Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Entlastung für Tausende Anwohner

Westtangente: Wie Rosenheims Aicherparkbrücke zum Bauwerk der Superlative wurde

OVB-Reporter Michael Weiser beim Ortstermin auf der neuen Aicherparkbrücke, dem Herzstück der Westtangente. Am 21. September 2023 wird sie eröffnet.
+
Umfahrung mit Aussicht: OVB-Reporter Michael Weiser beim Ortstermin auf der neuen Aicherparkbrücke, dem Herzstück der Westtangente. Am 21. September 2023 wird sie eröffnet – Radfahren ist dort dann endgültig verboten.

Nur noch ein Monat – dann wird Rosenheims Bauwerk der Superlative eröffnet: die Aicherparkbrücke. Sie soll der Stadt Rosenheim sowie Nachbargemeinden Entlastung vom Verkehr bringen. Wo die Menschen besonders aufatmen können. Und was die Planer des Brenner-Nordzulaufs daraus lernen können.

Rosenheim – Sie ist ein Bauwerk der Superlative: Mit einer Länge von 670 Metern ist sie Bayerns längste Brücke für eine Bundes- oder Landstraße. Modernste Technik kommt zum Einsatz, Detektoren und Kameras mit Bilderkennung analysieren den Strom der Fahrzeuge und geben gegebenenfalls Signal, wann das Tempo gedrosselt werden sollte.

Die Ingenieure ebneten überdies neuen Verfahren den Weg. In enger Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule München* entwickelten sie ein Konzept für die Fundamente, das so zum ersten Mal zum Einsatz kam. Nicht zuletzt die Komplexität der Konstruktion sichert der Brücke einen Platz in den Lehrbüchern: Immerhin muss der Bau Mangfall und Mangfallkanal überqueren und so hoch über ein Gewerbegebiet hinwegführen, dass Lastwagen darunter problemlos hindurchfahren können.

Aicherparkbrücke: Das größte Bauwerk des Bauamts

Die Brücke ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Staatlichen Bauamtes Rosenheim. Am 21. September wird sie eröffnet werden. Und ab diesem Tag soll sie Rosenheim stärker vom Durchgangsverkehr entlasten als irgendeine andere Baumaßnahme der vergangenen Jahre. Nach Berechnungen des Staatlichen Bauamts werden Tag für Tag rund 20.000 Autos über die Aicherparkbrücke fahren, das Doppelte des Bundesstraßendurchschnitts. „6000 Autos weniger, dieser Effekt wird allein für die Äußere Münchner Straße zu erwarten sein“, sagt Bernhard Gehrmann, Gesamtprojektleiter für die Westtangente. Der Durchgangsverkehr durch Rosenheims Zentrum sollte durch die neue Verbindung spürbar verringert werden. Auch Großkarolinenfeld wird vom 21. September an von der Autobahn aus viel leichter zu erreichen sein.

670 Meter über Stock und Stein, Gewässer und Gewerbe: Die Aicherparkbrücke aus der Luft.

Die Aicherparkbrücke: Ein echter Hingucker

Noch rollen außer Dienstfahrzeugen der Baufirmen und des Bauamts keine Autos über die Brücke. Doch schon jetzt werden regelmäßig Herrchen und Hunde sowie Jogger auf dem Bauwerk gesichtet. Sie nutzen die Ruhe vor dem Sturm für einen Ausflug mit Aussicht. Denn die Aicherparkbrücke mit ihren Pylonen und Tragseilen bietet – zumal vor der Kulisse des Mangfallgebirges – einen spektakulären Anblick.

Leicht und flexibel, so musste die Brücke entworfen werden. Eine Mischung, die mit Eleganz einhergeht. „Der Untergrund trägt keine schwere Konstruktion“, erläutert Bernhard Gehrmann und zeigt beim Ortstermin einen Plastikeimer mit einer grauen, lehmigen Masse vor. „Rosenheimer Seeton, der hier in einer Mächtigkeit von bis zu 150 Metern ansteht“, sagt er. Die Hinterlassenschaft des „Rosenheimer Beckens“ der Würm-Eiszeit stellt die Ingenieure von heute auf eine harte Probe.

