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Aufwendige Arbeiten auf 1881 Metern Höhe

Noch zuverlässiger und sicherer: Modernisierung des Kehlsteinaufzugs schreitet voran

Auf einem Bergweg laufen mehrere Wanderer zum Kehlsteinhaus. Das Innere eines Aufzugs glänzt golden. Ein Mann steht vor einem Gitter, im Hintergrund sind Berge zu sehen.
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Reinhard Hogger berichtet von den aufwendigen Arbeiten und Besonderheiten des Kehlsteinaufzugs.

Nach über einem halben Jahrhundert ist es so weit: Das Kehlsteinhaus bekommt einen neuen Aufzugmotor. Für die Fahrgäste soll das „mehr Sicherheit bieten“, erklärt Reinhard Hogger, Mitarbeiter des Aufzugbauers Otis. „Aktuell könnten wir einen Rollstuhlfahrer bei einem Defekt nicht befreien.“ Nun setzt das Unternehmen an einem Prestigeprojekt an, das am Aufzug zum ehemaligen Hitler-Haus auf 1881 Metern Höhe umgesetzt wird.

Berchtesgaden - Überliefert ist, dass der Bau des Aufzugs in den 1930er-Jahren zwölf Menschen das Leben gekostet hat. In den 1970er-Jahren wurde der Motor bereits einmal ausgetauscht. Von 1973 an arbeitete der Antrieb des Kehlsteinhauses zuverlässig und blieb über Jahrzehnte hinweg störungsfrei. Doch nach 50 Jahren war die Technik schlicht in die Jahre gekommen.

Wie Michael Wendl, Geschäftsführer des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden, schon im vergangenen Jahr betonte, brauchte es „einen neuen Motor“. Die Modernisierung des Kehlsteinaufzuges sollte dabei konsequent vorangetrieben werden, um nicht nur den Fahrkomfort zu steigern und den Energiebedarf zu senken, sondern auch die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Tatsächliche Probleme hatte es bisher kaum gegeben: 2008 führte lediglich ein Fehlalarm zu einer Notabschaltung des Aufzugs.

Für 46 Personen ausgelegt

Die Investitionssumme für den neuen Antrieb ist mit rund 500.000 Euro beträchtlich, was auch daran liegt, dass jährlich Hunderttausende Gäste den Fahrstuhl nutzen. Er ist für 46 Personen ausgelegt und hat durch seine Historie einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Der Aufzug stellt eine der wenigen original erhaltenen Relikte aus der NS-Zeit dar – und dient gleichzeitig als Zubringer zu einer der beliebtesten Tourismus-Destinationen des Berchtesgadener Landes.

In zahlreichen Fotos im Internet ist die unvergleichliche Optik der Kabine festgehalten: Die Wände sind mit venezianischen Spiegeln und polierten Messingplatten verkleidet, dazu kommen grüne Lederpolster. Eine mechanische Uhr und ein Telefon aus Bakelit, dem ersten synthetischen Kunststoff, vervollständigen das besondere Ambiente. Änderungen an der denkmalgeschützten Kabine selbst waren nicht geplant, zumal dafür weder Bedarf noch Budget vorhanden war.

Nicht mit normalen Aufzügen zu vergleichen

Während im Wohnungsbau pro Haltestelle häufig mit rund drei Metern Förderhöhe gerechnet wird – etwa 21 Meter in einem typischen Haus mit Keller, Erdgeschoss und fünf Obergeschossen – misst die Förderhöhe am Kehlstein stolze 124 Meter. „Das ist mit nur drei Haltestellen durchaus eine Besonderheit“, bestätigt Hogger.

Otis betreut den Aufzug seit mehr als 30 Jahren. Auch das Gewicht der Kabine ist beachtlich: Eine übliche Kabine für acht Personen wiegt rund 900 Kilogramm, die Kehlsteinkabine bringt 4,4 Tonnen auf die Waage. In Sachen Geschwindigkeit spielt der Kehlsteinaufzug ebenfalls in einer anderen Liga: Während normale Wohngebäude-Aufzüge meist mit etwa einem Meter pro Sekunde fahren, erreicht die Kabine hier drei Meter pro Sekunde.

Drei Tonnen schwer

Die Modernisierung begann Ende des vergangenen Jahres unter teils widrigen Wetterbedingungen. „Wir mussten regelrecht raufgefräst werden, weil die Kehlsteinstraße massiv eingeschneit war“, berichtet ein Mitarbeiter des Bergerlebnisses Berchtesgaden. Über mehrere Wochen hinweg arbeiteten bis zu fünf Aufzugbauer und Techniker daran, die neue Antriebstechnik einzubauen. Der Hauptantrieb selbst wiegt mehr als drei Tonnen und wurde per Lkw auf den Berg transportiert, während weitere Komponenten über den Schacht nach oben gelangten.

Künftig ermöglicht ein neues elektrisches Hilfsgetriebe, den Aufzug im Fall eines Ausfalls per Notstrom zu betreiben. „Das garantiert eine erhöhte Sicherheit“, betont Hogger. Die maßgeschneiderte Technik für den Kehlsteinaufzug stammt aus Japan und wird an die extremen Bedingungen vor Ort angepasst. Bisher stand bei einem möglichen Defekt nur ein einziger Rettungsweg offen: Ein sogenannter Alimak - ein kleiner Außenaufzug von 60 auf 80 Zentimetern - diente als Notausstieg, über den maximal zwei Personen pro Fahrt evakuiert werden konnten. Der Einstieg erfolgte durch eine enge Öffnung in der Hauptkabine.

Damit kann eine Personenbefreiung direkt mit der Aufzugskabine stattfinden und dabei sowohl nach oben in das Bergrestaurant als auch nach unten in den Stollen des Kehlsteins erfolgen. Voraussichtlich ab Mai, zum Start der Sommersaison, soll die neue Antriebstechnik in Betrieb gehen. Dann können Besucher nicht nur sicherer, sondern auch weiterhin in historischer Atmosphäre die Fahrt in die luftige Höhe des Kehlsteinhauses erleben. (kp)

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