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„Für jeden kann was getan werden“

Humor gegen Depression: Warum Wasserburger Top-Arzt Zwanzger auf Talker Harald Schmidt setzt

Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums, sitzt im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Depressionsliga. Diese sagt: Depression hat viele Gesichter. Den Betroffenen geben auch Promis wie Kabarettist Torsten Sträter und Talker Harald Schmidt eine Stimme.
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Professor Dr. Peter Zwanzger (links), Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums, sitzt im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Depressionsliga. Diese sagt: Depression hat viele Gesichter. Den Betroffenen geben auch Promis wie Kabarettist Torsten Sträter (Mitte) und Talker Harald Schmidt (rechts) eine Stimme.

„Für jeden kann was getan werden“, verspricht Professor Dr. Peter Zwanzger, mehrfach ausgezeichneter Top-Arzt für Depressionen. Im Kampf gegen die Entstigmatisierung der psychischen Erkrankung setzt er auch auf Promis wie Talker Harald Schmidt. Warum Humor ein gutes Instrument ist, um die Situation depressiv Erkrankter zu verbessern.

Wasserburg – Er ist bekannt für seinen bissigen Humor, für coole Auftritte und ein freches Mundwerk: Kann Entertainer und Talkshow-Moderator Harald Schmidt dem ernsten Thema Depression überhaupt gerecht werden? Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, findet: „Aber ja. Harald Schmidt ist der perfekte Botschafter für die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention“, sagt er. „Er ist sehr klug, kann schwierige, komplexe Themen so übersetzen, dass sie jeder versteht. Und er hat Humor und das tut dem Thema Depression sehr gut.“

Auf dem Podium beim Deutschen Patientenkongress Depression saß auch (Mitte) Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums Wasserburg, rechts neben ihm Talker Harald Schmidt.

Einsatz gegen die Stigmatisierung

So war es auch beim Deutschen Patientenkongress Depression in Frankfurt, bei dem Schmidt eine zentrale Rolle spielte und mit Zwanzger auf dem Podium saß. Die öffentliche Aufmerksamkeit, die der Promi hat, komme dem Thema Depression zugute, sagt Zwanzger, Mitglied im Beirat der Depressionsliga. Auch Kabarettist Torsten Sträter, der anders als Schmidt selbst schon einmal an Depression erkrankt war, gehört zu den Stars, die mit im Boot im Kampf gegen die Stigmatisierung sitzen. Weitere Botschafter, die der leisen Erkrankung ihre Stimme geben: Fernsehmoderatorin Katty Salié („Aspekte“) und Schauspielerin Eva Habermann. Zwanzger arbeitet außerdem eng mit dem Journalisten Armin Rösl zusammen, der ein Buch zum Thema geschrieben hat.

Ärztlicher Direktor Professor Dr. Peter Zwanzger.

Über 1000 Teilnehmer waren der Einladung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die sich der Forschung und Aufklärung widmet, und der Deutschen Depressionsliga, einer Patientenorganisation, gefolgt. Eine Veranstaltung, die als Brücke zwischen Patienten, medizinischen Experten und Profis sowie Angehörigen dient, wie Zwanzger betont. Seine Botschaft, die er auch als Redner vermittelte: „Jedem Menschen, der an Depression erkrankt, kann heutzutage geholfen werden.“

„Es gibt nicht nur den einen Weg“

Dabei legt Zwanzger, mehrfach ausgezeichneter Experte für Diagnostik und Therapie von Angsterkrankungen sowie Depressionen und Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Publikationen, Wert auf die Feststellung: „Es gibt kein ‚Schema F‘ bei der Behandlung und Therapie, nicht nur den einen, sondern viele Wege.“ Deshalb müsse auch nicht immer eine stationäre Behandlung erfolgen. Es gebe ambulante Angebote und Tageskliniken, außerdem Kombinationen. Also einen Behandlungsbeginn in der Klinik, dann eine Weiterführung ambulant oder in einer Tagesklinik. Stationäre Aufenthalte seien notwendig, wenn das häusliche Umfeld so belastend sei, dass es die psychische Erkrankung noch verstärke, wenn eine komplexe medikamentöse Einstellung sinnvoll sei oder eine Suizidgefahr im Raum stehe. Die Tagesklinik sei eine Option, wenn es wichtig sei, Patienten nicht zu sehr von ihrem Zuhause zu entfremden. Denn: „Die Seele braucht Zeit, sich zu regenerieren.“ Das könne viele Wochen dauern, da sei es manchmal sinnvoll, abends ins häusliche Umfeld zurückzukehren.

Prominente wie Sträter („Last One Laughin“, „Faking Bad“), die selbst Depressionserfahrungen hätten, könnten sehr gut vermitteln, dass es eine Erkrankung sei, die jeden treffen könne: Jung und Alt, Manager und Arbeiter, extrovertierte und introvertierte Menschen, ernste und lustige, „Leute wie du und ich“, so Zwanzger. „Das hat nichts zu tun mit dem primären Ich. Vorübergehend verändert sich das Seelenleben, so sehr, dass andere sagen: Ich kenne dich gar nicht mehr.“

Mehr Offenheit gegenüber der Erkrankung

Zwanzger verspricht: „Es gibt Hilfe. Niemand sollte Angst davor haben, sich professionelle Hilfe zu holen.“ 1500 bis 2000 Patienten mit Depression wenden sich pro Jahr an das Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg, eines der größten Fachkrankenhäuser für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin und Neurologie in Deutschland. Tendenz steigend. Denn die Aufklärungsarbeit fruchtet, „ich beobachte, dass die Menschen offener mit dieser Erkrankung umgehen“, stellt der Chefarzt fest. Die Bereitschaft, sich behandeln zu lassen, steige. Die Häufigkeit der Erkrankung Depression nehme jedoch nicht zu, weist Zwanzger entsprechende Vermutungen zurück.

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