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Tipps für Laien: „Alphabet der Angst“

Wann ist Angst krankhaft? 200 Fakten rund um „unsere wichtigste Emotion“ – Tipps vom Experten

Professor Dr. Peter Zwanzger vom kbo Inn-Salzach-Klinikum mit seinem neuen Buch „Das Alphabet der Angst – 200 Fakten rund um unsere wichtigste Emotion“.
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Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo Inn-Salzach-Klinikums, mit seinem neuen Buch „Das Alphabet der Angst – 200 Fakten rund um unsere wichtigste Emotion“.

„Angst ist unsere wichtigste Emotion“: Davon ist Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, überzeugt. Er ist Experte für Angst-Erkrankungen. Darüber hat er „Das Alphabet der Angst“ geschrieben. Warum es sich an Laien richtet und was Rumpelstilzchen damit zu tun hat.

Wasserburg – „Das Alphabet der Angst – 200 Fakten rund um unsere wichtigste Emotion“, so heißt das neue Buch von Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, verfasst gemeinsam mit Professor Dr. Dr. Katharina Domschke, Ärztliche Direktorin der Psychiatrie am Universitätsklinikum in Freiburg. Hochrangige Namen zweier Experten im Gebiet der Angsterkrankungen.

Doch wer ein wissenschaftliches Buch im Fachchinesisch erwartet, hat weit gefehlt. Denn mit diesem Werk, so erklärt es auch Zwanzger im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de, sollen Betroffene, Angehörige, aber auch schlicht Interessierte einen Einblick in die Welt der Angst bekommen.

Von bis Z alles über die Angst

Anlass für das Buch: Das 25-jährige Jubiläum der Gesellschaft für Angstforschung, einem Verein, der sich auf die Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Entstehung und Behandlung von Angsterkrankungen spezialisiert hat. Zwanzger und Domschke sind die beiden Vorsitzenden der Gesellschaft. „Bei einem solchen Jubiläum werden natürlich die Wegbegleiter und wichtigsten Personen zu einem Symposium eingeladen“, erzählt Zwanzger. „Wir wollten jedoch auch etwas für die Gesellschaft tun.“

So sei schließlich die Idee zu einem Buch entstanden. „Das Alphabet der Angst“ soll dabei ganz bewusst kein Ratgeber sein. Davon gebe es genug, so Zwanzger. Vielmehr soll das kleine Lexikon zum „Schmökern“ einladen. Wissenschaftlich aufgearbeitet, mit Quellenangaben, aber dennoch für den Laien verständlich, soll es Einblick in die „wichtigste Emotion“ geben.

„Alphabet der Angst“, der Name ist dabei Programm dieses Werks. Von A bis Z beleuchten Zwanzger und Domschke in ihrem Buch die Angst, geben dabei Antworten auf ganz unterschiedlichen Fragen: Wann ist Angst (über-)lebensnotwendig und ab wann wird sie krankhaft? Wie entsteht Angst? Wie prägt Angst unsere Gesellschaft? Wie werden Angsterkrankungen behandelt? Welche Techniken gibt es, um mit Angst umzugehen?

200 Begriffe erklärt

Insgesamt etwa 200 Begriffe haben Domschke und Zwanzger gesammelt, oft auch beim Abendessen und in Kaffeepausen. „Das war der schönste Teil der Arbeit“, sagt Zwangzer. „Es hat großen Spaß gemacht.“ Manche Buchstaben scheinen dabei einleuchtend. Natürlich geht es unter A um „Angst“, „Ängstlichkeit“, „Angstgegner“ und „Albträume“. Andere wiederum scheinen auf den ersten Blick abwegig, so schleichen sich unter M unter anderem die „Märchen“ ein und unter H der „Hass“.

Und doch scheint es beim Durchlesen ganz logisch, dass diese Begriffe ihren Weg in das Lexikon gefunden haben. So braucht es keinen Experten, um zu erkennen, dass das Rumpelstilzchen eine Personifikation der Angst darstellt, als es sich „entzwei reißt“, wenn es beim Namen genannt wird – genau, wie die Angst, die zerreißt, wenn man sich ihr stellt. Und natürlich könnte Hass wohl kaum ohne der Angst vor etwas entstehen. Damit wird im „Alphabet“ vor allem eines deutlich: Angst schwingt (fast) überall mit. Wobei, wie Zwanzger betont, das nichts Negatives ist. Denn im Grunde sei die Angst lebensnotwendig.

