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Gemeinschaftsunterkünfte in Bad Aibling und Halfing

Betreuung von Kindern aus Sinti- und Roma-Familien: Das plant der Landkreis Rosenheim

77 Kinder und Jugendliche, die aus Sinti- und Roma-Familien stammen, leben nach Angaben des Landratsamtes derzeit in der Containersiedlung an der Krankenhausstraße in Bad Aibling.
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77 Kinder und Jugendliche, die aus Sinti- und Roma-Familien stammen, leben nach Angaben des Landratsamtes derzeit in der Containersiedlung an der Krankenhausstraße in Bad Aibling.

Einige Sinti- und Roma-Familien, die in den Gemeinschaftsunterkünften in Bad Aibling und Halfing leben, waren nach den Erkenntnissen des Landratsamtes bei der Erziehung ihrer Kinder so überfordert, dass das Jugendamt einschreiten musste. Jetzt hat der Jugendhilfeausschuss einen Beschluss gefasst.

Bad Aibling/Halfing - Es ist quasi ein Blankoscheck mit Grenzen für die Einstellung weiterer sozialpädagogischer Teilzeitkräfte, den das Gremium ausstellte. Sabine Stelzmann, die Leiterin des Kreisjugendamtes, hatte zuvor von positiven Erfahrungen berichtet, die man in den beiden Gemeinschaftsunterkünften gemacht habe, seit dort diese Form von Begleitung angeboten werde.

77 Personen sind unter 18 Jahren alt


In Bad Aibling sind laut Antwort des Landratsamtes auf eine schriftliche Anfrage der OVB-Heimatzeitungen in der Containersiedlung in der Krankenhausstraße derzeit 77 Personen unter 18 Jahren untergebracht, die der ethnischen Minderheit der Sinti und Roma angehören. In Halfing hat eine Familie aus dieser Bevölkerungsgruppe ein Obdach gefunden, die drei minderjährige Kinder hat - darunter ein Baby.

Diakonie und Caritas teilen sich die Aufgaben

Seit 2019 kümmert sich dort eine sozialpädagogische Unterstützungskraft in Teilzeit um die Flüchtlingsfamilien und ihre Kinder, für die Betreuung in Bad Aibling steht seit Herbst 2022 eine Vollzeitstelle zur Verfügung, die zwei Personen ausfüllen. Die Wirksamkeit der Arbeit, die die Betreuungskräfte überwiegend in Bad Aibling leisten - Diakonie und Caritas teilen sich hier diese Aufgaben -, belegt das Landratsamt mit aktuellen Zahlen.


Musste das Jugendamt 2022 noch 17 Kinder aus Sinti- und Roma-Familien in Obhut nehmen, war eine solche Maßnahme heuer bisher nur einmal nötig. Wenn ein Kind zu seinem Wohl aus der Familie herausgenommen werden muss, fallen laut Behörde bei einer Unterbringung in einer stationären Einrichtung monatliche Kosten im mittleren vierstelligen Bereich an, bei einer Unterbringung in einer Pflegefamilie bewegt sich diese Summe im unteren vierstelligen Bereich.

Wir müssen uns überlegen, ob wir Feuerwehr spielen oder das Geld lieber in Prävention stecken

Landrat Otto Lederer


Die jährlichen Kosten für eine Teilzeitkraft liegen bei etwa 45.000 Euro. „Die Situation vor Ort ist nicht ganz einfach. Betroffene Familien waren ja bereits in ihrer Heimat meist nicht besonders gut integriert. Wir müssen uns überlegen, ob wir Feuerwehr spielen wollen oder das Geld lieber in die Prävention stecken. Wenn wir im Vorfeld tätig werden, lassen sich ganz viele Probleme vermeiden“, warb Landrat Otto Lederer (CSU) um Zustimmung für den Beschluss.

Nicht zuletzt auch mit Blick auf die Tatsache, dass das ehemalige Wasserburger Krankenhaus demnächst ebenfalls als zentrale Flüchtlingsunterkunft dienen wird. Zudem hatte Mary Fischer (Freie Wähler) dem Gremium mitgeteilt, ihr sei zu Ohren gekommen, dass es in Prien ebenfalls Probleme bei der Integration von minderjährigen Flüchtlingskindern gebe.

Alle zwei Wochen ein Bus mit rund 50 neuen Flüchtlingen

,„Wir wissen nicht, was uns heuer noch alles erwartet“ betonte der Landrat und wies darauf hin, dass bereits jetzt etwa alle zwei Wochen ein Bus mit rund 50 neuen Flüchtlingen ankomme, die der Landkreis unterbringen müsse. Die Zahl werde eher noch steigen, vermutet Lederer.


Falls der Kreistag den Beschluss absegnet, ist das Jugendamt ermächtigt, im Rahmen seiner Haushaltsmittel „bedarfsgerecht“ und „zeitlich befristet“ weitere sozialpädagogische Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Wir können hier keine unbegrenzte und flächendeckende sozialpädagogische Betreuung anbieten“, zeigte Jugendamtsleiterin Sabine Stelzmann die Grenzen des Möglichen klar auf. Eine Haltung, die Erwin Lehmann, Kreisgeschäftsführer der Caritas im Landkreis Rosenheim, voll und ganz unterstützte.

Nachfrage von Petra Keitz-Dimpflmeier


Entsprechend qualifiziertes Personal zu finden, ist nicht ganz einfach, wie der Landrat auf eine Nachfrage von Petra Keitz-Dimpflmeier (SPD) einräumte. Die sozialpädagogische Hilfe hat nach Auskunft der Verwaltung „einen familiär unterstützenden sowie gleichzeitig kontrollierenden Charakter“. Positiv wirkten sich die aufgebauten Netzwerke mit verlässlichen Ansprechpartnern sowie Kontakte zu Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem für ein abgestimmtes Handeln und den Informationsaustausch aus. Dadurch würde die Alltagskompetenz der Familien und ihrer Kinder gestärkt, außerdem nähmen die Risikofaktoren für die Kinder ab.

Auch die Ehrenamtlichen, die sich in zahlreichen Helferkreisen um die Flüchtlinge kümmerten, begrüßten diese Form der Unterstützung, heißt es aus dem Landratsamt. Barbara Kleeblatt, Leiterin des Betreuungsteams beim Kreis Migration in Bad Aibling, kann das nur bestätigen. „Die beiden Halbtagskräfte sind eine große Unterstützung für uns. Wir sind zudem in der glücklichen Situation, dass beide Russisch sprechen“, sagt sie.

Ansprechpartner für organisatorische Fragen

Die Unterstützungskräfte fungierten unter anderem als Ansprechpartner für organisatorische Fragen, die im Zusammenhang mit dem Schulbesuch oder der Kinderbetreuung stünden. „Oft ergeben sich ja Probleme, weil wir die Situation aus unserer Sicht nicht verstehen können. Solche Probleme abzubauen, hierfür ist die fachliche Hilfe sehr gut geeignet“, lobt Kleeblatt.

Bedauerlich findet sie allerdings, dass im Zusammenhang mit der Arbeit der Sozialpädagoginnen so manche logistische Frage noch nicht zufriedenstellend gelöst ist. Auch dass die beiden in Bad Aibling tätigen Halbtagskräfte bei unterschiedlichen Trägern angestellt sind, hält Kleeblatt nicht für ideal. „Irgendwie ist dann jede der beiden Frauen doch auf sich allein gestellt“, meint sie, auch wenn sie deren Arbeit vor Ort nicht mehr missen möchte.

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