Finale Bauphasen eingeleitet
Kreisverkehr Piding: Umleitung über Walserberg steht bevor - Wird die Neugestaltung zum Politikum?
Das befürchtete Verkehrschaos ist vorerst ausgeblieben, zumindest größtenteils. Doch mit Beginn der letzten Bauphasen am Pidinger Kreisverkehr warten neue Herausforderungen. Verkehrsteilnehmer aus dem Süden müssen in Richtung nördlicher Landkreis oder Autobahn bald einen Umweg über die A8-Anschlussstelle Walserberg einplanen. Und die Gestaltung des Kreisverkehrs droht, sich zum Politikum zu entwickeln.
Piding - „Wo bleibt denn das Chaos“, mag sich manch einer gedacht haben, als er in den vergangenen Wochen und Monaten durch die Baustelle am Pidinger Kreisverkehr fuhr. Die Sorgen vor einem Verkehrskollaps waren groß, als die Arbeiten im März starteten. Auch in den Gemeinden Piding und Anger herrschte Angst vor dem Ausweichverkehr, und dann drohte noch Stau-Alarm wegen der Ferien. Doch mit Stand Mitte Juni lässt sich sagen: Es kam nicht so schlimm wie befürchtet. „Das Verkehrschaos ist größtenteils ausgeblieben. Nur die Fahrverbote, zum Beispiel für den Schwerlastverkehr auf der Ausweichstrecke Högler Straße, interessieren nach wie vor keinen“, gibt Pidings Bürgermeister Hannes Holzner zu.
Kritisch wurde es nur am Freitagmittag (11. Juni), als ein Pkw am Grenzübergang Walserberg brannte. Doch der Bürgermeister meint, dass es aufgrund dieses Vorfalls so oder so zu Problemen gekommen wäre. „Es scheint so, als haben sich alle auf die Baustelle eingestellt. Und auch von den betroffenen Geschäften im Gewerbegebiet Lattenbergstraße hält sich die Anzahl der Beschwerden in Grenzen.“
„Wie die Wilden gearbeitet“
Auch Martin Bambach vom Staatlichen Bauamt Traunstein wiederholt: Ganz ohne Einschränkungen geht es bei solchen Projekten nicht. Doch insgesamt ist man mit dem Verlauf sehr zufrieden. „Die Firmen haben wie die Wilden gearbeitet und jetzt spielt uns das Wetter gut in die Karten“, erklärt er. Doch mit dem Beginn der letzten Bauphasen wird es nochmal ungemütlich für viele Verkehrsteilnehmer.
Bauleiterin Annalena Wurmer erklärt, wie es bis dahin weitergeht: Aktuell finden die letzten Asphaltierungsarbeiten am neuen Kreisverkehr statt, der vermutlich am Montag (30. Juni) fertig wird. Bis dahin werden noch die Beschilderungen und Bankette angelegt. Am Dienstagmorgen (1. Juli) wird der Kreisverkehr freigegeben. „Wir warten extra bis 8 Uhr, damit der Berufsverkehr noch ungehindert durchfließen kann“, so Wurmer.
Vom Gabler Knoten über den Walserberg
Ab dem 1. Juli kommt es auch auf dem 200 Meter langen Abschnitt zwischen dem neuen Kreisel und der Abzweigung Urwies/Aufham in Richtung Anger zu folgenreichen Einschränkungen. Hier erhält die B20 eine neue Asphaltdecke - für beide Fahrtrichtungen. Das bedeutet laut Wurmer: „Ab dem 1. Juli muss der Verkehr aus dem südlichen Landkreis, der in Richtung Autobahn oder nördlicher Landkreis fahren möchte, für zwei Wochen am Reichenhaller Gabler Knoten auf der B21 bis zur A8-Anschlussstelle Walserberg fahren.“ Entweder geht es dann weiter auf der Autobahn oder es wird an der Anschlussstelle Piding abgefahren und in Richtung Freilassing abgebogen: Ein Umweg, der sich scheinbar nicht verhindern lässt.
Das liegt auch daran, dass dem Verkehr aus dem Norden in Richtung Süden Vorrang gewährt wird und dieser dauerhaft fließen soll. Beim ersten Abschnitt können Verkehrsteilnehmer noch die Abzweigung Urwies nutzen, doch das geht beim zweiten Abschnitt nicht mehr, wie Wurmer betont. „Der Verkehr aus dem Süden in Richtung Norden kann aber in beiden Wochen nach Anger abbiegen.“ Auch die Zufahrt zum Gewerbegebiet Lattenbergstraße ist jederzeit möglich.
