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„Kurstadt soll idyllisch bleiben“

Quartiers-Pläne in Bad Aibling: Wie viele Sozialwohnungen wird es in der „Alten Molkerei“ geben?

Zukunft der Münchner Straße?
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Sieht so die Zukunft der Münchner Straße aus?

Auf dem Areal der ehemaligen Molkerei Ziegenhain soll ein großes Wohnquartier entstehen. Doch das Konzept sorgt für Diskussionsstoff. Wie weit dürfen die Gebäude in die Höhe ragen und wie viele Sozialwohnungen soll es in der „Alten Molkerei“ geben?

Bad Aibling – Geht es nach Bürgermeister Stephan Schlier (CSU), sei das Thema „schon sehr weit gediehen“. Zahlreiche Vorberatungen liegen hinter der Verwaltung und dem Stadtrat zum Bauvorhaben auf dem Areal der ehemaligen Molkerei Ziegenhain mit der stillgelegten Tankstelle sowie der Sattlerei. Dort sollen auf rund 9.500 Quadratmetern etwa 100 neue Wohnungen entstehen – von Ein-Zimmer-Apartments bis zu geräumigen Familienwohnungen. Doch einige Fragen, etwa wie hoch die Gebäude werden dürfen, sorgten zuletzt noch für Gesprächsstoff.

Auch deshalb traf sich der Stadtrat im Juli zu einer Klausurtagung, um sich auf einige Parameter zu einigen. Diverse Punkte, beispielsweise zur Bebauung, der Geschossigkeit oder zur Reduzierung der Dichte, wurden anschließend den Planern zur Überarbeitung vorgelegt. Nun stellte sich Architekt Bernd Perner, technischer Geschäftsführer der Immobilien GmbH, erneut der Diskussion in der jüngsten Sitzung des Stadtrates – mit überarbeitetem Konzept.

Was dem Stadtrat gar nicht schmeckt

Viele Wünsche des Stadtrates wurden in den überholten Plänen nun berücksichtigt, betonte Perner. Zwei wichtige Forderungen jedoch, merkte die Stadtverwaltung an, erfüllten die Planer nicht. Dabei geht es um die Höhe der Gebäude. Zum einen, so beanstandet die Verwaltung, sei nach wie vor ein 5-geschossiger Hochpunkt geplant. Zum anderen sehe die Bebauung entlang des Heckenwegs teilweise immer noch vier Vollgeschosse vor.

Der Bad Aiblinger Stadtrat diskutierte erneut emotional über das Quartierskonzept „Alte Molkerei“ (Bild zeigt eine animierte Visualisierung).

Und diese Höhenentwicklung schmeckte einigen Gremiumsmitgliedern ganz und gar nicht. Genau wie Markus Stigloher (CSU) bereite etwa ein massiver „Fünfstöcker“ Florian Weber (Bayernpartei) „größere Bauchschmerzen“. Auch Dieter Bräunlich (ÜWG) findet dies nicht in Ordnung. „Die Planung ist jetzt besser, aber noch nicht gut“, sagte er und sah weiterhin Verbesserungsbedarf. Ganz ähnlich ging es der Zweiten Bürgermeisterin Kirsten Hieble-Fritz (ÜWG), die ebenfalls Probleme mit der Geschossigkeit hatte. Zumal man sich während der Klausurtagung eigentlich anders verständigt habe.

„Kurstadt soll idyllisch bleiben“

Und während Anna Maria Kirsch (ÖDP) einen „massiven Klotz gegenüber eines Spielplatzes“ als fragwürdig einstufte, hatte auch Christian Schönberger (CSU) Schwierigkeiten mit der Höhenentwicklung: „Bad Aibling ist eine Kurstadt, da sollte es idyllisch bleiben.“ Indes sah Petra Keitz-Dimpflmeier (SPD) noch nicht das, was sie sehen wollte. „Veränderungen können Verbesserungen sein – oder auch nicht“, sagte sie und erinnerte unter anderem an einen fehlenden Quartiersplatz. Thomas Höllmüller (CSU) sprach die Bebauungsdichte an und wollte damit vor allem eines: „Ein zweites Harthausen Ost verhindern.“

In puncto Höhenentwicklung vertrat Martina Thalmayr (Grüne) eine andere Meinung als ihre Vorredner. Sie erinnerte an die „kasernenförmige“ Bauweise an der  Ellmosener Wies. „Überall die gleiche Geschosshöhe tut einem Wohngebiet nicht gut, eine Dynamik ist wichtig.“ Bei aller Diskussion versuchte Architekt Perner in Richtung Stadtratsgremium klarzustellen: „Wir versuchen hier gemeinsam mit Ihnen etwas für die Stadt zu entwickeln.“ Ein 5-Stöcker in der Mitte des Wohngebietes ermögliche eine „tolle Quartiersentwicklung“.

Der Kampf um sozialen Wohnraum

Offen blieb bislang, wie die Verantwortlichen mit einem SPD-Antrag umgehen. Die Fraktion der Sozialdemokraten hatte bereits im April konkrete Forderungen hinsichtlich „Sozialer Wohnraumförderung beim Bebauungsplan ‚Alte Molkerei‘“ gefordert. Demnach sollte im weiteren Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes soziale Wohnraumförderung ermöglicht werden – mithilfe eines städtebaulichen Vertrages oder durch entsprechende Ausgestaltung des Bebauungsplans. Dabei war zunächst von einem Anteil der sozial begünstigten Mietwohnungen von 40 Prozent der insgesamt neu entstehenden Wohnungen die Rede, was auch familiengerechte Wohnungen beinhalten soll. Während der Klausurtagung legte sich der Stadtrat auf die Sicherung eines Anteils sozial geförderter Wohnfläche fest.

Die Verwaltung begrüßte nun grundsätzlich den Antrag auf Soziale Wohnraumförderung, „da die Schaffung von vergünstigtem Wohnraum einen immer höheren Stellenwert erlangt“. Anders als Richard Lechners (SPD) Mindestforderung von 20 Prozent (Stadtrat lehnte dies mit 9:13 Stimmen ab), schlug die Verwaltung nun einen Mindestanteil geförderter Wohnungen von mindestens zehn Prozent vor. Dem folgte das Gremium mit einem 15:7-Votum. Wie viele Wohnungen diesen zehn Prozent letztlich entsprechen, konnte Perner zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen.

Wie es mit dem Bauvorhaben jetzt weitergeht

Zu klären war nun noch die Frage nach der Höhenentwicklung. Die Errichtung einer viergeschossigen Bebauung entlang des Heckenwegs lehnte der Stadtrat jedenfalls mit 20:2 Stimmen ab. Für den Bau eines fünfgeschossigen Gebäudes gab es dagegen grünes Licht (13:9). Insgesamt stimmte der Stadtrat letztlich für den Aufstellungsbeschluss mit 16:6 Stimmen. „Wir können also jetzt ins Verfahren gehen mit einer doch recht breiten Mehrheit“, zog Bürgermeister Schlier Bilanz.

Laut Architekt Perner erstrecke sich der Zeitplan über mehrere Jahre. Noch dieses Jahr sollten demnach die Abbrucharbeiten beendet werden. Der erste und zweite Bauabschnitte (von insgesamt fünf) könnte im Jahr 2026 beginnen.

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