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Baumaßnahmen in Traunstein und Reichenhall werden fortgesetzt

Kliniken Südostbayern AG mit Jahresdefizit von knapp 40 Millionen: Situation „aber nicht hausgemacht“

Standen bei der Pressekonferenz Rede und Antwort (v.l.n.r.): Dr. Uwe Gretscher, Landrat Bernhard Kern, Elisabeth Ulmer, Landrat Siegfried Walch, Dr. Stefan Paech.
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Standen bei der Pressekonferenz Rede und Antwort (v.l.n.r.): Dr. Uwe Gretscher, Landrat Bernhard Kern, Elisabeth Ulmer, Landrat Siegfried Walch, Dr. Stefan Paech.

Am Freitag (7. Juni) hat die Kliniken Südostbayern AG (KSOB) zu ihrer Jahrespressekonferenz in den Poststall Teisendorf geladen. Gemeinsam mit den beiden KSOB-Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Siegfried Walch und Landrat Bernhard Kern haben der KSOB-Vorstandsvorsitzende Dr. Uwe Gretscher, KSOB-Vorständin Elisabeth Ulmer und der Medizinische Direktor Dr. Stefan Paech die finanzielle Situation und die Entwicklung der Kliniken Südostbayern vorgestellt.

Teisendorf - Die KSOB haben das Jahr 2023 mit einem Jahresdefizit von knapp 40 Millionen Euro abgeschlossen. Die Ursachen für diese unerfreuliche Situation sind aber nicht hausgemacht, sondern durch externe Faktoren verursacht, stellte Landrat Walch gleich zu Beginn in seinem Statement klar. Dazu zählen die bundespolitischen Rahmenbedingungen und die Nachwirkungen der Pandemie.

Die Krankenhausreform führt zu weiteren Unsicherheiten. In Deutschland werden die Betriebskosten der Krankenhäuser, also alle Kosten, die für die Behandlung der Patienten entstehen, von den Krankenkassen finanziert. Die Bundesländer finanzieren die Investitionskosten. „Steigende Energie- und Materialkosten sowie der Rückgang der Fallzahlen während der Corona-Pandemie müssten vom Bund aufgefangen werden. Dafür ist er per Gesetz zuständig. Dies geschieht aber nicht. Die Regierung finanziert deutsche Krankenhäuser bewusst nicht ausreichend, um über Klinikinsolvenzen eine Reduktion der Krankenhausbetten zu erreichen“, so Landrat Walch.

Diese Meinung wurde auch von den anderen Podiumsteilnehmern voll geteilt. Die Betriebskosten der Krankenhäuser steigen seit über zehn Jahren an. Weil die Erlöse nicht in gleichem Maße ansteigen, kommt es zu einer systematischen Unterdeckung, die ständig anwächst. Daher schreiben viele Krankenhäuser erhebliche Verluste. Laut Deutsche Krankenhausgesellschaft werden 2024 achtzig Prozent der Krankenhäuser ein negatives Ergebnis ausweisen, eine Rekordinsolvenzwelle wird erwartet. Angesichts dieser Rahmenbedingungen sei das hohe Defizit der KSOB keine Überraschung.

Für den Vorstandvorsitzenden Dr. Gretscher ist das Jahr 2023 ein „Zweischneidiges“ gewesen. Das wirtschaftliche Ergebnis habe zu einer nicht erträglichen Schieflage geführt. Umso bemerkenswerter sei es, dass die beiden kommunalen Träger, der Landkreis Traunstein und Berchtesgadener Land hinter den Kliniken stehen. Der Bund aber stehle sich aus der Verantwortung. Trotz dieser schlechten wirtschaftlichen Ergebnisse, habe man bei den KSOB 2023 auch unglaublich viel in die Gesundheitsversorgung der Region investiert, aus einer Pandemie kommend, die alle Mitarbeiter drei Jahre lang extrem gefordert hat. „Wir versorgen Patienten!“, das dürfe man nie vergessen.

Landräte stehen hinter KSOB

Ohne gute Gesundheitsversorgung sei keine Entwicklung der Region möglich. Beide Landräte versicherten, dass sie fest hinter den KSOB stehen, denn sie sind die wichtigste Einrichtung, die die beiden Landkreise haben. „Wir wollen nicht nur durch diese schwierige Situation kommen, sondern wir wollen weiter investieren“, meinte beispielsweise Landrat Walch. „Wir haben mit den KSOB in unserer Region eine Perle, die wir bewahren müssen“, ergänzte Landrat Kern, der jetzt turnusgemäß den Vorsitz im Aufsichtsrat übernommen hat.

Beide Landräte gaben ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Baumaßnahmen im Zentralklinikum Traunstein und zum Neubau der Kreisklinik Bad Reichenhall ab. Zu letzterer hat die Regierung von Oberbayern 240 Betten genehmigt, die Erschließungs- und Bauplanungen befinden sich in einem fortentwickelten Stadium und werden konsequent weiter verfolgt in enger Abstimmung mit der Stadt Bad Reichenhall.

Ein Grundstück für den Neubau ist an der Saalach, gegenüber der Therme gefunden, derzeit macht die verkehrstechnische Anbindung noch Schwierigkeiten. „Wir stehen zum Standort Reichenhall“, bekräftigte auch Dr. Gretscher. In Traunstein ist der Bauabschnitt I plangemäß beendet worden. Bei dem Bauabschnitt II ist der Rohbau fertig. Das Gebäude soll 2027 in Betrieb genommen werden. Dort sollen Intensivstationen untergebracht werden. Im Bauabschnitt III soll es dann um das Herzstück des Klinikums, die OP-Räume, gehen. „Es wäre komplett falsch, in dieser schwierigen Situation nicht zu investieren“, betonte Walch, „ein kluger Unternehmer investiert, damit er später keinen Verlust mehr macht“. Dies sei auch im Hinblick auf die Krankenhausreform wichtig, denn zuletzt wird nur der überleben, der bestimmte Leistungen in ausreichendem Umfang und mit hoher medizinischer Kompetenz anbieten kann.

