Nach dem Aus für den alpinen Skibetrieb
Nichts mehr los am Jenner? Erstes Fazit zur Rodelbahn fällt trotz mehrere Unfälle eindeutig aus
Die neue Rodelbahn „Jennerhex“ an der Bergstation des Schönauer Hausbergs ist erst seit wenigen Wochen in Betrieb. Trotz der kurzen Zeit soll es mehrere Unfälle und Polizeieinsätze gegeben haben, wie es aus der Gerüchteküche im Berchtesgadener Talkessel heißt. Thomas Mühlthaler, Vorstand der Jennerbahn, relativiert die Vorfälle und trifft ein erstes Fazit zum neuen Konzept.
Schönau am Königssee - Die Berchtesgadener Bergbahn AG (BBAG) steckt in stürmischen Zeiten: Die Anfang 2024 bekanntgegebene Entscheidung, den alpinen Ski-Betrieb am Jenner einzustellen, sorgte für viele Diskussionen. Örtliche Akteure wie Ski-Trainer befürchteten gravierende Auswirkungen auf den Nachwuchs. Auch in der Lokalpolitik gab es kritische Stimmen, jedoch auch Verständnis für diesen Schritt. Mittlerweile hat sich die Unruhe gelegt, wie auch Thomas Mühthaler bestätigt. „Es waren viele Einheimische beim Rodeln und allen hat es gut gefallen. Die Befürchtungen, dass am Jenner nichts mehr los ist, haben sich auch nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Wir haben 15 bis 20 Prozent mehr Gäste begrüßt.“
Der Kurswechsel für den Winter 2024/25 scheint bislang erfolgreich zu sein. Daran ändern auch die jüngsten Gerüchte im Talkessel nichts, die besagen, dass es an der neuen Rodelbahn mehrere Unfälle gab und jedes Mal die Polizei ausrücken musste. Für den BBAG-Vorstand ein Beispiel dafür, wie schnell sich Vorfälle verselbstständigen und in der Gerüchteküche von Gespräch zu Gespräch schlimmer dargestellt werden, als sie eigentlich waren.
Vorher gab es auch schon Unfälle
„Es gab insgesamt drei leichte Unfälle und keinen einzigen schweren“, berichtet Mühlthaler. Ein Gast habe sich das Knie verdreht, einer habe sich Prellungen zugezogen und einer den Kopf angeschlagen. In einem der Fälle sei die Polizei eingeschaltet worden, weil die Beteiligten vor Ort in Streit gerieten und die Schuldfrage nicht klären konnten. Auch früher, auf der alten Rodelstrecke, gab es schon Unfälle, genauso wie beim Skifahren. „Das ist nichts Neues.“
Neu ist dagegen, dass im Gegensatz zu den Vorjahren die Skiwacht seit dieser Saison nicht mehr unter der Woche am Jenner stationiert ist. Die ehrenamtliche Berchtesgadener Bergwacht steht dagegen weiterhin samstags, sonntags sowie an den Feiertagen als Ansprechpartner zur Verfügung oder rückt bei Unfällen aus. Zudem gibt es die Mitarbeiter der Jennerbahn, die bei Vorfällen angesprochen werden können. „Es ist immer jemand da“, betont Mühlthaler.
Verhalten auf den Strecken noch ausbaufähig
Ein immer wiederkehrendes Problem ist seinen Schilderungen zufolge vielmehr das Verhalten mancher Gäste am Jenner. „Wir haben offiziell eine Rodelstrecke und eine Skiroute zum Herunterfahren. Und für die Tourengeher gibt es eine Aufstiegsspur in Richtung Stahlhaus und dann weiter zum Jenner. Aber jeder macht, was er will.“ Die Gäste würden zu Fuß, mit Schneeschuhen oder Skiern auf der Rodelbahn den Berg hinauflaufen. Rechtlich sei das auch erlaubt, so Mühlthaler, denn es gelte das freie Betretungsrecht der Natur. Zudem wurden Hinweisschilder mit Empfehlungen zum Verhalten auf den Strecken aufgestellt.
„Früher sind die Menschen die Skipiste hochgegangen, jetzt gehen sie die Rodelbahn hoch. Das kommt aufs Gleiche hinaus. Man muss aufeinander Rücksicht nehmen.“ Doch die Ängste und Befürchtungen im Vorfeld, dass es auf der neuen Rodelbahn zu unzähligen Zusammenstößen zwischen Rodlern und Fußgängern, Schneeschuhwanderern oder Skitourengehern kommt, haben sich ihm zufolge nicht bestätigt. An den bisherigen Zwischenfällen seien nur Rodler beteiligt gewesen.
Positives Zwischenfazit
Für den Vorstand der BBAG funktioniert die neue „Jennerhex“ auch deshalb besser, weil sie sich nicht mehr an der Mittelstation befindet. „Früher sind dort die Rodler seitlich hinausgefahren und da kamen gleich die Steine. An der Bergstation gibt es an den Seiten nur Naturschnee.“ Bereits zum Start der neuen Rodelbahn hatte Mühlthaler damit geworben, dass diese deutlich schneesicherer, länger, aussichtsreicher und fahrfreundlicher sei. Auf denen 1,4 Kilometern Länge wartet auf die Besucher ein Höhenunterschied von 220 Metern, zwei Kehren sowie ein durchschnittliches Gefälle von 15 Prozent.
Insgesamt fällt das vorläufige Zwischenfazit positiv aus. Entscheidend für die Frage, ob das neue Konzept ankommt, war der Zeitraum vom 26. Dezember bis 6. Januar. „Da sieht man, ob es funktioniert oder nicht. Und das hat es: Die Bahn funktioniert sehr gut und ist leichter zu fahren, weil sie weniger Kurven hat. Über Weihnachten verzeichneten wir 500 bis 700 Rodler pro Tag.“ Es kamen auch viele Schneeschuhwanderer, Tourengeher und Wanderer. Jetzt, nach dem Jahreswechsel, sei wie jedes Jahr deutlich weniger los, was laut Mühlthaler normal sei.
Wird der Jahresfehlbetrag weiter reduziert?
In Sachen Skifahren ist Mühlthaler überzeugt, dass es auch in diesem Winter bisher nicht geklappt hätte. „Oder wenn, dann nur sehr schlecht, mit viel Eis. Die Einheimischen aus dem Vorjahr, die über Weihnachten da waren, waren auch dieses Mal oben und fuhren Ski. Insofern hat sich eigentlich nichts geändert“, sieht er sich in der Entscheidung für die umstrittenen Maßnahmen am Jenner nur bestätigt.
Ob der neue Kurs ausreicht, um die jährlichen Jahresfehlbeträge zu reduzieren, kann Mühlthaler noch nicht sagen. 2022/23 lag das Minus bei nur noch einer Million Euro. Für die Saison 2023/24 ist er optimistisch, erneut einen Schritt vorwärts zu machen. „Genau können wir das noch nicht sagen, dafür ist es noch zu früh. Aber das Ergebnis ist auf jeden Fall besser, der Fehlbetrag ist wieder kleiner geworden. Auch künftig werden sich die Zahlen dank der Maßnahmen verbessern.“ (ms)