Oberteisendorf und Freilassing
Ein Toter und mehrere Schwerverletzte: Schlimme Unfallwoche im BGL - Warum kracht es so häufig?
Erst Freilassing, dann Marktschellenberg und Oberteisendorf: Mehrere schwere Verkehrsunfälle sorgten in den vergangenen Tagen für Aufsehen. Die Bilanz: mehrere Schwerverletzte und ein Toter. Mittlerweile stehen neue Details fest, auch zum Zustand der Betroffenen. Bereits Anfang Mai sorgte der tödliche Unfall auf der A8 am Teisenberg für Entsetzen. Auch außerhalb des Landkreises Berchtesgadener Land scheint es fast jeden Tag zu krachen, wie eine Auflistung zeigt. Doch woran liegt das?
Oberteisendorf/Freilassing - Blauer Himmel, Sonnenschein, ein Ortsschild und direkt daneben der einzige Baum weit und breit. Das unter Umständen durchaus malerische Bild in Oberteisendorf wird an diesem Nachmittag von Trümmerteilen und einem völlig zerstörten Wrack überschattet, das mitten auf der Straße steht. Es ist kein schöner Anblick, der sich den eintreffenden Einsatzkräften am Mittwoch (21. Mai) bietet. Für den 58 Jahre alten Fahrer kommt jede Hilfe zu spät, er verstirbt noch vor Ort. „Es gibt leider keine Zeugen vom Unfallgeschehen“, teilt die zuständige Einsatzleiterin der Polizei vor Ort mit.
Ein Gutachter schreitet durch die Trümmer und um das Auto herum, macht Bilder, nimmt Messungen vor. Mehrere Teile wurden weit in einen Acker hineingeschleudert, eine Autobatterie liegt einige Meter von der Unfallstelle entfernt. Am Baum zeugt die zerfetzte Rinde von der enormen Wucht, mit der das Fahrzeug dagegen geprallt sein muss. Von der Staatsanwaltschaft Traunstein wurde ein unfallanalytisches und technisches Gutachten angefordert - wie immer bei solchen schweren Verkehrsunfällen. Der Pkw wurde sichergestellt, doch bis die Ergebnisse zur möglichen Ursache vorliegen, kann es noch Tage oder Wochen dauern. „Wir können aktuell nicht mehr dazu sagen“, teilt zwei Tage später ein Beamter der Freilassinger Polizeiinspektion mit.
Notfallmaßnahmen vor Ort
Das gilt auch für den Zusammenstoß, der sich am Dienstagvormittag (20. Mai) auf der B20 bei Freilassing ereignet hat. Ein BMW geriet in den Gegenverkehr und kollidierte frontal mit einem VW Bus. Für mehrere Stunden musste die Bundesstraße komplett gesperrt werden. Zu groß war das Trümmerfeld und zu schwer die Verletzungen der beiden Beteiligten. Der 38-jährige BMW-Fahrer aus Laufen wurden lebensbedrohlich verletzt und war im Bereich der Füße eingeklemmt. Die Lage war so brenzlig, dass sich der Notarzt vor Ort für eine Crash-Rettung aussprach. Für die Feuerwehr bedeutete das, weniger Wert auf eine schonende Rettung zu legen und den Mann schnellstmöglich für die medizinische Versorgung zu befreien.
Auch die VW-Fahrerin - eine 66-Jährige aus Bad Reichenhall - wurde schwer verletzt. Weil eine Wirbelverletzung im Raum stand, musste auch hier die Feuerwehr eingreifen und die Fahrertür entfernen. Im Gegensatz zum BMW-Fahrer ging es dabei jedoch darum, die Frau möglichst schonend zu bergen. Ein Sprecher der Freilassinger Polizei geht davon aus, dass die beiden Beteiligten nach wie vor im Krankenhaus liegen. Doch eine gute Nachricht kann er vermelden: „Der Laufener hat den lebensbedrohlichen Zustand überstanden.“ Auch bei diesem Unfall wurde ein Gutachter bestellt, auch hier wird es noch dauern, bis es möglicherweise Erkenntnisse zur Ursache gibt. „Alles Weitere wäre zu diesem Zeitpunkt nur Spekulation“, so der Beamte.
Über Brückengeländer geschleudert
Ebenfalls schwere Verletzungen erlitt ein 18-Jähriger, der am Mittwochabend (21. Mai) als Beifahrer einer 16-jährigen Kleinkraftradfahrerin bei Marktschellenberg stürzte. Sie verlor die Kontrolle auf der B305 im Bereich der Kugelmühle und stieß mit dem Brückengeländer zusammen. Der 18-Jährige flog darüber und landete auf dem Abhang der Brücke. Unter Umständen hätte der Mann auch in der Berchtesgadener Ache landen können, wie eine Sprecherin der Berchtesgadener Polizei mitteilt. Die vor Ort festgestellten Verletzungen seien „nicht lebensbedrohlich“ gewesen.
Ein Blick über die Landkreisgrenze hinweg macht deutlich, dass es schon seit Wochen in der Region häufig kracht:
- Auf der A8 am Teisenberg durchbrach ein Lkw die Mittelleitplanke und prallte frontal mit einem Auto zusammen (ein Todesopfer)
- In Marktl stoppte ein Kreisverkehr eine Räuberbande spektakulär, die mit 260 Sachen vor der Polizei floh
- Im Salzburger Land forderte ein Zusammenstoß ein Todesopfer und zwei Schwerverletzte
- Bei Palling landete eine Motorradfahrerin nach einem Unfall im Gegenverkehr und hatte großes Glück
- Ein Frontal-Zusammenstoß bei Kraiburg am Inn forderte wohl mindestens eine schwerverletzte Person
Nur Zufall oder ein Trend?
Beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim heißt es auf die Frage, ob es zuletzt wirklich vermehrt Unfälle gibt oder ob der Schein täuscht: „Eine kurzzeitige Auswertung über Tage oder Wochen ist nicht repräsentativ, weshalb wir eine solche nicht anstoßen. Alle schweren Verkehrsunfälle werden von den Verkehrsexperten der Polizei, später gegebenenfalls auch von der Unfallkommission, registriert, ausgewertet und hinsichtlich eventueller Folgemaßnahmen bewertet.“
Doch Pressesprecher Stefan Sonntag bestätigt, dass langjährige Auswertungen der Statistiken in Bezug auf Jahreszeiten zeigen, dass es in den Wintermonaten weniger Unfälle gibt. Insbesondere Vorfälle mit Personenschäden seien hier rückläufig. Aber: „Im Sommer hingegen nimmt die Anzahl der Verkehrsunfälle insgesamt zu, besonders Unfälle mit Fußgängern, Radfahrern und Motorrädern.“
Eine mögliche Erklärung hat Sonntag auch parat: „Die Ursachen hierfür dürften aus Sicht der Polizei sein: bessere Wetterbedingungen, dadurch mehr aktive Verkehrsteilnehmer - insbesondere Radfahrer, Fußgänger und Motorradfahrer.“ (ms)