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Altenhilfe vor dem Kollaps

„Verschiebe-Bahnhof Seniorenheim“? – Caritas zum Krisen-Management in Wasserburg und Edling

Nehmen Stellung zu den Krisen in den Seniorenheimen in Wasserburg (Bild zeigt Haus St. Konrad, das geschlossen wird: Doris Schneider, Geschäftsleiterin Altenheime beim Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, und ihr Stellvertreter Clemens Kraus.
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Nehmen Stellung zu den personellen Krisen in den Seniorenheimen in Wasserburg (Bild zeigt Haus St. Konrad) und Edling: Doris Schneider, Geschäftsleiterin Altenheime beim Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, und ihr Stellvertreter Clemens Kraus.

Auszug, Umzug, Rückzug: Werden die beiden Seniorenheime der Caritas in Wasserburg und Edling zum Verschiebebahnhof für Hochbetagte? Doris Schneider und Clemens Kraus aus der Heim-Geschäftsleitung der Caritas über ein Krisenmanagement, bei dem es nur noch um „Stabilisierung“ geht.

Wasserburg/Edling – „Wir haben Zeit für eine gute Lösung“, versprechen Doris Schneider, Geschäftsleiterin der 27 Caritas-Altenheime in München und Oberbayern, und ihr Stellvertreter Clemens Kraus. Im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de betonen sie mehrfach: Trotz des angekündigten Aus für das Seniorenheim St. Konrad im Burgerfeld gebe es bei den Umzügen der Bewohner nach Edling keine Eile. Trotzdem: Die Unruhe ist groß, unter Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern. Leser reagieren mit Unverständnis.

Die Entwicklung der beiden Caritas-Seniorenheim im Überblick.

Personelle Probleme in Edling besonders groß

Auch in Edling, denn der „Sonnengarten“ soll die Bewohner von Wasserburg aufnehmen. Er hat jedoch ebenfalls aus akutem Personalmangel die Anzahl der Plätze reduzieren müssen und einen Aufnahmestopp verhängt. Fest steht auch: In Edling ist die Personallage sogar noch viel dramatischer als in Wasserburg, berichten Angehörige der Redaktion. Dort haben unter anderem Heimleiterin und stellvertretende Pflegedienstleiterin gekündigt. Schneider und Kraus bestätigen die äußerst angespannte personelle Situation, nicht nur in der Pflege, sondern in allen Fachbereichen. In Edling, aber auch in Wasserburg würden in den nächsten Jahren außerdem viele Fachkräfte mit großer Erfahrung in den Ruhestand gehen. Der Druck auf die Mitarbeitenden sei enorm, besonders auf die Führungskräfte. Sie würden die Hauptlast der Verantwortung tragen. Die Erwartungen von Bewohnern und Angehörigen seien groß. Dienstpläne könnten oft nur mit Unterstützung von Zeitarbeitskräften aufgestellt werden. Zeitarbeit wiederum führe zu ständigen Personalwechseln.

Eine Erneuerung des Seniorenheims St. Konrad kommt für die Caritas nicht infrage.

Deshalb werden nun die beiden Häuser zusammengelegt, geschlossen wird der Standort Wasserburg. Das hat bauliche und finanzielle Gründe, erläutern Schneider und Kraus. Das Haus aus den 70iger Jahren sei dauerhaft nicht zu halten. Als Gründe nennen die Caritasvertreter ein schwieriges Grundstück im Erbbaurecht, ein sechsstöckiges Gebäude mit nicht mehr zeitgemäßen Zimmerzuschnitten, das nicht überall barrierefrei sei. Der Bestandsschutz laufe 2031 aus. „Es wäre eine irrationale Aufgabe, das Haus zu sanieren“, sagt Schneider.

Angehörige fragen: Was ist mit Beiträgen für die Investitionskosten geschehen?

Doch die Bewohner zahlen monatlich auch einen Investitionsbeitrag. „Warum sind diese Gelder nicht für Sanierungen angespart worden?“, fragen sich Angehörige, die anonym bleiben wollen. In Edling und Wasserburg soll der Investitionskostensatz erst im März drastisch erhöht worden sein: von 575 auf monatlich 932 Euro. Die Caritas bestätigt den Vorgang. Schneider verspricht, die Erhöhung, die auch das Altenheim in Wasserburg betraf, werde für dieses Haus zurückgenommen. „Hier haben wir ja den Bewohnern und Bewohnerinnen auch zugesichert, dass sie den bisherigen Investitionskostensatz für eine Übergangszeit in einem anderen Haus (wenn es sich um ein Caritas-Altenheim vom Caritasverband München und Freising handelt) behalten. Für Edling setzen wir die Erhöhung aus, dies ist ein Entgegenkommen in der aktuellen Situation. Die Information dazu wird nächste Woche an die Bewohner und Angehörigen verschickt.“

