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„Worst Case“ übertroffen

Über 30 Millionen Euro Minus: Darlehen der Landkreise sichern Fortbestand der Kliniken Südostbayern

Ein Luftbild zeigt das Krankenhaus in Traunstein. Der Vorstandsvorsitzender der Kliniken Südostbayern, Dr. Uwe Gretscher, begründet zusammen mit den Landratsämtern Traunstein und Berchtesgadener Land die Gründe für das hohe Defizit.
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Die Kliniken Südostbayern rund um den Vorstandsvorsitzenden Dr. Uwe Gretscher gehen in einer Stellungnahme gemeinsam mit den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land auf das hohe Defizit ein. Auf dem linken Bild ist das Traunsteiner Krankenhaus zu sehen.

Das deutliche Minus für das Jahr 2023 wurde bei den Kliniken Südostbayern bereits im Sommer angekündigt. Eigentlich hatten die Verantwortlichen gehofft, den Betrag bei unter zehn Millionen Euro halten zu können. Doch jetzt steht eine Summe von voraussichtlich über 30 Millionen Euro im Raum. Wie aus einem gemeinsamen Statement hervorgeht, ist sowohl für die Kliniken als auch für die beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land die Ursache - oder besser gesagt die Schuldfrage - eindeutig.

Traunstein/Berchtesgadener Land - Siegfried Walch deutete bei der Jahreshauptversammlung Mitte Juli in Teisendorf bereits ein noch schwierigeres Jahr an. Er sprach von einer „Bedrohungslage“ und dass ein Verlust im zweistelligen Bereich möglich sei. Im „worst case“ könnte das Defizit auf über 26 Millionen Euro anwachsen, doch man werde dafür kämpfen, den Verlust bei unter zehn Millionen zu belassen. Ein halbes Jahr später ist klar: Der Kampf ging offensichtlich verloren, das Ziel wurde klar verfehlt.

Für das Geschäftsjahr 2023 gehen die Kliniken Südostbayern (KSOB) voraussichtlich von einem Minus von deutlich über 30 Millionen aus, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt. In einem gemeinsamen Statement machen die KSOB sowie die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land deutlich: „Das voraussichtliche Jahresdefizit der Kliniken Südostbayern AG (KSOB) überrascht uns nicht. Eine Überraschung ist vielmehr die aktuelle Bundespolitik.“ Die Bundesregierung finanziere deutsche Krankenhäuser bewusst nicht ausreichend und wolle damit eine Reduktion der Krankenhausbetten über Klinikinsolvenzen erreichen.

„Die meisten Kliniken stehen vor dem gleichen Problem“

Die Bundesregierung weigere sich, die Folgen höherer Energie- und Materialkosten sowie des Rückgangs der Fallzahlen seit der Corona-Pandemie aufzufangen – obwohl der Bund per Gesetz dafür zuständig wäre. „Deshalb stehen die meisten Kliniken in Deutschland vor dem gleichen Problem wie wir. Viele hatten allerdings bereits 2022 massive Defizite“, heißt es im Statement weiter. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) habe daraufhin betont, dass jedes fünfte Klinikum von der Insolvenz bedroht sein könnte. Für 2024 warnte die DKG sogar vor einer „Rekord-Insolvenzwelle“. „Deshalb ist für alle Kliniken der „worst case“ eingetreten“, betonen die KSOB und die beiden Landratsämter. Die drei Parteien nennen ansonsten keine weiteren Gründe für das deutliche Minus.

