgt. Mit seiner Generalkritik an der Stadtentwicklung suchte er auch Unterstützung beim Staatlichen Bauamt. Ob er dort Hilfe fand und warum jetzt der Landrat ins Spiel kommt.
Bad Aibling – Wiederholt hatte Markus Bergmann Kontakt mit der Stadt aufgenommen. Ernst genommen fühlte sich der Bad Aiblinger dabei laut eigenen Aussagen jedoch nicht. Vor einigen Wochen wählte er dann den Weg über die Öffentlichkeit und kritisierte Bürgermeister und Stadtrat für das „Durchwinken“ zahlreicher größerer Bauprojekte in den vergangenen Jahren. Als Anwohner in Harthausen und als Bürger, der sich um die gesamte Kurstadt sorgt, forderte er ein Umdenken bei den Entscheidungsträgern.
Denn für den 59-Jährigen passen die „kasernenförmigen Bauweisen“, die in seinen Augen teils zu große und eintönige Gestaltung oder die nicht aufeinander abgestimmten Baustile benachbarter Gebäude nicht in das Umfeld der Kurstadt. Schon gar nicht etwa in das ländlich geprägte Harthausen. Nicht nur bei der Bürgerversammlung vor einigen Wochen, auch in mehreren persönlichen Gesprächen hatte sich Rathauschef Stephan Schlier deshalb mit der Familie Bergmann ausgetauscht.
Stadt muss viele Aspekte berücksichtigen
Gegenüber dem OVB hatte Schlier Bergmanns Kritik am „Durchwinken“ vieler Bauprojekte jedoch deutlich zurückgewiesen. So würde sich der Stadtrat intensiv mit den Bebauungsplänen befassen und nehme Themen wie Stadtentwicklung und Baukultur sehr ernst. Bevor ein Entwurf ins Verfahren geht, lägen teils eineinhalb Jahre lange Prozesse und etliche Gremiensitzungen hinter den Verantwortlichen. Zudem gehe es nicht nur um die Frage nach Optik und Anpassung eines Gebäudes an seine Umgebung. Auch etwa die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, effiziente Flächennutzung oder Klimaschutz müssten berücksichtigt werden, weshalb man teilweise auch in die Höhe bauen lasse.
Da sich Bergmann jedoch von der Stadt in seinen Sorgen und Kritikpunkten nicht ernst genommen fühlte, kontaktierte der gebürtige Bad Aiblinger das Staatliche Bauamt Rosenheim. In einem Brief wünschen sich die Bergmanns eine Stellungnahme zu besagten Bedenken und die Durchsetzung eines Konzeptes, das der Stadt gerecht werde. Doch kann sich das Staatliche Bauamt überhaupt in die Bad Aiblinger Angelegenheiten einmischen?
Kann sich das Staatliche Bauamt in Bad Aibling einmischen?
Bürgermeister Schlier war zuletzt ohnehin schon davon ausgegangen, dass das Schreiben „ins Leere laufen wird“, da die Planungshoheit bei den Kommunen läge. Eine OVB-Anfrage beim Bauamt, die genau das beleuchten sollte, blieb bislang unbeantwortet. Allerdings erhielten die Bergmanns eine knappe, aber recht eindeutige Antwort des Bauamtes.
Darin heißt es, dass die Behörde mit ihren Liegenschaften von der benannten Bauleitplanung nicht betroffen und deshalb im Verfahren nicht eingebunden sei. Grundsätzlich liege die Bauleitplanung in alleiniger Verantwortung der Kommune. Keine Unterstützung also für Bergmanns Anliegen, da das Staatliche Bauamt Rosenheim keine Funktion einer kommunalen Genehmigungsbehörde habe.
„Viele positive Reaktionen bekommen“
Doch die Familie aus Harthausen will sich von dem Dämpfer nicht bremsen lassen. Um einen offenen Diskurs anzustoßen, habe man sich nun an Landrat Otto Lederer gewandt. Bei ihm hoffen die Bergmanns auf Unterstützung. „Denn die Erklärungen der Stadt sind für mich ein Stück weit auch Ausreden“, sagt Markus Bergmann.
Und dass er mit seiner Meinung in Bad Aibling nicht alleine dasteht, darin fühlt er sich nach den vergangenen Wochen bestärkt. „Ich wurde in der Tat mehrfach angesprochen, auch von Bürgern, die ich gar nicht kannte“, so der 59-Jährige. Er habe durchweg positive Reaktionen auf seine Aussagen bekommen. „Bei den Gesprächen wurde im Übrigen auch die immer mehr überlastete Infrastruktur und die hohe Verkehrsbelastung der Stadt thematisiert.“ Auch gegenüber dem OVB hatten einige Bürger eine ähnliche Meinung kundgetan.
Unabhängig von der noch ausstehenden Reaktion des Landrats wünscht sich Bergmann künftig ein gemeinsames klärendes Gespräch mit der Stadt beziehungsweise mit dem Stadtrat. „Es geht nicht darum, als einzelner Bürger irgendwie zu drohen. Ich wünsche mir eher einen gemeinsamen Dialog, da uns allen etwas an der Stadt liegt.“