Stichwort Investitionskostensatz

Die Investitionskostensätze beinhalten laut Caritas einerseits die Abschreibung für Gebäude und Ausstattung, die Refinanzierung der entstehenden Fremd- und Eigenkapitalverzinsung und eine Pauschale für die Instandhaltungskosten, die aus den ursprünglichen Herstellungskosten errechnet werden, angepasst an den Bayerischen Wohnungsbauindex. „In Wasserburg errechnet sich der Satz aus den tatsächlichen Zahlen in der Buchhaltung, die wir auch der Regierung von Oberbayern vorlegen und die von dieser Stelle geprüft werden. In Edling ist die Situation eine andere. Dort haben wir das Gebäude angemietet, das heißt, wir haben einen Mietzins zu zahlen, der in den Investitionskostensatz eingerechnet wird. Die Ausstattung wird von der Caritas gestellt. Hier ist die gleiche Systematik anzuwenden wie in den Fällen, bei denen auch das Gebäude uns gehört“, so Doris Schneider, Geschäftsführerin Altenheime im Caritasverband auf Anfrage.

Doch warum hat der Träger nicht frühzeitig das Gespräch mit der Stadt gesucht? Natürlich habe sich die Problematik der Sanierung schon Jahre vorher aufgezeigt, räumen die Caritasvertreter ein. „Die Welt hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert“, weisen Schneider und Kraus auf Rahmenbedingungen hin, die aufwendige Sanierungen oder Neubauten oft nicht mehr ermöglichen würden. Die Baukosten seien stark gestiegen, neue Auflagen hinzugekommen, etwa durch das Pflege- und Wohnqualitätsgesetz mit hohen baulichen Mindestanforderungen. „Nur die Finanzierungsmöglichkeiten haben nicht Schritt gehalten.“

Außerdem sei es notwendig, zuerst die Betroffenen zu informieren: Mitarbeitende, Bewohner, Angehörige. „Im Endeffekt hilft uns niemand, auch eine Stadt nicht. Wir tragen die Verantwortung.“ Im Fall Wasserburg sei es eigentlich ein glücklicher Umstand, dass es eine Alternative in Edling gebe – nur acht Kilometer entfernt in einem modernen Haus. Und dass die Schließung an keinen Zeitpunkt gebunden sei, zu dem der Umzug zwingend abgewickelt werden müsse.

Doris Schneider, Geschäftsleiterin der 27 Caritas-Altenheime in München und Oberbayern.

Werden Bewohner „zwischengeparkt“?

In Edling sollen Bewohner jedoch ebenso wie in Wasserburg gebeten worden sein, über einen Umzug nachzudenken. Um wiederum Wasserburger Senioren Platz zu machen? Das klingt nach einem Hin- und Her-Geschiebe, bei dem Bewohner „zwischengeparkt“ werden. Angehörige sprechen von einem „Verschiebebahnhof Seniorenheim“: Schneider und Kraus bestätigen, dass im Sonnengarten ebenfalls Umzüge in andere Einrichtungen der Caritas im Landkreis im Gespräch sind. Es gehe darum, vor Ort Entlastung in der Pflege zu erreichen. Denn das Haus in Edling müsse personell erst einmal stabilisiert werden. Bewohnern sei jedoch im Fall, dass sie bereit wären zu einem Umzug auf Zeit, zugesichert worden, dass es sich nur um eine Übergangslösung handele und sie nach einer Entspannung der Situation in Edling wieder in ihre Zimmer zurückkehren dürften. Die Bewohner hätten mit „einer gewissen Zurückhaltung“ auf diese Appelle reagiert, zwei seien bereit dazu.

Clemens Kraus, stellvertretender Geschäftsleiter des Bereichs Altenheime im Caritasverband München und Oberbayern.

Einbußen bei Pflegequalität

Bei Bewohnerversammlungen in Edling und Wasserburg soll auch von Einbußen bei der Pflegequalität die Rede. Auch diese negative Entwicklung führen Schneider und Kraus auf nicht eingespielte Teams zurück, die eine Folge des Personalmangels und der zunehmenden Zeitarbeit seien. Das könne dazu führen, dass gewohnte Tagesabläufe durcheinander geraten würden. Das wiederum sei für hochbetagte oder demente Menschen ein Problem.

In der Tegernau war einmal eine Alternative zu St. Konrad angedacht, bestätigt Schneider. Doch die Realisierung eines Neubaus durch einen Investor im Rahmen einer größeren Wohnanlage sei an den finanziellen und konzeptionellen Rahmenbedingungen gescheitert. Stattdessen übernahm die Caritas 2020 von einem privaten Träger den „Sonnengarten“ in Edling. Die Häuser in Wasserburg und in der Nachbargemeinde haben sich, so der Vorwurf von Seniorenbeauftragten Friederike Kayser-Büker, gegenseitig das Personal weg gegraben. Der eklatante Mangel an Fach-, aber auch an Hilfskräften führe in der Tat dazu, dass die Konkurrenz unter Einrichtungen groß sei, so die Caritas-Vertreter. Doch dies betreffe alle Einrichtungen, egal ob privat oder von einem Wohlfahrtsverband betrieben.

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