Caritas unter Druck
Aus für Heim St. Konrad – Nach Vorwürfen aus Stadtrat Wasserburg: Gibt es noch eine Chance?
Der Wasserburger Stadtrat hat mit scharfer Kritik auf das Aus für das Seniorenheim St. Konrad reagiert. Eine Resolution soll den Druck auf den Träger erhöhen. Wird der Caritasverband einlenken? Wie reagiert er auf die Vorwürfe aus dem Gremium? Antworten, die zeigen, wie verfahren die Situation ist.
Wasserburg – Mitte März wurde das Aus für das Seniorenheim verkündet, mit der Begründung, es nicht sanieren zu können. Doch noch im Januar war der Investitionskostenbeitrag für die Wasserburger Einrichtung erhöht worden. Wie kann das sein? Dies war eine der vielen Fragen, die im Stadtrat im Fokus standen. Dieser hatte sich am Donnerstag (21. März) mit der Krise der Wasserburger Einrichtung beschäftigt, die mit dem Haus Sonnengarten in Edling zusammengelegt werden soll. Und war mit dem Caritasverband der Erzdiözese München und Freising als Träger der beiden Häuser scharf ins Gericht gegangen.
Irritationen rund um Investitionskosten-Satz
Unter anderem hatte Seniorenreferentin Friederike Kayser-Büker darauf hingewiesen, ihr lägen Abrechnungen vor, die beweisen würden, dass noch im Januar der Investitionskostenzuschlag für die Instandhaltung von St. Konrad erhöht worden sei. „Unanständig“ nannte sie dieses Vorgehen. „Wusste der Caritasverband im Januar noch nicht, dass er im März die Schließung verkündigen würde?“, fragte Kayser-Büker. So ist es anscheinend, wie aus einer Antwort der Caritas-Pressestelle auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de herauszulesen ist. „Die Entscheidung der Zusammenlegung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefallen“, betont Clemens Kraus, stellvertretender Geschäftsleiter der Altenheime im Caritasverband. Diese Aussage unterstreicht, wie extrem kurzfristig der Beschluss zur Schließung zustande gekommen sein könnte. Die personelle Krise in den Häusern Edling und Wasserburg muss sich also rasant zugespitzt haben.
Auf Anfrage erklärt Doris Schneider, Geschäftsführerin des Bereiches Altenpflege bei der Caritas in der Erzdiözese München und Freising, was hinter den Investitionskostensätzen steckt. „Sie beinhalten einerseits die Abschreibung für Gebäude und Ausstattung, die Refinanzierung der entstehenden Fremd- und Eigenkapitalverzinsung und eine Pauschale für die Instandhaltungskosten, die aus den ursprünglichen Herstellungskosten errechnet, angepasst an den Bayerischen Wohnungsbauindex.“
Dass noch im Januar der Investitionskosten-Satz erhöht werden sollte, liegt laut Caritas an der langen Vorbereitungszeit für eine solche Entscheidung. Die Beantragung und Verhandlung des Investitionskosten-Satzes brauche einen längeren Vorlauf mit den Verfahrensbeteiligten. Es gebe auch Fristen zur Ankündigung. „Der Vorgang war grundsätzlich schon in der Prüfung und wir werden die Erhöhung für das Altenheim in Wasserburg zurücknehmen. Hier haben wir den Bewohnern auch zugesichert, dass sie den bisherigen Investitionskostensatz für eine Übergangszeit in einem anderen Haus – wenn es sich um ein Caritas-Altenheim vom Caritasverband München und Freising handelt – behalten“, erklärt Schneider. „Es wurde kein erhöhter Beitrag abgerechnet und die Ankündigung einer Erhöhung wurde mittlerweile auch schriftlich zurückgenommen“, betont auch Kraus. Auch in Edling werde die Erhöhung ausgesetzt, erklärt Schneider auf Anfrage.
Im Stadtrat war außerdem der Verdacht geäußert worden, die Caritas habe bewusst seit Jahren nicht mehr investiert in das Wasserburger Heim, weil die Betriebserlaubnis 2031 abläuft. Dazu schreibt die Caritas: „Notwendige Investitionen zum Betriebserhalt wurden auch in den letzten Jahren getätigt. Diese buchhalterisch nachweisbaren Zahlen legen wir der Regierung von Oberbayern vor und hieraus errechnet sich der IK-Satz (Anmerkung der Redaktion: IK steht für Investitionskosten). Wir können den IK-Satz nicht willkürlich und alleine festlegen.“
Der Stadtrat will jedoch eine Resolution verfassen, in der er die Caritas auffordert, die Entscheidung für die Schließung zurückzunehmen. Gibt es überhaupt noch eine Möglichkeit für ein Umdenken? Dazu teilt Kraus auf Anfrage mit: „Grundsätzlich sind wir beziehungsweise der Caritasverband immer gesprächsbereit. Wir gehen aber nicht an die Öffentlichkeit, wenn wir unsere Entscheidung nicht sorgfältig geprüft hätten. Eine Sanierung von St. Konrad ist seitens des Caritasverbands aus baulicher und finanzieller Sicht nicht realisierbar.“ Will heißen: Es bleibt beim Aus in Wasserburg.
Wie konnte es überhaupt so weit kommen, fragten sich Stadtratsmitglieder in öffentlicher Sitzung. Schließlich gebe es viele gut funktionierende Seniorenheime, auch unter dem Dach der Caritas. Als Beispiele wurden unter anderem die Caritas-Häuser St. Franziskus in Kolbermoor und St. Irmingard in Traunstein genannt. Was ist in Wasserburg schiefgelaufen? Warum waren hier und in Edling die Personalprobleme so eklatant? Warum ist es nicht gelungen, die Situation zu stabilisieren? Fragen der Redaktion, auf die die Caritas antwortet: „Die Gründe hierzu sind vielfältig.“ Das habe, wie bereits bei der Begründung zur Schließung von St. Konrad in Wasserburg erläutert, zum einen bauliche Gründe. Andererseits gebe es in Wasserburg und im nahen Umkreis viele große Player im Gesundheitswesen, „die andere und bessere Refinanzierungsmöglichkeiten ihrer Betriebe haben und dadurch mehr Spielraum auf dem immer enger werdenden und heiß umkämpften Personalmarkt“. „Aus unserer Sicht war deshalb der Schritt, die Häuser zusammenzulegen, in der Gesamtbewertung der aktuellen Situation des Gesundheitswesens und der stationären Altenhilfe unausweichlich.“
Umbau in Edling?
Edling soll die Bewohner aus Wasserburg aufnehmen. Stimmt es, dass der „Sonnengarten“ nun so umgestaltet werden soll, dass aus den großen Appartements für Seniorenwohnen Zwei-Betten-Zimmer entstehen? Dies hatte Seniorenbeauftragte Friederike Kayser-Büker in ihrer Stellungnahme zur Krise vermutet. Dazu nur so viel von der Caritas: „Wir prüfen derzeit alle Möglichkeiten, um für Edling und die umliegenden Gemeinden sowie auch für die Stadt Wasserburg ein tragfähiges und zukunftsfähiges Seniorenheim dauerhaft am Markt zu etablieren.“

