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Neues Winterkonzept vorgestellt

„Haarsträubend“: Berchtesgadener Bergbahn AG mit Millionen-Minus in den Jahren 2021 und 2022

In der Talstation der Jennerbahn sitzen mehrere Personen in einer Gondel, die gerade aus der Station fährt. Dahinter sind die Türen einer Gondel zum Einsteigen geöffnet.
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Der Neubau der Jennerbahn stand und steht auch wegen der großen Dimensionen in der ständigen Kritik.

Die Berchtesgadener Bergbahn AG (BBAG) verzeichnete in den Geschäftsjahren 2020/21 und 2021/22 ein gewaltiges Minus in Millionen-Höhe. Während die Gemeinde Schönau am Königssee, die 17,2 Prozent der Aktienanteile hält, in den Berichten auf die Corona-Auswirkungen verweist, gibt es im Gemeinderat kritischere Stimmen.

Schönau am Königssee - Während am Mittwochmorgen die BBAG ihr neues Winterkonzept vorstellte und von einer „bewussten Zeitenwende“ sprach, wurden am Abend davor dem Schönauer Gemeinderat die Berichte über die Geschäftsjahre 2020/2021 und 2021/2022 vorgestellt. Und die Zahlen hatten es durchaus in sich, zeigten sie doch die finanziellen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre. Wie sich die Zahlen im Geschäftsjahr 2022/23 entwickelt haben, wurde bei der Hauptversammlung der Aktionäre am Mittwochvormittag präsentiert.

Wie Andreas Huber von der Hauptverwaltung und Geschäftsleitung der Gemeinde Schönau am Dienstagabend erklärte, galten zu Beginn des Geschäftsjahres im November 2020 immer noch die Einschränkungen des Corona-Lockdowns, die zur Betriebsschließung der Jennerbahn führten. „Erst ab dem 21. Mai konnte die Beförderung von Gästen wieder aufgenommen werden. Aufgrund der monatelangen Schließung konnten die üblicherweise zu erwartenden Beförderungszahlen und Einnahmen natürlich nicht erreicht werden“, so Huber.

Alle Mitarbeiter durch Kurzarbeit gehalten

Der Fahrgastrückgang aufgrund der siebenmonatigen Schließung sowie das katastrophale Unwetterereignis Mitte Juli 2021 sorgten für einen Rückgang der Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr um 31 Prozent auf 4,3 Millionen Euro. Durch die coronabedingte Schließung sanken zwar die Kosten für den Materialaufwand (von 726.000 Euro auf 407.000 Euro). Auch beim Personal wurden die Kosten durch Urlaub- und Überstundenabbau minimal reduziert. Durch Kurzarbeit konnten während der coronabedingten Betriebsschließung alle Mitarbeiter gehalten werden. Doch am Ende betrug der Jahresfehlbetrag im Geschäftsjahr 20/21 insgesamt 1,6 Millionen Euro. Zusammen mit dem Verlustvortrag der Vorjahre von 6,7 Millionen Euro ergibt sich somit ein Bilanzverlust von 8,3 Millionen Euro.

Corona wirkte sich auch auf das Geschäftsjahr 21/22 aus, wenn auch weniger deutlich. Der für den 1. Dezember geplante Start in die Wintersaison musste aufgrund neuerlicher Einschränkungen verschoben werden. In Erwartung eines baldigen Starts in die Saison wurden trotzdem die Pisten beschneit, ehe Mitte Dezember 2021 die Eröffnung des Skibetriebs wieder möglich war. „Bis zur Beendigung des Winterbetriebs am 14. März 2022 verlief die Wintersaison durchaus positiv“, so Huber, „aufgrund der Anfang Dezember etwas verkürzten Saison konnten die erwarteten Planzahlen jedoch nicht ganz erreicht werden.“

Tarifliche Lohnerhöhungen sorgten für Anstieg bei Personalkosten

Gegenüber dem Vorjahr wurden die Umsatzerlöse um 50,4 Prozent auf 6,6 Millionen Euro gesteigert. Doch durch den längeren Bahnbetrieb und deutlich gestiegene Energiekosten wurden die Kosten für den Materialaufwand (855.000 Euro) mehr als verdoppelt. Aufgrund tariflicher Lohnerhöhungen stiegen auch die Personalkosten von 1,9 Millionen Euro auf 2,3 Millionen Euro. Dadurch ergab sich ein Jahresfehlbetrag in Höhe von weiteren 2 Millionen Euro. Der Bilanzverlust summierte sich damit auf 10,4 Millionen Euro.

Ich bin skeptisch und mir fehlt auch die Fantasie dafür, wie sich mit dem neuen Konzept die Zahlen deutlich besser entwickeln sollen.

Thomas Janzen (FWG)

Als „haarsträubend“ bezeichnete Thomas Janzen (FWG) die Zahlen aus den Geschäftsjahren. „Wir alle haben gehofft, dass es sich irgendwie normalisiert“, gab er zu. „Mit der Einstellung des Winterbetriebs hat man erst gemerkt, wie groß die Probleme wirklich sind.“ Man könne nur auf eine bessere Zukunft der BBAG hoffen, auch im Sinne der Gemeinde. Mit Blick auf das neue Konzept schilderte Janzen: „Es ist schade, dass es so gekommen ist. Ich bin skeptisch und mir fehlt auch die Fantasie dafür, wie sich mit dem neuen Konzept die Zahlen deutlich besser entwickeln sollen. Natürlich haben Corona und andere Faktoren eine Rolle gespielt, aber wir dürfen auch nicht die Aktionäre aus der Verantwortung lassen.“

Gelingt somit ein „gesundes Schrumpfen“?

Sabine Kruis (Grüne) wurde ebenfalls deutlich und meinte: „Es gab genügend Stimmen, die vor der Überdimensionierung der neuen Jennerbahn gewarnt haben. Die Einstellung des alpinen Skibetriebs ist schade, aber dadurch gelingt den Betreibern womöglich ein gesundes Schrumpfen.“ Sie sehe dadurch große Chancen für eine bessere Zukunft der Jennerbahn. „Lieber tragen wir dem Klimawandel Rechnung, als dass wir auf Teufel komm raus weitermachen. Die neu eingeschlagene Richtung fühlt sich richtig an.“

Lieber tragen wir dem Klimawandel Rechnung, als dass wir auf Teufel komm raus weitermachen.

Sabine Kruis (Grüne)

Beppo Maltan (FWG) meinte, dass bei diesen Fahrgastzahlen Gewinne vermutlich schwer zu erreichen seien. „Die Bergbahn war schon immer vom Wetter abhängig“, betonte er. Er gab auch zu bedenken, dass aktuell wieder mehr asiatische Gäste kämen, die auch bei schlechter Witterung fahren. Im Gegensatz zu den europäischen Gästen, die laut Maltan überwiegend bei schönem Wetter die Bahn benutzen.

In Richtung Kruis sagte Maltan: „Man muss schon auch erwähnen, dass die Naturschützer ihren Teil dazu beigetragen haben, dass die Kosten um mehrere Millionen gestiegen sind.“ Damit spielte er auf die Streitigkeiten zwischen dem Bund Naturschutz sowie den Verantwortlichen der BBAG an, die zu massiven Verzögerungen führten. Schon im August stellten sich die Grünen im Gemeinderat gegen eine weitere Bezuschussung. Die Reaktion von Kruis auf Beppo Maltans Worte ließ natürlich nicht lange sich warten. „Die Gäste kommen wegen der Natur hierher und nicht wegen überdimensionierter Bauwerke. Das sollte unser oberstes Ziel sein.“

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