Autobahnauffahrt muss frei bleiben
Dass dem Nord-Süd-Verkehr eine höhere Priorität zukommt, hat laut Martin Bambach nicht nur mit der Urlaubssaison zu tun, sondern auch mit der Autobahnauffahrt. „Wir können diese nicht einfach zusperren, da müssten wir schon ab Traunstein anfangen umzuleiten“, erklärt er, „und das wäre eine Katastrophe.“ Er geht davon aus, dass vor allem die ortskundigen Autofahrer wissen, wie sie ab dem 1. Juli fahren müssen. „Wir können es nicht allen recht machen“, wiederholt er.
Die Verantwortlichen sind optimistisch, bis zum 11. Juli mit der Baustelle fertig zu werden. Zumindest soweit, dass sämtlicher Verkehr - auch auf dem neuen Bypass von der Autobahn kommend - ungehindert fahren kann. Letzte Restarbeiten stehen dann noch aus, auch der Ersatz-Kreisverkehr wird zurückgebaut. „Das war eine tolle Idee und hat sich bewährt“, lobt er.
Gemeinderat wünscht sich mehr Gestaltungsspielraum
Bürgermeister Holzner und Pidings Gemeindegeschäftsleiterin Anette Hirsch sprachen noch eine Diskussion aus dem Gemeinderat an, in der es um die Neugestaltung des Kreisverkehrs ging. Offenbar hatte das Gremium bereits einige Ideen gesammelt und das Verwaltungsduo damit beauftragt, „noch einmal vehement dafür zu werben, mehr Spielraum zu erhalten“.
Ein großer Stein, eine Almhütte, das Gemeindewappen: Welche Möglichkeiten gibt es?
„Wo anders geht es ja auch“, soll der Tenor der Gemeinderäte gewesen sein mit Verweis auf Beispiele wie den Salzstreuer-Kreisel in Bad Reichenhall oder den Nationalpark-Kreisel bei Bischofswiesen-Strub. „Ein großer Stein, eine Almhütte, das Gemeindewappen: Welche Möglichkeiten gibt es?“, fragten sie Bambach.
Klare Absage
Dieser erteilte festen Bauwerken eine klare Absage und begründete dies mit den Sicherheitsrisiken für die Verkehrsteilnehmer. „Man muss jeden Kreisverkehr individuell betrachten: Liegt er inner- oder außerorts? Wie ist der Streckenverlauf? Das lässt sich nicht pauschalisieren“, machte er klar. Er habe sich zudem bereits mit der Polizei und der Verkehrsbehörde unterhalten, auch dort teile man seine Meinung. „Manche Kreisverkehre sind zu Zeiten mit weniger restriktiven Vorgaben gebaut worden. Die würden heute gar nicht mehr entstehen“, glaubt er.
- Das Staatliche Bauamt Traunstein informiert wie in den Wochen zuvor wieder auf der Homepage über die laufenden Bauarbeiten und die neuesten Änderungen für den Verkehr.
Zudem dürften die hohen Anschaffungskosten für solche Bauwerke nicht vergessen werden. Das Bauamt werde eine begrünte, rudimentäre Gestaltung mit Kies, Gräsern und Blumen vorschlagen, die ungefähr zweimal im Jahr gemäht werden müsste. „Doch wir stehen anderen Vorschlägen offen gegenüber. Ein flaches Gemeindewappen ist durchaus denkbar“, so Bambach. Der Aufwand dafür - Kosten, Zeit, Personal - sei jedoch nicht zu unterschätzen und die Mehrkosten müsste die Gemeinde tragen. Schließlich habe das Bauamt nicht die Kapazitäten für die dauerhafte Pflege und den Unterhalt solcher Projekte. „Und ein Kreisverkehr muss vor allem eins sein: sicher.“
Hirsch und Holzner hatten diese Erklärungen bereits dem Gemeinderat vorgetragen, doch das Gremium drängte dennoch darauf, noch einmal beim Bauamt vorstellig zu werden. Ob sich die Pidinger mit der erneuten Absage zufrieden geben, wird sich zeigen müssen. (ms)