Keine Angst vor Versorgungslücken

In diesem Lichte sei auch das kontrovers diskutierte Hilfspaket von 94 Millionen Euro zu sehen, dass die beiden Landkreise als Brückenfinanzierung zur Unterstützung der KSOB bis 2027 geschnürt haben. Die von der Ampelregierung geplante Reform der Krankenhausfinanzierung, die Walch im Grundsatz als sinnvoll und richtig ansieht, soll nicht vor 2027 in Kraft treten. Da eine Erhöhung der Betriebskosten durch den Bund nicht in Aussicht gestellt wurde, soll mit diesem Geld die Lage bei den KSOB in den Jahren 2024 bis 2027 bewältigt werden. 59 Prozent des Geldes kommen vom Landkreis Traunstein, 41 Prozent vom Landkreis Berchtesgadener Land. „Damit sichern wir die medizinische und pflegerische Qualität in der gesamten Fläche der beiden Landkreise. Und wir stellen sicher, dass trotz Krankenhausreform weder Mitarbeiter noch unsere Region Angst vor Versorgungslücken haben müssen“, so die Landräte Walch und Kern.

Der eingeschlagene Weg wird auch von Wirtschaftsprüfern als der richtige bestätigt. Er ist in der Unternehmensstrategie „KSOB 2.0” skizziert, die ständig weiterentwickelt wird, um Synergieeffekte und Einsparungen zu ermöglichen ohne Verzicht aus hochwertige Gesundheitsversorgung. Dazu gehören auch Maßnahmen wie die Schließung des Standortes Ruhpolding. Der Verkauf der Liegenschaft dort ist bereits vollzogen.

Synergieeffekte nutzen

Die Schmerztherapie wird von Ruhpolding nach Trostberg umziehen, das damit als Standort gestärkt werde. Die Kreisklinik Trostberg wird bis Ende 2024 eine Klinik der Grundversorgung mit fachklinischen Aspekten im Bereich Orthopädie, Altersmedizin und Schmerztherapie. Die Kreisklinik Berchtesgaden wird bis Ende 2024 eine Fachklinik für Orthopädie/Orthopädische Rehabilitation, Altersmedizin und Schmerztherapie. Die Kreisklinik Bad Reichenhall bliebt zentraler Akut- und Notfallversorger für den Landkreis Berchtesgadener Land.

Der Kauf des Freilassinger Krankenhauses durch den Landkreis Berchtesgadener Land soll noch 2024 vollzogen werden, so Landrat Kern. Dafür sind im Kreishaushalt dreizehn Millionen eingestellt. Dort sollen Einrichtungen der ambulanten medizinischen Versorgung (Hausarztpraxen Fachärzte), Kurzzeitpflege für die Bevölkerung aus der Region, die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Platz haben. Der „Gesundheitscampus“ soll sich zu einem starken Zentrum der ambulanten Gesundheitsversorgung weiterentwickeln in enger Einbindung der Stadt Freilassing.

Gefragt, wie die KSOB aus dieser Krise kommen wollen, ob sie eine Chance haben im Zuge der Krankenhausreform zu bestehen und was man selber dazu beitragen wolle, äußerten sich Landrat Walch und Vorstandvorsitzender Gretscher optimistisch. Die Fallzahlen würden bereits jetzt wieder steigen, die Investitionen würden den Betrieb zukunftsfähig machen und zu mehr Patienten führen. Man nutze bereits jetzt alle Möglichkeiten für Prozessoptimierung, Einsparung und Synergie im Sinne eines „lean hospital“. Fachspezialisierungen der kleineren Häuser, trägerübergreifende Leistungsangebote und Kooperationen in der Region und mehr Digitalisierung werden sich positiv auswirken.

Dank an alle Mitarbeiter

Vorständin Elisabeth Ulmer dankte den gut 4.000 Mitarbeitern der KSOB für ihren großartigen Einsatz und sprach von einer stabilen Personalversorgung. Die Fluktuationsquote sei mit elf Prozent gering. Man werbe gezielt auch Mitarbeiter im Ausland an. Zurzeit arbeiten in den Klinken Menschen aus sechzig Nationen. Für deren Weiterbildung und Integration in den Arbeitsablauf würde viel getan.

Letztendlich aber müsse der Bund seine gesetzlichen Verpflichtungen zur Betriebsfinanzierung erfüllen. Deshalb haben die KSOB vom Bundesministerium für Gesundheit für 2023 Schadensersatz in Höhe von 29,4 Millionen Euro eingefordert. Die Klage ist beim Berliner Landgericht eingereicht. „Wir behalten uns vor, auch für 2024 wegen ausgefallener Betriebskosten zu klagen“, so Dr. Gretscher.

Als Fazit bekräftigte Landrat Siegfried Walch, dass sich gerade in der derzeit schwierigen Lage die kommunale Trägerschaft bewährt habe. Sie sichert den Gesundheitsstandort und -standard in unserer Region sowie die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. „Daran wird nicht gerüttelt!“, versicherte Walch abschließend.

kon

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