Kommentar von Christoph Maier
Besonnenheit statt Panikmache: Lieber gut informiert – als achtlos und wild spekuliert
Der Faschingsdienstag in Rosenheim hat gezeigt, wie schnell sich Gerüchte in der digitalen Welt verbreiten – besonders in Zeiten erhöhter Sensibilität. Medien dürfen dabei nicht zum Katalysator von Spekulationen werden. Ein Kommentar von OVB-Chefredakteur Christoph Maier.
Nach den schockierenden Gewalttaten der vergangenen Wochen zum Beispiel in München oder Mannheim ist die Anspannung in der Bevölkerung spürbar. Was mit der Beobachtung einer erhöhten Polizeipräsenz in der Stadt begann, entwickelte sich rasch zu wilden Spekulationen über einen geplanten Anschlag auf das Faschingstreiben am Max-Josefs-Platz. Screenshots mit Warnungen kursierten in WhatsApp-Gruppen.
Für Medien muss der Kompass die Faktenlage sein
Besonders wenn die Nachrichtenlage unsicher ist, stehen wir als Medienschaffende mit hoher Reichweite vor einer besonderen Verantwortung. Während in sozialen Netzwerken jeder ungeprüft zum Sender wird, muss für uns Journalisten der Kompass stets die Faktenlage sein. „Have it first, but have it right“, sagte einst der Verleger der New York Times. Qualitätsmedien dürfen nicht zum Katalysator von Spekulationen und Panikmache werden, auch wenn derartige Nachrichten eine hohe Einschaltquote oder Klickzahlen versprechen.
Besonnen und frühzeitig hat das Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf diversen Kanälen wie Facebook und Instagram betont, dass es „keine konkreten Hinweise auf eine Gefahrenlage“ gebe und davor gewarnt, sich „an Spekulationen zu beteiligen“. Damit haben die Beamten der Gerüchteküche in den sozialen Netzwerken die Luft herausgelassen.
Vermeintliche Insider-Informationen machen schnell die Runde
Wir in der Redaktion wägen sehr genau ab, vor allem bei unsicheren Nachrichtenlagen, auf welche Nachrichtenquellen wir uns verlassen (können). Und der Ton macht die Musik. Schnell fallen in den sozialen Netzwerken Begriffe wie geplanter Anschlag und Terrorwarnung und vermeintliche Insider-Informationen machen die Runde. Nach dem Motto: „Ich kenne einen bei der Polizei“.
Was Sie bei uns lesen, stimmt!
Auch uns lagen diese Spekulationen in diversen Chats vor. Wir haben uns in unserer Berichterstattung klar dazu entschieden, die Inhalte dieser Chats – vor allem auf unseren digitalen Kanälen – nicht im Wortlaut oder in Screenshots zu veröffentlichen. Vielmehr stehen wir permanent im Austausch mit Polizei und Einsatzkräften, um Sie, liebe Leserinnenn und Leser, stets umfassend und verlässlich zu informieren. Sie müssen sich darauf verlassen können: Was Sie bei uns lesen, stimmt!
Die Polizei hat mit ihrer Kommunikation alles richtig gemacht
Bereits am Dienstagabend wurde der überprüfte Mann wieder aus dem Gewahrsam entlassen, da sich „keinerlei Hinweise bestätigten, dass von dem 26-Jährigen eine konkrete Gefahr ausgehen könnte.“ Gerüchte und Fake News wird es immer geben. Besonders dann, wenn verunsicherte Menschen in sensiblen Situationen von offiziellen Stellen nicht gut informiert werden. Die Polizei hat am Faschingsdienstag mit ihrer Kommunikation alles richtig gemacht. Gut so.