Premiere in Rosenheim: Das Verfahren macht bereits Schule

Eine Herausforderung, der sich die Rosenheimer gewachsen zeigten. Wegen des schwierigen Untergrunds kamen tief im Boden versenkte Betonpfähle zum Einsatz, dazu Verdrängungs- und Drainage-Röhren. So wird dem Untergrund Wasser entzogen, schließlich neigt der Seeton unter Last zur Verflüssigung. Insgesamt wurden gut 250 Pfähle in den Rosenheimer Untergrund getrieben – oder vielmehr gerüttelt. Aneinandergelegt würden diese Pfähle vom Stadtrand Rosenheims bis kurz vor Bruckmühl reichen. Ein Verfahren, das bereits Schule macht. Auf den Pfählen ruhen Betonplatten von zweieinhalb Meter Dicke. Erst darauf gründen die sichtbaren Pfeiler der Brücke.

Die Baustelle habe immer wieder Besuch von anderen Planungsbüros erhalten, berichtet Bauamtssprecherin Ursula Lampe. Auch Mitarbeiter der Bahn haben bereits vorbeigeschaut. Schließlich muss die DB bei den Planungen zum Brenner-Nordzulauf gleichfalls mit schwierigem Untergrund rechnen.

Ein Bauwerk für alle Wetterlagen: Stabil, leicht – und flexibel

Weil die Tragekonstruktion dem Bauwerk Raum zum Dehnen und Zusammenziehen lässt, bleibt es stabil, auch wenn sich der Seeton weiter setzen sollte. Und auch die Temperaturschwankungen, die zwischen Winter und Sommer leicht über 40 Grad betragen können, soll die Brücke leicht verdauen können. Auf die gesamte Länge der Lärmschutzwände – im Bereich der Aicherparkbrücke wurden zweieinhalb Kilometer Glas-Segmente verbaut – kann der Unterschied bis zu 40 Zentimeter betragen.

Pünktlich zum Herbstfest-Start: Große Staugefahr vor Rosenheim

Vor der Entlastung kommt eine Geduldsprobe. Ab kommender Woche, pünktlich vorm Start des Herbstfestes in Rosenheim (26. August) drohen wieder Staus. Für Arbeiten an der St 2078 werden ab Montag (21. August) die Verbindungsrampen ebenso wie die Westtangente in beide Richtungen komplett gesperrt. Auch die Autobahn-Anschlussstelle „Rosenheim West“ bleibt geschlossen. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis 6. September dauern.

Die Umleitungen an der A 8 erfolgen über die Anschlussstellen Bad Aibling, beziehungsweise Rosenheim. Der Durchgangsverkehr auf der St 2078 von und nach Kolbermoor (Äußere Münchener Str./Staatsstraße) wird in beiden Richtungen wechselnd durch die Baustelle geleitet.

Zum krönenden Abschluss fehlt dann noch die Baustelle Wernhardsberg

Die Arbeiten an der Westtangente – 11,3 Kilometer lang, über 260 Millionen Euro teuer – gehen damit auf die Schlussgerade. Offen ist dann noch die Mega-Baustelle Wernhardsberg, wo die neue Straße unter den Eisenbahngleisen hindurchgeführt wird. Bis Ende 2023 wird das Fundament für die Eisenbahnbrücke gelegt.

Im Herbst 2024 muss der Eisenbahnverkehr dann noch ein letztes Mal Pause einlegen. Eine Pause, die die Straßenbauer für einen Kraftakt nutzen. Dann werden die Behelfsbrücken ausgehoben und die endgültigen Betonteile eingeschoben. Damit wären die Arbeiten an der Westtangente so gut wie abgeschlossen – zwölf Jahre nach dem ersten Spatenstich durch den damaligen Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), 60 Jahre nach den ersten Planungen.

Korrektur

In einer früheren Fassung des Textes war von einer Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München die Rede gewesen. Das ist nicht korrekt, vielmehr ist es die Technische Hochschule München, mit der das Bauamt zusammenarbeitet. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Kommentare