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„Glaube nicht, dass man Alpinskifahren retten kann”

„Der größte Schwachsinn“: Bund Naturschutz kritisiert finanzielles Gemeinde-Engagement am Jenner

Skifahrer haben am Jenner künftig keine Zukunft - die Pistenpräparierung wird weitestgehend eingestellt. Trotzdem schießt die Gemeinde eine hohe Summe zu.
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Skifahrer haben am Jenner künftig keine Zukunft - die Pistenpräparierung wird weitestgehend eingestellt. Trotzdem schießt die Gemeinde eine hohe Summe zu.

Künstlich am Leben gehalten wird nach Einschätzung des Bund Naturschutz (BN) der Skibetrieb am Jenner. Die Jennerbahn selbst wird den diesjährigen Winterbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen deutlich einschränken. 

Berchtesgaden/Schönau am Königssee – Seit dem Jahr 1966 zahlt die Gemeinde für die Talabfahrt des Jenners mit. Anders gesagt: Sie subventioniert den Skibetrieb. In den vergangenen zehn Jahren steckte sie pro Jahr 70.000 Euro rein. Für die anstehende Saison plant Schönau am Königssee das Engagement deutlich zu erhöhen: auf 300.000 Euro: „Betriebswirtschaftlich ist das der größte Schwachsinn aller Zeiten”, sagt Paul Grafwallner und wird dabei auch von Rita Poser, Vorsitzende des BN-Kreisverbands im Berchtesgadener Land, unterstützt. Die allgemeine Erwärmung in Folge des Klimawandels: Für die Naturschützer ist klar: Alpines Pistenwedeln wird es am Schönauer Hausberg - in Sichtweite zum Königssee - in Zukunft nicht mehr geben. 

„Glaube nicht, dass man Alpinskifahren retten kann”

Wer sich am Jenner umhört, bekommt gleichlautende Aussagen: Man werde sich umorientieren müssen. Oder: Der Kostenapparat für den Winterbetrieb sei nicht mehr aufrechtzuerhalten. Fragt man den Vorstandsvorsitzenden der zuständigen Berchtesgadener Bergbahn AG, Thomas Hettegger, bekommt man Folgendes zu hören: „Der Winter am Jenner ist zukunftsfähig, aber ich glaube nicht, dass man das Alpinskifahren auf Dauer retten kann”, heißt es dort. Klartext gesprochen bedeutet das: In wenigen Jahren ist dort Schluss mit alpiner Pistengaudi. Stattdessen wollen die Verantwortlichen zusätzliche Angebote für Schneeschuhwanderer, Spaziergänger oder Rodelfreunde schaffen. Künftig können Ski- und Snowboardfahrer nur noch im freien Gelände - jedoch ohne präparierte Pisten - ihren Spaß haben. 

Der Bau der neuen Jennerbahn war erst 2018 abgeschlossen worden - nach Investitionen von deutlich mehr als 50 Millionen Euro. Tatsache ist: Zahlende Skifahrer kommen immer weniger. Der Sport ist in den vergangenen Jahren zudem immer kostspieliger geworden. Nicht nur für den Endkunden, sondern im Unterhalt vor allem für die Bahnbetreiber. Noch immer zahlt die Jennerbahn für den Strom aktuell 300 Prozent mehr als vor drei Jahren: Zehn Cent, statt einst 3,5 Cent. Am Höhepunkt der Strompreiskrise waren es gar 50 Cent - pro Kilowattstunde, heißt es bei der Bergbahn AG.

Unterhalt der großen Kabinenbahn erfordert enorme finanzielle Mittel

Kostete ein Pistenbully vor zwei Jahren 300.000 Euro in der Anschaffung, werden es im kommenden Jahr 750.000 Euro sein. Die Jennerbahn hat aktuell fünf davon im Einsatz. Allein die Dieselkosten belaufen sich pro Jahr auf rund 200.000 Euro. Der Unterhalt der großen Kabinenbahn sowie der Sessellifte am Berg erfordern enorme finanzielle Mittel. Dem gegenüber stehen klägliche Einnahmen aus dem Skibetrieb: 400.000 Euro waren es im vergangenen Jahr. Das alles rechnet sich nicht mehr. Man verdiene das Geld mit Sommergästen, die die Kabinenseilbahn nutzen, heißt es am Jenner.

Klare Konsequenz: Der Skibetrieb wird seitens der Jennerbahn-Verantwortlichen noch dieses Jahr eingestellt. Anders gesagt: die Pistenpräparierung wird auf Minimalmaß eingedampft. Die Mitterkaserbahn wird etwa künftig gar nicht mehr eingeschaltet. 

Auf den Wintertourismus setzt man auch in Zukunft

Anders denkt man in der Gemeindeverwaltung des 5500-Seelen-Orts Schönau am Königssee: Mit den 300.000 Euro, die die Gemeinde nun für die Talabfahrt zur Verfügung stellt, stößt sie auf scharfe Kritik unter den Naturschützern. Für sie ist klar: Alpinskifahren am Jenner hat sowieso keine Zukunft. Jeder investierte Euro ist einer zu viel, zumal es sich um öffentliche Gelder handelt. Im Gemeinderat von Schönau am Königssee sieht man das anders: Dort wurde mit drei grünen Gegenstimmen für eine weitere Bezuschussung abgestimmt. Zudem möchte man das Image der Gemeinde nicht gefährden, die seit Jahrzehnten den Winterbetrieb mitfinanziert und sich als Wintersportdestination sieht. Neben den Einheimischen und einigen Auswärtigen sind es insbesondere Dänen, die in den Südosten Deutschlands zum Alpinskifahren kommen. 

Für die Saison 2024/25 will die Gemeinde abermals Geld in die Hand nehmen: Weitere 150.000 Euro, wie es heißt. Genau so viel soll auch der örtliche Tourismusverein zuschießen. Dieser setzt sich vor allem aus örtlichen Betrieben zusammen. Auf den Wintertourismus setzt man also auch in Zukunft. „Die vergangenen Jahre waren in Sachen Skibetrieb nicht viel besser als vergangenes Jahr”, antwortet Thomas Hettegger auf Anfrage.

kp

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