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Brenner-Nordzulauf in Region Rosenheim

Angelegenheit unter Kollegen? Warum die Anhörung zum Brenner-Nordzulauf einem Echo-Raum glich

Nicht jeder war mit der Einladung des Tiroler Landesrats René Zumtobel in die Anhörung vom Verkehrsausschuss einverstanden.
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Umstritten: Nicht jeder war mit der Einladung des Tiroler Landesrats René Zumtobel in die Anhörung vom Verkehrsausschuss einverstanden.

Nach Anhörung zum Brenner-Nordzulauf im Verkehrsausschuss: Was war das nun genau? Eine Diskussions- oder Informations-Runde der Bundestagsabgeordneten? Bei welchen Punkten gibt es jetzt wirklich Neuigkeiten für die Region Rosenheim?

Berlin/Rosenheim – Die Experten, neun an der Zahl, saßen im Halbkreis. Die Sitzordnung bot Spielraum für Spekulationen: Ganz rechts hatte Ingrid Felipe Platz genommen, ganz links René Zumtobel. Es wirkte bei der Anhörung des Verkehrsausschusses zum Thema Brenner-Nordzulauf, als rahmten die beiden Tiroler – Felipe als gewesene Verkehrslandesrätin, Zumtobel als ihr Nachfolger – die Expertenriege ein. „Sicher nur Zufall“, sagte Stephanskirchens Bürgermeister Karl Mair vom Gäste-Rang aus in den Saal E.600 hinabblickend, „aber schon auch bezeichnend“.

Die Versammlung zur Anhörung zum Brenner-Nordzulauf hatte sich noch gar nicht verlaufen, da spekulierten die Zaungäste, die aus der Umgebung von Rosenheim nach Berlin gereist waren, über die Kriterien, nach denen einige Sachverständige eingeladen waren. Zumtobel, ein Österreicher, der in einer deutschen Angelegenheit mitredet? Warum nur hatte die SPD ihn vorgeschlagen? Seltsam, fanden nicht nur Mair und sein Riederinger Kollege Christoph Vodermaier. Grund genug, sich die Sachverständigen genauer anzusehen – und die Gründe für ihre Einladung.

Der Einpeitscher: René Zumtobel

„Da der Brenner-Nordzulauf ein europäisches Großprojekt ist, ist es für uns entscheidend, auch Stimmen aus unmittelbar betroffenen Nachbarländern einzubeziehen“, sagte der zuständige Berichterstatter der SPD-Fraktion, Christian Schreider, auf OVB-Anfrage. Und: „Landesrat René Zumtobel aus Tirol wurde eingeladen, weil er über umfassende Expertise verfügt und Tirol die Planungen für seinen Teil des Brenner-Nordzulaufs bereits abgeschlossen und mit dem Bau begonnen hat.“

Keine Frage, René Zumtobel trat überzeugend auf, setzte die Punkte emotional und treffsicher. Schmäh haben die Österreicher, das weiß man ja. Der Tiroler mahnte mehr Mut bei der Politik an, sprach davon, dass man auch mal die Vorteile solcher Großprojekte wie den Brenner-Nordzulauf in den Vordergrund rücken müsse. Was aus Tiroler Sicht allemal verständlich ist.

Brenner-Nordzulauf: Warum Zumtobel und nicht Noichl?

Besorgnis erregte bei den Bayern im Saal Zumtobels Drängen auf Tempo. Verträglichere Lösungen für die Anwohner? Die benötigen Zeit, die er den deutschen Planern nicht zugestehen will. Mehr Tunnel braucht's aus seiner Sicht nicht auf bayerischer Seite, schon gar nicht so viele wie in Tirol – denn dort seien schließlich nur elf Prozent des Bodens für Siedlungen geeignet. Aber ob es im Inntal nicht noch weit weniger sind? Doch noch mehr bewegte manchen Zuhörer, warum die SPD einen SPÖ-Mann einlud – und nicht Maria Noichl.

Noichl stammt aus Rosenheim, hätte als Europa-Abgeordnete sicher auch etwas zu sagen gehabt. Steht der SPD aber vermutlich dem Brenner-Nordzulauf zu kritisch gegenüber. Sie selbst bezeichnete sich als „nicht zufrieden“ mit der Anhörung. Nicht, weil sie nicht eingeladen wurde – „ich bin ja keine Verkehrsexpertin“ –, sondern weil die Nordzulauf-Befürworter so undifferenziert dafür gewesen seien, ohne über Verbesserungen nachzudenken.

Die Bahnflüsterin: Ingrid Felipe

Auf Kritik stieß bei manchem Zuhörer auch Ingrid Felipe. Im Gegensatz zu René Zumtobel ist sie nicht mehr in der Tiroler Landespolitik zugange, sondern arbeitet für ein deutsches Unternehmen: für die DB InfraGO. Damit ist allerdings auch ein Grünen-Bundestagsabgeordneter verbandelt: Matthias Gastel sitzt im Aufsichtsrat der Infra. Was den einen oder anderen Zuhörer wegen all zu enger Beziehungen misstrauisch stimmen könnte. Doch wurde Ingrid Felipe nicht allein von den Grünen vorgeschlagen, sondern von allen Fraktionen eingeladen. Dennoch war sie manchem Ohrenzeugen nicht geheuer. Zumtobel und auch Felipe hätten „ganz klar die Interessen der ÖBB“ vertreten, meinte Bürgermeister Vodermaier.

Es gibt gute Argumente für Tunnellösungen

So glich die Veranstaltung einem Echoraum, in der sich die Teilnehmer nur die Bestätigung ihrer Meinung abholten .Es war die Opposition, die mit ihren Referenten wenigsten sdie Perspektive der Region einnahm: mit Landrat Otto Lederer und Tunnel-Experte Dr. Wolfgang Rauscher für die CDU/CSU, mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Winhart für die AfD, mit Neubau-Trassengegner Gerhard Müller für die Linke.

Für Überraschungen sorgte am ehesten der oberste Repräsentant der Region Rosenheim, der sich die Kernforderungen der Region an die Bahn zu eigen gemacht und sie mit neuen Argumenten unterfüttert hatte: Landrat Lederer.

Er wies auf die Schwierigkeit eines Brückenbauwerks zwischen Rosenheim und Stephanskirchen hin – Stichwort Seeton –, auf die Lärm-Belastung durch den „Amphitheater-Effekt“ im Inntal und auf die hohen Kosten einer Verknüpfungsstelle bei Ostermünchen. Gelegen auf dem höchsten Punkt der Nordzulauf-Strecke, müsste in einen Trog so tief in der Erde verlegt werden, dass die Kosten sehr hoch zu werden drohten.

Brenner-Nordzulauf: Gerät die Region unter die Räder?

„Ich denke, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht und dass man die Belange der Region berücksichtigen muss, wenn es um so eine große Infrastruktur-Maßnahme geht“, sagte Lederer nach der Anhörung. Dass sich der Bundestag diese Zeit wirklich lässt, erscheint nun, nach der Anhörung, aber erst recht zweifelhaft. Im Ausschuss dominiert die Ampel. Und was der Ausschuss empfiehlt, das übernimmt meist der Bundestag.

Lederer appellierte dennoch nochmals an die Ampel-Abgeordneten. In Tirol gehe es gut voran – und das fast ohne Klagen, dank der vielen Tunnel bei den Nachbarn. „Was dann ja vielleicht auch zeitlich einen Vorteil bringt“, sagt Lederer.

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