Stattdessen betonen sie: „Für uns steht fest: Die Kliniken Südostbayern sind von entscheidender Bedeutung für unsere Region, wir haben mit ihnen einen einzigartigen Standard in medizinischer und pflegerischer Qualität erreicht. Die Kliniken sind unsere wichtigste Einrichtung. Wir stehen deshalb fest hinter ihnen und setzen alles daran, dass sie die kommenden Jahre nicht nur überstehen, sondern gestärkt aus dieser schweren Phase hervorgehen, vor denen die Kliniken in ganz Deutschland stehen.“

Mitarbeiter sollen Sicherheit erhalten

Deshalb investieren die KSOB in den nächsten Jahren 400 Millionen Euro, um sich optimal für die Zukunft zu positionieren. „Im Gegensatz zu anderen, die kürzen, geben wir jetzt Vollgas“, gibt man sich im gemeinsamen Statement selbstbewusst. Gleichzeitig seien die beiden Landkreise entschlossen, vorübergehende Liquiditätsengpässe mit kommunalen Geldern auszugleichen, um auch den Mitarbeitern Sicherheit zu geben. „Die jüngst bewilligten Darlehen – 20 Millionen aus Traunstein und 10 Millionen aus dem Berchtesgadener Landsicheren den Fortbestand der Kliniken Südostbayern AG mit ihrem umfassenden Leistungsspektrum.“

Sowohl der Landkreis Traunstein als auch der Landkreis Berchtesgadener Land haben sich bereits als potenzielle Käufer positioniert.

Aus der gemeinsamen Stellungnahme

Und was ist mit der Frage, wie es mit dem geplanten Verkauf von Gebäuden und Grundstücken der Krankenhäuser aussieht? Schon im Sommer wurden zwei millionenschwere Deals angekündigt, um die finanzielle Lage zu verbessern. „Ziel der geplanten Veräußerungen der KSOB-Liegenschaften in Freilassing und Ruhpolding ist es, die künftige Liquiditätssituation der Kliniken zu verbessern. Deshalb werden nicht genutzte Immobilien der Kliniken Südostbayern als stille Reserven veräußert. Sowohl der Landkreis Traunstein als auch der Landkreis Berchtesgadener Land haben sich bereits als potenzielle Käufer positioniert, um die Liegenschaften in kommunaler Hand zu behalten“, heißt es in der Stellungnahme. Die Veräußerungen der Liegenschaften in Freilassing und Ruhpolding konnten vor dem Hintergrund der notwendigen Verfahrenswege noch nicht vollständig realisiert werden, heißt es auf Nachfrage. Ob man sich auch mit anderen potenziellen Käufern in Gesprächen befindet, wurde nicht beantwortet.

„Nicht abgewartet, ob ein Worst-Case-Szenario eintritt“

Weiterhin sind die Verantwortlichen von der Unternehmensstrategie „KSOB 2.0“ überzeugt, welche diesen Entwicklungen Rechnung trage. „Bereits in den vergangenen beiden Jahren haben wir uns auf dieses Szenario eingestellt. Wie vorausschauend die Unternehmensstrategie 2.0 konzipiert ist, bestätigt die Aussage unserer Wirtschaftsprüfer: weiterhin schnellstmögliche Umsetzung! Denn wir haben nicht abgewartet, ob ein Worst-Case-Szenario eintritt, sondern bereits die Weichen gestellt, dass wir dafür gewappnet sind.“

Im Übrigen stelle man sich damit auch auf die geplante Krankenhausreform ein und sichere somit die medizinische und pflegerische Qualität in der gesamten Fläche der beiden Landkreise. „Damit stellen wir sicher, dass trotz Krankenhausreform weder Mitarbeiter noch unsere Region Angst vor Versorgungslücken haben muss.“

Siegfried Walch, Landrat des Landkreises Traunstein.

Landrat und Kliniken-Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Walch: „In zwei Jahren wird der Freistaat in die Krankenhausplanung einsteigen. Unser Ziel ist es, nicht nur Standorte zu sichern, sondern der Gesundheitsanbieter neben München in Oberbayern zu werden und unser Leistungsportfolio noch weiter auszubauen. Wir wählen in dieser schwierigen Situation nicht den Weg des Kaputtsparens, sondern des bewussten Investierens in moderne Ausstattung und medizinisches und pflegerisches Angebot.“

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