„Es gibt so viele Ratgeber mit Titel, wie: So befreien Sie sich von der Angst. So werden Sie die Panik los, doch das ist meiner Meinung nach nicht immer der richtige Weg“, sagt Zwanzger. „Angst schützt uns. Sie schützt uns davor, einfach über die Straße zu gehen oder betrunken mit dem Rad nach Hause zu fahren.“ Ein wenig Angst könne hilfreich sein, vor Prüfungen beispielsweise. Ein gesundes Maß helfe, die Leistungsfähigkeit zu verbessern. „Wer keine Angst hat, schneidet statistisch gesehen schlechter ab, denn diese Person nimmt die Prüfung nicht ernst“, erklärt Zwanzger.

Wann wird aus der Angst eine Krankheit?

Problematisch werde es aber auch, wenn das Gefühl übermäßig auftrete, beispielsweise bei einer Prüfungsangst – im Buch natürlich zu finden unter „P“. Dieses negative Gefühl könne Betroffene daran hindern, ihre Leistungen abzurufen. In der Wissenschaft ist dieses Prinzip unter dem Namen „Yerkes-Dodseon-Gesetz“ bekannt – übrigens Zwanzger Lieblingseintrag im gesamten Buch aus gleich zwei Gründen. „Es ist ein sehr wichtiges Gesetz“, sagt er. „Und es haben viele gezweifelt, ob wir auch ein Wort für das Y finden“, setzt er schmunzelnd hinzu.

Der Eintrag zeigt: In „Alphabet der Angst“ ist logischerweise viel Wissenschaft, Psychologie und Medizin zu finden und doch wird das Lexikon auch politisch mit Einträgen wie „Medien“ „Xenophobie“, also Angst vor Fremden und Fremdenhass. Politisch soll das Buch auch sein, wie Zwanzger im Gespräch erklärt. Es sei ihm und seiner Co-Autorin Domschke ein Anliegen gewesen, auch den Themenkomplex „Politik, Macht und Medien“ aufzugreifen.

„Wir fanden es auch wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, wie auch ganz gezielt mit der Angst gearbeitet wird“, sagt Zwanzger. Gerade jetzt sei dies wohl so aktuell wie nie zuvor. Wissenschaftliche Studien würden belegen, dass Angst beim Konsum von reißerischen Beiträgen über Terroranschläge signifikant ansteige, auch bei übermäßigem Konsum von sozialen Medien. Insbesondere während der Corona-Pandemie habe man dies beobachten können. Zwanzgers Rat: „Distanz gewinnen, nicht alles lesen.“

„Früher Angst vor dem Säbelzahntiger“

Grundsätzlich sei es aber völlig normal und in Ordnung, sich gerade in diesen krisenbehafteten Zeiten vermehrt Sorgen zu machen und ängstlich zu sein. „Der Mensch will nicht, dass ihm etwas passiert“, sagt Zwanzger. Das sei natürlich. „Früher hatte er Angst vor dem Säbelzahntiger, heute machen wir uns Sorgen um die Wirtschaft.“ Erst wenn die Angst zu lange und zu stark andauere, dann könne eine Erkrankung vorliegen.

Oft könnten die Betroffenen aber selbst gar nicht erkennen, ob sie bereits eine behandlungsbedürftige Angsterkrankung entwickelt hätten. „In solchen Fällen kann es sehr hilfreich sein, sich mit nahestehenden Personen zu unterhalten. Sie können oftmals besser einschätzen, ob die eigenen Sorgen in der jüngsten Zeit gewachsen sind oder nicht“, sagt Zwanzger.

Buch ab sofort erhältlich

„Das Alphabet der Angst – 200 Fakten rund um unsere wichtigste Emotion. Von A wie Adrenalin bis Z wie Zukunftsangst“ wird vom Herder Verlag herausgegeben und ist ab sofort für 24 Euro als Hardcover-Version erhältlich; ISBN 978-3-451-60886-5 HERDER 2025. Die E-Book-Version kostet 18,99 Euro; ISBN 978-3-451-83650-3 HERDER 2025.

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