Schulausschuss des Kreistags zu Besuch
Raublinger Inntal-Gymnasium platzt aus allen Nähten - Das sind die Hausaufgaben der Politik
Immer mehr Schüler und belegte Turnhallen. Die Schulen in der Region stellt das vor große Herausforderungen. Noch kommen die Schulen mit der Situation zurecht. Aber wie lange noch?
Raubling - Turnhallen voller Flüchtlinge und damit kein Platz mehr für den klassischen Schulsport. Schon seit Monaten herrscht darüber bei Schulen und Eltern Unmut. Das ist aber nur eines der Probleme, die die Schulen derzeit beschäftigen. Um Lösungen für das Problem zu finden, hat sich der Schulausschuss des Landkreises Rosenheim die Räumlichkeiten des Raublinger Inntal-Gymnasiums angesehen. Denn die Schulen, exemplarisch eben am Inntal-Gymnasium, stehen für gleich mehrere Herausforderungen.
Die nicht nutzbaren Sportstätten sind eine davon. Noch immer wird die Turnhalle des Gymnasiums als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. „Das ist zwar nur vorübergehend, aber wir wissen nicht, wie lange das noch dauert”, sagt Schulleiter Armin Stadler. „Von dieser Situation sind viele der Eltern nicht begeistert.” Der Sportunterricht kann trotzdem stattfinden. Das kennt die Schule schon aus der Flüchtlingskrise im Jahr 2015, als die Turnhalle ebenfalls als temporäre Unterkunft genutzt wurde. Dass der Sportunterricht trotzdem klappt, ist der Hilfe der umliegenden Schulen zu verdanken, sagt Stadler. Dorthin werden die Schüler mit Bussen transportiert. „Uns ist wichtig, dass keine Sportstunde ausfällt und die Schüler in Bewegung bleiben”, so der Schulleiter.
Kaum Platz für weitere Schüler
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Unterrichtsräumen. „Unsere Raumkapazität ist eigentlich jetzt schon erreicht”, sagt der stellvertretende Schulleiter Erich Menacher. Derzeit sind 903 Schüler am Inntal-Gymnasium eingeschrieben. Laut einer Prognose der Schulleitung könnte die Zahl der Schüler bis zum Schuljahr 2027/28 auf mehr als 1200 anwachsen. Die unteren Jahrgangsstufen sind nicht mehr vierzügig, sondern sechszügig. Die höheren Übertrittsquoten sowie der starke Zuzug ins Inntal erhöhen die Schülerzahlen.
Wiedereinführung des G9 verschlimmert Lage
Schuld daran ist unter anderem die Wiedereinführung des G9. Ab dem Schuljahr 2025/26 wird es erneut eine 13.Klasse geben, die ebenfalls Räumlichkeiten benötigt. Auch die Anmeldungen steigen immer weiter. Waren es im Schuljahr 2017/18 noch 99 Anmeldungen, sind es in diesem Schuljahr 160 gewesen. In der Folge musste die Schulleitung Entscheidungen treffen, um all diese Schüler unterzubringen. „Für Musik gibt es keinen Raum mehr”, sagt Menacher, Musik wird nun in den normalen Klassenzimmern unterrichtet. Auch andere Lehrräume werden nun als Klassenzimmer genutzt.
Künftig wird das dazu führen, dass nicht mehr alle Klassen ein festes Klassenzimmer haben. Solche „Wanderklassen” nutzen die Räume, die eben gerade frei sind. Auch über die Streichung eines Teils des Sportunterrichts wird nachgedacht. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass im nächsten Schuljahr der Sport nicht in vollem Umfang möglich sein wird”. Eine mögliche Lösung wäre es, die Unterrichtsstunden so zu verteilen, dass Unterricht auch am Nachmittag stattfindet, damit sich die Klassen besser verteilen können.
Derzeit ist die Stimmung am Inntal-Gymnasium aber gut. Beim Rundgang durch die Schule brummen auch am Nachmittag die Gänge und viele Klassenzimmer nur so vom Leben. Freiwillige Klassen wie die Theatergruppe oder ein Handwerkerkurs waren dabei ebenso zu sehen wie Lerngruppen an den Tischen in den Schulgängen. In Sachen Digitalisierung sieht sich die Schule gut aufgestellt. Nach einer fast zweijährigen Übergangszeit freuen sich Schüler und Lehrkräfte über das flächendeckende WLAN und Tablets, um den Unterricht bei Bedarf auch möglichst zeitgerecht und digital gestalten zu können. „Vielfalt gemeinsam erleben” - das ist Teil des Leitbilds des Inntal-Gymnasiums, das im Sommer 2022 das 25-jährige Bestehen feiern konnte. „Auch am Nachmittag war heute viel los in den Klassenzimmern und in den Gängen. Man merkt auch, dass nicht wenige freiwillig hier sind und die Wahlfächer nutzen”, sagte Landrat Otto Lederer im Anschluss an die Führung.
Weitere große Schulbauprojekte im Landkreis
Der Schulausschuss beschäftigte sich aber nicht nur mit dem Inntal-Gymnasium. Derzeit laufen im Landkreis fünf große Bauprojekte an Schulen, die unterschiedlich weit gediehen sind. Die größte laufende Baumaßnahme derzeit ist an der Berufsschule Wasserburg. Der geplante Abriss und Neubau der beiden Außengebäude ist bereits realisiert, aktuell läuft die Generalsanierung des mittleren Gebäudes. Die Fertigstellung ist zum Beginn des Schuljahres 2023/2024 im Herbst geplant. Baubeginn war im Jahr 2018. Pandemiebedingt hatte sich der Bau um etwa sechs Monate verzögert.
Für das Schuljahr 2024/2025 soll in Rosenheim das Gebäude der FOS/BOS Rosenheim fertiggestellt sein. Baubeginn war im Sommer 2021. Bis auf die Turnhalle und Teile der Verwaltung sind die Gebäude in Holzbauweise geplant. Die Baustelle an der Realschule in Bad Aibling schreitet ebenfalls voran. Über der neu geplanten Aula ist mittlerweile das Dach installiert. Der Bau soll voraussichtlich zum Halbjahreswechsel im Februar 2024 nach zweieinhalb Jahren Bauzeit fertiggestellt sein.
Bei allen drei laufenden Bauprojekten können die ursprünglichen Kostenberechnungen nicht eingehalten werden. „Die Baupreisentwicklungen, die durch die Corona-Pandemie und auch durch die Ukraine-Krise entstanden sind, gehen auch an unseren Bauprojekten nicht vorüber“, erklärt Gerhard Kippes, Abteilungsleiter Hoch- und Tiefbau, Immobilienmanagement und Kreislaufwirtschaft am Landratsamt Rosenheim. „Wir liegen zum Teil zwischen 18 und 38 Prozent über den Kalkulationen.“
Zu den drei Baumaßnahmen, die derzeit laufen, gibt es noch Pläne für zwei weitere Bauprojekte. Der Baubeginn für die Förderschule in Bad Aibling ist für Februar 2024 geplant. Für den Umbau der FOS/BOS in Wasserburg läuft derzeit eine europaweite Architekten-Ausschreibung.
