Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

OVB-Exklusivinterview mit Prof. Zwanzger

Furcht vor Anschlägen: Was macht das mit uns? Wasserburger Angst-Experte gibt Tipps

München trauert über die Opfer des Anschlags im Februar, in der Bevölkerung steigt derweil die Angst. Professor Doktor Peter Zwanzger gibt Tipps, wie ein gesunder Umgang mit den Sorgen gefunden werden kann.
+
München trauert über die Opfer des Anschlags im Februar, in der Bevölkerung steigt derweil die Angst. Professor Doktor Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, über die Furcht vor Anschlägen und was es mit den Menschen macht.

Nach mehreren Anschlägen auf Menschenmengen wächst die Angst: Wie kann man in Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage damit umgehen, ohne dass es das tägliche Leben beeinträchtigt? Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, über den Umfang mit der Angst.

Wasserburg – Magdeburg, München, Mannheim: Dreimal sind in den vergangenen Monaten Personen mit Autos in Menschengruppen gefahren. Insgesamt starben dabei zehn Menschen, viele wurden teilweise schwer verletzt – eine traurige Bilanz. Diese Vorfälle machen Angst. Manche meiden seitdem große Ansammlungen, es gibt sicherlich einige, die sich gar nicht mehr aus dem Haus trauen. Professor Doktor Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg und Experte für Angsterkrankungen, erklärt, wie wir verhindern, dass die Angst uns lähmt.

Herr Professor Dr. Zwangzer, aus aktuellem Anlass fürchten sich die Menschen vor weiteren Anschlägen und Amokfahrten. Wie kann man in Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage mit Angstgefühlen umgehen, ohne dass diese das tägliche Leben übermäßig beeinträchtigen?

Professor Dr. Peter Zwanzger: „Angst ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf potenzielle Bedrohungen. Sie hat eine schützende Funktion, indem sie uns auf Gefahren vorbereitet. Die aktuelle Sicherheitslage kann verständlicherweise Sorgen auslösen, doch es ist wichtig, zwischen einer angemessenen Vorsicht und einer übermäßigen Angstreaktion zu unterscheiden.

Ein gesunder Umgang bedeutet, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen, ohne dass sie das tägliche Leben übermäßig einschränken. Dazu gehört es, sich sachlich zu informieren, übermäßigen Medienkonsum – vor allem von sozialen Medien – zu vermeiden und gezielt positive Erlebnisse in den Alltag zu integrieren.“

Professor Doktor Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg.

Viele beginnen, große Menschenansammlungen, wie zum Beispiel bei Faschingsumzügen, zu meiden. Ist das noch normal oder beginnt hier schon eine krankhafte Störung?

Zwanzger: „Grundsätzlich ist es nachvollziehbar, wenn Menschen unter Umständen in der aktuellen Situation größere Menschenmengen meiden. Dies allein ist jedoch noch keine krankhafte Angststörung. Problematisch wird es, wenn die Angst über einen längeren Zeitraum anhält, unverhältnismäßig stark ausgeprägt ist und zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führt.

Wenn Betroffene etwa den öffentlichen Raum aus übermäßiger Furcht generell meiden, soziale Kontakte vernachlässigen oder unter starkem psychischem Leidensdruck stehen, kann es sich um eine behandlungsbedürftige Angststörung handeln. In solchen Fällen ist es ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.“

Welche Tipps und Methoden gibt es, um einen gesunden Umgang mit dieser Angst zu finden?

Zwanzger: „Es gibt verschiedene, bewährte Strategien, um Ängste zu regulieren. Eine rationale Einordnung hilft dabei, sich bewusst zu machen, dass das Risiko eines Anschlags zwar existiert, aber statistisch gesehen sehr gering ist. Eine realistische Einschätzung kann helfen, irrationale Ängste zu relativieren. Auch der bewusste Medienkonsum spielt eine entscheidende Rolle, da exzessiver Nachrichtenkonsum Ängste verstärken kann. Es hilft, sich auf seriöse Quellen zu beschränken und gezielt Pausen von belastenden Informationen einzulegen. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Achtsamkeitstraining oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und das Gefühl der Kontrolle zu stärken.

Zudem ist Exposition eine bewährte Methode: Wer merkt, dass die Angst beginnt, das Leben zu bestimmen, sollte sich schrittweise wieder an angstauslösende Situationen heranführen – zunächst in kleinen, kontrollierten Schritten. Nicht zuletzt ist soziale Unterstützung ein wesentlicher Faktor. Der Austausch mit anderen kann helfen, Ängste einzuordnen und emotionale Entlastung zu finden. Familie, Freunde oder auch Selbsthilfegruppen bieten hier wertvolle Unterstützung. Falls die Angst über einen längeren Zeitraum hinweg besteht oder sich verstärkt, ist es sinnvoll, eine psychotherapeutische Beratung in Betracht zu ziehen. Kognitive Verhaltenstherapie hat sich als besonders wirksam in der Behandlung von Angststörungen erwiesen.“

Kommentare